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04.Mär.2000



Interview mit Frank Mariak
Beim Lesen des Statusberichtes von Frank Mariak zum Projekt MorphOS (siehe hier) kam mir die Idee, Frank im Rahmen eines eMail-Interviews weitere Fragen zu dem Projekt zu stellen:

Das Interview führte: Petra Struck

amiga-news.de: Morphos ist ja ein Schmetterling aus der Morphidae-Familie und ihr habt ja auch einen Schmetterling im Logo. Wie seid ihr auf diesen Namen gekommen?

Frank Mariak: Im Dezember letzten Jahres haben wir uns überlegt, unter welchem Namen wir das Projekt der Öffentlichkeit präsentieren. Wir hatten da mehrere Namen, aber letztlich entschieden wir uns für MorphOS, da ja nicht zuletzt der aufgesetzte AmigaOS Emulationstask dafür sorgt, dem Betriebssystem ein anderes Erscheinungsbild zu geben. Das "Morph". hatte in diesem Zusammenhang weniger mit dem Gedanken an einen Schmetterling zu tun. Nichtsdestotrotz kam uns diese tropische Schmetterlingsgattung aber bei der Wahl eines aussagekräftigen Logos sehr gelegen.

amiga-news.de: Wie hat euer Team zusammengefunden und was war der Grund der Entscheidung, etwas Eigenes, Neues zu machen und nicht bei einem der bereits in Arbeit befindlichen Umsetzungen wie z.B. AROS oder PowerOS mitzuarbeiten?

Frank Mariak: Die Entscheidung, etwas Eigenes zu machen, ist von Ralph Schmidt ausgegangen. Er hat auch den Großteil dieses Projekts verwirklicht. Durch seine langjährige Erfahrung in der Programmierung mit PowerPC Hardware hat er irgendwann mit der Konzeptionierung eines eigenen Microkernels angefangen. Wir haben schon mehrere Jahre zusammen an diversen phase5 Projekten gearbeitet und der Gedanke, mich für die Portierung der CyberGraphX Grafikbibliothek auf PowerPC für die AmigaOS Emulation zu gewinnen, war da naheliegend.

Die 68K Emulation war schon längere Zeit fertig, somit war die Idee entstanden, auf diesem Microkernel eine AmigaOS Emulation aufzusetzen, die eine Weiterbenutzung des AmigaOS ohne 68K Hardware ermöglicht. Damit war sozusagen ein weiteres Projekt im Projekt entstanden, welches im Hinblick auf die bevorstehende Entwicklung weiterer PowerPC Hardware für den Amiga konkretere Formen annahm.

Im Moment konzentrieren Ralph und ich unsere Arbeit am Projekt auf die Fertigstellung der AmigaOS Emulation, wobei es jetzt nur noch im wesentlichen darum geht, diverse Betriebssystemteile in PowerPC Code nachzuprogrammieren. Wir wollen auch weitestgehendste PowerUp Kompatibilität gewährleisten, um den Umstieg möglichst einfach zu machen. Die bisher gelaufenen Tests mit vorhandenen PowerUp Applikationen sind äußerst positiv verlaufen.

Wir konnten bereits diverse Leute für unser Projekt gewinnen, so ist z.B. VaporWare daran interessiert, die bestehenden Internet Applikationen direkt zu portieren. Die anderen Leute im Team werden sich eher auf den neuen Kernel konzentrieren, der über der Emulation angesiedelt ist.

Zur Mitarbeit an Umsetzungen wie AROS oder PowerOS ist folgendes zu sagen: AROS konzentriert sich im wesentlichen auf die direkte Nachbildung des Amiga APIs, um Software auf einer Zielhardware API kompatibel kompilieren zu können. Das ist für uns nicht so interessant, denn wir wollen volle Binärkompatibität bestehender Amiga Software, aber es ist potentiell moeglich, AROS Module in den Emulationskontext zu integrieren. Desweiteren denken wir, dass das Nachbilden des Amiga APIs fuer ein neues OS uninteressant ist, da man damit die Design Probleme des alten zwangsläufig mitübernehmen muß. Auch PowerOS zielt in eine ähnliche Richtung.

Wie bereits gesagt, das bisherige Amiga Konzept und die Software wird bei MorphOS keineswegs vernachlässigt. In vielen Fällen dürfte bestehende Software sogar schneller laufen, als auf einem voll ausgebauten 68K basierten System. Auf lange Sicht wollen wir aber die Entwicklung des eigenen Betriebssystems weiter voranbringen. Initial wird aber ein Großteil der Anwender nur den AmigaOS Emulationstask unter MorphOS verwenden, das dann allerdings derart transparent, dass man die 68K Hardware nicht mehr vermissen wird.

amiga-news.de: Was ich bisher über MorphOS weiß, ist dass es sich dabei um einen modernen Microkernel mit Speicherschutz handelt, welcher unter anderem auch eine speziell angepasste AmigaOS Emulation beinhaltet. Dieser Microkernel wird die Grundlage für ein neues Betriebssystem sein. Da ich aber nicht so sehr viel von Technik verstehe, wäre es schön, wenn du uns mit einfachen Worten mal erklärst, wann der User MorphOS zum Einsatz bringen kann. Ist MorphOS z.B. mit den kommenden G3/G4 Karten nutzbar?

Frank Mariak: Momentan haben wir außer der bestehenden phase5 PPC Hardware keine Alternative. Wir haben seit Erscheinen der CyberStorm PPC September 1997 viele PowerPC Hardware Ankündigungen kommen und gehen sehen. Letztendlich haben nur CS und Blizzard PPC Karten den Weg in die Rechner der Amiga-Anwender gefunden. Ursprünglich war es natürlich geplant, MorphOS rechtzeitig zum Erscheinungstermin der phase5 G3/G4 Karten bereitzustellen. Bekannte Gründe haben dem Plan jetzt natürlich einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Wir ziehen es natürlich in Erwägung, MorphOS auch auf kommender PowerPC Hardware nutzbar zu machen, dazu muß diese aber auch erstmal zur Verfügung stehen. Hardware, die auf dem Papier oder als vereinzeltes Sample vorhanden ist, macht ein neues Betriebssystem nicht automatisch nutzbar. Sollte Interesse eines Herstellers an einer Anpassung bestehen und konkrete Pläne bzw. entsprechende Hardware vorhanden sein, so sind wir gerne bereit, die Möglichkeiten zu evaluieren.

Auch eine Anpassung an die Motorola PowerPC Referenz-Plattformen bzw. IBM POP haben wir in Erwägung gezogen. Grundsätzlich könnte MorphOS incl. der AmigaOS Emulation auch ganz ohne Amiga Hardware auskommen. Entsprechende PowerPC Mainboard Hardware ist aber quasi nicht aufzutreiben und schon gar nicht in Stückzahlen verfügbar, sodass derartige Überlegungen erstmal zurückgestellt sind. Die Emulation kann im Prinzip auch auf anderen CPUs und Betriebssystemen laufen.

amiga-news.de: Das hört sich ja sehr vielversprechend an. Soweit ich weiß, hat doch Thomas Rudloff, der sich jetzt um die G3-Karten bei Met@box kümmert, selbst mal bei Phase5 gearbeitet. Da müßte es doch relativ einfach sein, einen Kontakt mit Met@box herzustellen, um z.B. einen Prototypen zu bekommen. Habt ihr in dieser Richtung mal "vorgefühlt"?

Frank Mariak: Ich hatte letztes Jahr in einem sehr frühen Stadium der amijoe G3-Karte Kontakt zu Thomas Rudloff. Zu dem Zeitpunkt war nach meinem Eindruck mehr oder minder klar, dass für die 68k Emulation eine eigene Lösung favorisiert werden würde. Letztendlich wurde dann wohl PowerOS ausgewählt. Seitdem hatte ich keinerlei Kontakt mehr zu Met@box bzw. Thomas Rudloff. Hätte Interesse seitens Met@box bestanden, so wäre man sicherlich auf uns zugegangen.

Nichtsdestotrotz besteht ja nach wie vor die Möglichkeit, eine Anpassung vorzunehmen. Das einzige Problem dürfte sein, dass uns zur Zeit keine Zielhardware, weder ein A1200, noch eine entsprechende PowerPC-Karte zwecks Evaluation zur Verfügung steht.

amiga-news.de: Ist MorphOS Freeware, Shareware oder ein kommerzielles Projekt? Falls Shareware oder kommerziell schließt sich natürlich die Frage nach dem Preis an.

Frank Mariak: MorphOS wird weder Freeware noch Shareware werden. Wir könnten uns ein Bundle mit zukünftiger PowerPC Hardware vorstellen. Für Besitzer von CyberStorm bzw. Blizzard PPC Hardware wird es eine voraussichtlich eine CD zu kaufen geben, deren Preis noch nicht 100%ig feststeht.

amiga-news.de: Frank, ganz herzlichen Dank für deine Ausführungen und vor allem für die superschnellen Antworten. (ps)

[Meldung: 04. Mär. 2000, 08:00] [Kommentare: 0]
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