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amiga-news.de Forum > Amiga, AmigaOS 4 > Mein Leben mit der "Freundin" [ - Suche - Neue Beiträge - Registrieren - Login - ]

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29.06.2008, 12:45 Uhr

ScoreAddict
Posts: 17
Nutzer
Vorwort:

(Eigentlich fehlt in diesem Forum noch eine Ecke für "Persönliche Geschichten und Erfahrungen". Und wo man sich als Teilnehmer auch mal vorstellen kann! Herr Moderator! *zwinker*)

Nachdem ich hier schon die Reaktivierung meiner "Freundin" ausführlich wiedergegeben hatte, fiel mir die letzten Tage immer mehr zur Vorgeschichte meiner Amigas an sich ein.

Also habe ich mir die Mühe gemacht und alles aufgeschrieben, an das ich mich im Zusammenhang mit diesen Rechnern noch erinnern konnte (und auch einiges mehr).

Zur Nostalgie gehört immer auch die Erinnerung (und wohl auch die Verklärung) und andere haben wohl ähnliche Geschichten erlebt.

Hier ist meine...



Ich und die "Freundin"


1. Max Headroom

Das Jahr war 1985. Alles war noch irgendwie frisch und neu. Ich war als freier (lies: unbezahlter) Mitarbeiter in einem Computerladen tätig.

Eigentlich bedeutete das die meiste Zeit herumzusitzen und mit anderen Gleichgesinnten Erfahrungen auszutauschen bzw. an Rechnern herumzubasteln. Bis dann mal wieder Arbeit für uns "Vasallen" kam und man sich den weiteren Aufenthalt im Laden - samt seiner diversen Vorteile als "Knowledge-Base" - verdient hatte.

Von einem Computer namens "Amiga" hatte ich so gut wie noch nichts gehört. Mein persönliches Interesse galt damals vorrangig meinem C64 (samt Floppy), den ich am Ende dieses Jahres endlich mit einem gesockelten eEPROM ("FAST KERNAL") zum Schnelladen "überreden" würde!
(Dieser lausige Schnellader wurde mir von zwei miesen Abgreifern zum Wucherpreis angedreht und motivierte mich massgeblich dazu, selber mehr an der Hardware meiner Rechner zu basteln. Doch mehr davon ein andermal.)

Topaktuell und im Laden auch (1x) präsent war der Apple Macintosh. Ein schönes Gerät, das man gelegentlich mal einem Kunden vorführen durfte (und dessen Disketten danach immer in Windeseile in einer abschliessbaren Schreibtischschublade verschwanden). Allerdings störten mich ein paar Dinge daran. Zum einen war die Grafik nur in Schwarzweiss - wenn auch schöner als bei meinem C64. Was an Spielen dabei war, sah aber allesamt mehr nach "Mine Sweeper" aus (also mehr für Büroangestellte). Und dann war da natürlich der Preis! Mit 10.000,- DM weit jenseits von meinen Möglichkeiten!

Mein Dad überraschte mich eines Tages mit der Meldung aus einer Zeitschrift (ich denke es war der STERN) über einen neuen Wunderrechner namens "Jackintosh". Ausgerechnet mein Dad! Was (zumindest nach seiner Aussage) wie ein billiger, illegale Nachbau des Macintosh klang (das sollte es dann auch noch geben), erwies sich später als der erste Atari ST! Doch davon wusste ich zu dem Zeitpunkt natürlich noch nichts. Der "Jackintosh" wurde ein bisschen im Laden diskutiert, aber schnell wieder als "nicht legale Billigkopie" oder "genauso unbezahlbar wie der Apple" verworfen.

Dann stand eines Tages der erste Amiga (1000) im Laden! Frisch vom Grosshändler eingekauft und hingestellt. Vom Aufbau her erinnerte mich die Maschine an den Commodore 128D - flott und professionell. Mehr ein Bürogerät als ein Home Computer. Auch wenn ich mit den IBM-Keyboards zu der Zeit nicht viel anfangen konnte und mir das 3,5"-Laufwerk allenfalls ein Stirnrunzeln entlockte. Als ich zur Vorführung dazukam, wurden gerade die Workbench und die Amiga-Ball-Demo präsentiert (kann auch der Jongleur gewesen sein, ist schon lang her). Sehr schön! Und so bunt! Und der Ton ist auch gut. Nur der Preis zerstörte dann schnell jegliche Illusion: 5.000,- DM. Autsch!

Am gleichen Tag schaltete jemand die Maschine noch einmal an und (da die Kickstart Diskette immerhin verfügbar war), konnte man zumindest das Disketten-Symbol minutenlang bewundern. "Na grossartig! Anschalten und nix drauf? Wie beim Macintosh!" dachte ich mir.

Für eine erste Begegnung gewiss ein etwas fader Eindruck.


2. Schritt für Schritt kommt man sich näher

Mitte des nächsten Jahres (1986) lernte ich einen sehr technikbegeisterten Menschen kennen, dessen Bruder sich gerade einen Amiga (1000) gekauft hatte. Während wir Jungspunde also an unseren C64 herumbastelten (Speeddos war der Hit!), liess dieser schon so richtig die Kuh fliegen! So habe ich dann das erste Mal ein Spiel auf einem Amiga gesehen - THE PAWN! Und es haute mich vom Hocker! Dieser SOUND, diese GRAFIK! Die Musik habe ich mir gleich mal auf Kassette aufnehmen lassen und keiner meiner Kumpel wollte mir glauben, dass dieser Stereosound von einem Rechner ohne MIDI und Synthesizer kam! Da der grosse Bruder aber ausgerechnet in dem Jahr von zuhause auszog, blieb das auch der einzige Kontakt von der Seite.

Aber genau zu dieser Zeit schafften sich dann meine computerbegeisterten Nachbarn auch einen Amiga (1000) an! Das war nur drei Häuser neben unserem! Damals liess ich mich dort vor allem zum Videoschauen blicken und jetzt auf einmal hatte sich die Mutter des Hauses so eine Wundermaschine zum "vernünftig arbeiten" angeschafft!

Für satte 3.500,- DM (inkl. Zubehör!) war der Spass für einen Schüler
allerdings eine ganze Nummer zu gross! Der Monitor war übrigens eines dieser fürchterlichen Philips-Teile, die ich bereits auf den ersten Blick nicht mochte. Der sah schon neu irgendwie schäbig aus.

Da das Verständnis von Muttern gelegentlich ein bisschen gehemmt war, sprang der älteste Sohn willig in die Bresche und so landete der Amiga am Anfang die meiste Zeit in seinem Zimmer. Jetzt bekam man mal ein bisschen mehr davon zu Gesicht. Allerdings war der Grosse vorrangig an Anwendungen interessiert, da Muttern ja auch geholfen werden musste!

Da die Kids in dem Haus in den Ferien aber auch fleissig arbeiteten, holte sich der Älteste kurze Zeit später seinen eigenen Amiga - einen sagenhaften Amiga 2000! Mit einem ganzen MB RAM (500 Chip, 500 Fast)! Wow! Irre! Und dazu... noch einen Philips-Monitor. Würg!

Nun konnte man also zumindest mal jemanden besuchen, der einen Amiga daheim hatte, nicht schlecht.


3. Der Beginn einer verhängnisvollen Affäre

1987 erlebte das Ende meines C64. Vermutlich waren es die endgültig ausgeleierten Sockel, die mir meine CIAs (MOS 6526) ruinierten, oder ich sah einfach keinen Sinn mehr, noch mehr Geld in dieses vier Jahre alte Gerät zu stecken.

Bis zur Mitte des Jahres hatte ich die Misere noch hingenommen, dann kam das elektronische Moratorium und die folgenschwere Entscheidung, endlich eine neue Maschine anzuschaffen. Zu dem Zeitpunkt kannte ich schon eine Reihe von glücklichen Menschen mit Amiga 500. Ich fühlte mich aber zu "Höherem" berufen und bekniete meinen Dad von daher solange, bis er mir einen Amiga 2000 finanzierte. Ohne den Nachbarn, seine Anwendungen und die magische Wirkung des A2000 (1MB RAM!) hätte ich das sicherlich nicht gemacht!

Für 1.650,- DM wurde ich dann glücklicher Besitzer meines ersten Amigas! Der Verkäufer meinte auf die Frage meines Vaters, ob das denn ein gutes Gerät und das Geld wert wäre, lakonisch, es wäre "halt ein Commodore". Wohl wahr gesprochen! Weniger schön fand ich hinterher noch den hämischen Kommentar eines bornierten Lackaffen, da wären bei mir "noch immerhin 300,- DM Gewinnspanne drin gewesen". Geh lieber tanzen, Äffchen!


4. There are no problems, only solutions!

Da stand er also jetzt endlich daheim, mein eigener Amiga! Und schon gingen die Probleme los... einen Monitor konnte ich mir dazu nämlich nicht leisten - noch nicht einmal einen Philips (würg!). Also musste der A2000 an den Fernseher! DAS wäre an und für sich ÜBERHAUPT kein Problem, wenn ich nicht AUSGERECHNET einen Grundig-TV gehabt hätte!

Dieser tolle Fernseher (Bild spitze, hat über 10 Jahre gehalten!) konnte das Amiga-Signal über SCART nur solange verarbeiten, solange ein Schalt-IC *nicht* einen bestimmten Hitzegrad erreicht hatte! Danach "verlor" das Gerät auf einmal das Signal, das Bild fing an durchzulaufen und der Fernseher schaltete sich nach zwei Minuten einfach ab! Aaargh!

Wir sind deshalb irgendwann mal zu einem Fernsehtechniker getigert (der mir das natürlich partout nicht glauben wollte) und ich musste es ihm vorführen! Da der ältere Herr eine recht kühle Werkstatt hatte, klappte das erst mit geöffneter Chassis und einem Fön. Aber dann war er baff! Dummerweise fand er auch recht schnell heraus, dass das ein Problem der ganzen Baureihe und nicht des Geräts an sich war! Nix zu machen also. Es stand übrigens auch auf der Packung des Amiga-an-Scart-Kabels: "Für Grund-Fernseher nicht geeignet!" Liest so einen elenden Kleindruck eigentlich mal einer rechtzeitig?

So kam es also, dass ich bis 1990 hinter meinen Fernseher einen Ventilator stellen musste. Ja, man macht was mit!


5. Kleine Probleme, grosse Probleme...

Von Bild- und Gradwanderungen einmal abgesehen, war 1987 noch nicht zuende! Das Disketten-Elend lauerte schon um die nächste Ecke auf mich!

Bei meinem Amiga waren noch 30 Disketten als "Startmitgabe" mit dabei. Diese Commodore-Disketten waren von einer sagenhaft schlechten Qualität! Die meisten haben noch nicht einmal das zweite Mal formatieren überstanden und nach einem Jahr war keine einzige mehr von ihnen intakt! Und die meisten anderen Marken waren dbzgl nicht wesentlich besser (sogar noch bis weit in die 90er Jahre hinein).

Das war aber nicht der Knackpunkt!

- 10 3,5" (DD) Disketten kosteten damals sagenhafte 25,- DM (in Worten: Fünfundzwanzig Deutsche Mark)

- 10 5,25" Disketten bekam man schon für 5,- DM (in Worten: Fünf Deutsche Mark)

Schon vorher war mir klar, dass ich die Leerdisketten meines C64 gern weiter nutzen würde. Und prompt las ich kurz darauf, dass es auch für den Amiga entsprechende 5,25"-Laufwerke gäbe! Für 240,- DM habe ich dann zu Weihnachten ein solches Laufwerk als externen Drive bestellt. Und das funktionierte auf Anhieb wunderbar!

Und, ist das jetzt schon das Ende dieses Abschnitts? Ende gut, alles gut? Neeeein. Natürlich nicht! Da mein Amiga 2000 damals noch mit Kickstart 1.3 bestückt war, konnte man nicht von diesem externen Laufwerk booten! Das habe ich aber erst DANACH herausgefunden.

Wen hätte man damals auch fragen können? Die Nachbarn hatten nur interne Laufwerke und dann grundsätzlich nur 3,5" (mit den diversen Read/Write-Errors inkl.).

Also wurde noch für 40,- (!) DM ein Boot Selector angeschafft. Als ich das bisschen Sockel + Kabel + Schalter sah, befiel mich das Gefühl des Mannes, der die Katze im Sack gekauft hat.

Davon abgesehen, dass ich als Amiga-Frischling jetzt erstmal das Gehäuse (inkl. Garantiesiegel) öffnen, die Laufwerksebene abschrauben und abnehmen, diverse Kabel abstecken und dann den 8520 (hallo CIA!) erst ent- und dann wieder be-sockeln musste. Und danach natürlich alles wieder zusammenbauen!

Hui! Das war ein Muffensausen! Nur mit purer Dreistigkeit und reinem Willen zur Konzentration zu überwinden!

Und dann... ging es nicht. Ein Kabel beim Abbau des Schalters am Schalter abgerissen. Zum Glück konnte ich da schon (zumindest laut Zeugenaussagen) ein bisschen besser löten. Au-ha. Am Ende aber... ging es dann. Puh!

Letztendlich war das 5,25"-Laufwerk mit die beste Anschaffung - bis ich mir 1991 meine Speichererweiterung holte. (Und es gab bis zum Schluss meiner A2000-Zeit nur vielleicht fünf Spiele bzw. Programme, die mit dem Format nicht zurechtkamen. Gute Quote!)


6. Spielerisch erlernen

1988 habe ich den Rechner dann endlich mehr zum Arbeiten als zum Spielen genutzt. Ja, das hat eine Weile gedauert!

Bis dahin mussten erstmal diverse Einflüsse auf mich "wirken" - und vor allem auch der Druck da sein, mal einen Text auf dem Gerät zu verfassen bzw. die Workbench anzuwerfen.

Immerhin hatte ich dann auch schnell einen Ruf als "Wunderheiler" und "Amigaflüsterer" weg, da ich (dank meiner Nachbarn) immer über die neueste Version von VirusX verfügte und so zahlreiche Amiga 500-Inhaber (bzw. deren Disketten) von ihren "Infektionen" kurieren konnte. Ich habe mal bei einem Schulkameraden ca. 50 Disketten desinfiziert, auf denen sich pro Diskette im Schnitt 3 (in Worten: drei) verschiedene Viren befanden!

Problematisch wurde dann nur der Ausdruck meiner gestammelten Werke. Da ich noch keinen Drucker hatte, musste ich die Texte erst einmal dem Nachbarn umkopieren, der sie mir dann mit einem Tool (keine Ahnung, was das genau war) in ein MS-DOS-Format umwandelte und so der breiten Menschheit zugänglich machte. So konnte ich dann z.B. die Schülerzeitung um meine bösartigen und hinterhältigen Glossen bereichern. Harhar!


7. Exkurs 1: Was war so besonders am Amiga?

Der Amiga "fühlte" sich damals im Vergleich zu den vorherigen Maschinen wirklich anders an. Es war ein erhabenes Gefühl (vermutlich auch weil die Kiste so teuer gewesen war).

Und man genoss diesen psychedelischen Sturm aus Farben und Ton, der da beim Spielen (oder guten Demos) auf einen einwirkte. LSD auf Computerchip-Basis!

Die damaligen Systeme konnte man relativ klar in ihre Anwendertypen differenzieren:

- Atari? Für Musiker. ("Was interessieren mich bunte Farben, ich will SOUND!")

- MS-DOS PC? Für Büromenschen. ("Die Excel-Tabelle muss bis morgen fertig sein, sonst verlieren wir die Marge!")

- Apple? Für reiche Exzentriker. ("Lege ich mir jetzt ein Solarzellendach zu oder rette ich lieber ein paar Robbenbabies?")

Der Amiga war eindeutig für Hippies! ("Reich mir die Diskette! Aah! Ooh! Diese Farben, diese Töne... Groovy! Can you dig it, man?").

Die Arbeitsoberfläche und das Handling der Workbench 1.3 fand ich als Anfänger kryptisch und selbst heute erscheint sie mir (ohne Handbücher) ziemlich... benutzerunfreundlich. Hmm. Sicherlich subjektiv!

Spiele waren das, was der Amiga auf den ersten Blick am besten konnte! Und auch auf den zweiten und dritten. Und als dann Cinemaware auf die Menschheit losgelassen wurde, war zum ersten Mal das Gefühl im Raum, dass diese Maschine Kino zuhause möglich machte!

Sicherlich, bis zum echten "Multimedia" war es noch ein Stück (man brauchte mitunter schon mal 1 Megabyte dafür). Aber die Tür dahin war ein Stück offen - und man stand mit dem Amiga direkt davor, in der ersten Reihe!

Mein erstes Spiel für den Amiga war ULTIMA IV von Origin. Paradoxerweise war genau das auch mein letztes C64-Spiel! Ich hatte es erst auf dem "Kleinen" gekauft und jetzt schaffte ich es mir für den "Grossen" an. Kein gutes Vergleichsspiel irgendwie. Grafik und Sound lagen nicht soo weit auseinander. Aber ich habe es auch auf dem Amiga durchgespielt! Das letzte Ultima, das ich gut fand. Ultima V war kein guter Wurf und hat meinen Nachbarn jedesmal beim Speichern die Charakter-Disketten ruiniert (irgendein dummer Fehler der Programmierer).

Die erste Spiele-Enttäuschung war übrigens ausgerechnet DEFENDER OF THE CROWN von Cinemaware! Das hatte ich schon auf dem C64 exzessiv gespielt und war sehr gierig auf die "bessere" Version! Leider ist ausgerechnet die aussen hui und innen pfui und bei weitem nicht so ausgereift, wie das 8-Bit Pendant!

PIRATES! von Microprose hingegen ist bis zum heutigen Tag eines meiner absoluten Lieblingsspiele und allein schon deshalb wird der Amiga wohl immer einen besonderen Platz in meinem Herzen, äh, auf meinem Tisch haben!


8. DOSen-Pfand!

Der Anfang der 90er Jahre war computermässig vor allem durch den Aufstieg der MS-DOS-Rechner gekennzeichnet.

Mit den 386er-Systemen kam zum ersten Mal eine Generation von IBM-PC auf den Tisch, die den meisten Amigas bzgl. Rechenleistung eindeutig überlegen war. Wenn's auch ansonsten bei Grafik und Sound noch eher mau aussah.

Mein Dad schaffte sich (Ende 1989) für seine Arbeit eine solche Maschine an. Knapp 10.000,- DM hat er für seinen 386DX40 + Monitor + Drucker + Software hingelegt. Der Monitor war übrigens ein 14" NEC Multisync 3D! Was für ein Zufall!

Was hingegen kein bisschen Zufall war, war war der Umstand, dass ich als "Computerversierter" das Ding betreuen musste! Denn Papi konnte ausser mit seiner speziellen Software nichts damit anfangen! Bis ich das Spiel X-WING 1993 zu Gesicht bekam, habe ich die PC-Geschichte nicht weiter ernst genommen. Mehr was für's Büro. Piep piep.

Der Amiga bot mir erstmal alles, was ich brauchte!


9. "Brains! More Brains!"

Ende 1990 hatte ich mit dem Studieren angefangen und zum "Auftakt" - bzw. zum "vernünftigen" Arbeiten - endlich einen 1084S Monitor angeschafft.

Im Frühjahr 1991 wiederum kam ich zu dem Schluss, es wäre an der Zeit für eine Speichererweiterung. Bisher hatten mir die 1 MB gereicht, aber in der letzten Zeit war beim Arbeiten mit diverser Software das Gefühl entstanden, das könnte noch ein bisschen besser gehen!

Gesagt, getan, wurde eine fette 8 MB-Speichererweiterung angeschafft! 320,- DM? Irgendsowas habe ich noch in Erinnerung! Das Board war auf jeden Fall bis zur Kante mit Zips bestückt.

Und das Wunder geschah... die Workbench machte richtig Spass! PIRATES! konnte man so z.B. komplett von der RAM Disk aus spielen.

Bis dahin war aber auch schon einiges an Programmen aufgetaucht, die entsprechend höhere Kickstart-Versionen erwarteten und ich hatte in weiser Voraussicht mein System um die Fat Agnus-Erweiterung bereichert (im Prinzip wurde mir da für einen sehr fairen Preis das komplette MB gegen eine ECS-Revision ausgetauscht) und auch gleich noch eine Kickstart-Umschaltplatine (1.3 und 2.0) angeschafft. Mit dem RAM zusammen war das eine feine Sache!

Gleich darauf aber, im Sommer 1991 brach die Begeisterungskurve dann steil ab, als mich andere Dinge ziemlich gründlich von der "Freundin" ablenkten - und die Kiste blieb eine ganze, lange Weile aus!

War ich erwachsen geworden? Drohte schon das Ende meiner Jugend? Oder waren es die sog. Wechseljahre?


10. Wahre Liebe rostet nicht!

Nein, nur ein Intermezzo! Ende 1992 rückte der Amiga wieder stärker in den Fokus.

Ein besonders windiger Kumpel von mir wollte damals unbedingt auch einen Amiga zum Spielen. Ich hätte ihm da rundheraus einen Amiga 500 empfohlen und gut ist! Stattdessen kam er mit einem gebrauchten Amiga 2000 von einem Arbeitskollegen daher und zog mich - als Fahrer, Abholer und "Amiga-Experte" - mit in die Sache!

In dem A2000 steckte nicht nur ein zweiter 3,5" DD, sondern auch noch eine Golem-Filecard mit einer 40MB-Platte! Genau diese Hardware kaufte ich ihm dann ab. (Später hat er behauptet, ich hätte ihn da über den Tisch gezogen. Davor hatte ich ihm gerade ein 5,25" Laufwerk für 20,- DM besorgt - inkl. Abholung, sowie Zusammen- und Einbau eines Boot Selectors. Undankbarer, elender Saftsack!)

Mit einer Festplatte liess es sich nun wirklich komfortabel arbeiten! Und dann schaffte ich mir zum krönenden Abschluss endlich einen Drucker an.


11. Mehr Aufrüstung statt Abrüstung!

Immer häufiger sass ich zwischenzeitlich am PC meines Dads, wenn ich mal bei meinen Eltern zu Besuch war.

Nicht dass ich übermässig von den Kisten begeistert gewesen wäre. Für Textverarbeitung war das Ding ja ganz nett. Aber in der Freizeit? Leisure Suit Larry mit EGA/VGA-Grafik und Pieps-Sound? Erst X-WING brach 1993 das Eis und ich holte mir für den Kasten mehr Speicher (SIPPs!), die erste Soundkarte und den ersten Joystick ("Wie? Was? Kalibrieren? Einen JOYSTICK???"). Nein, so etwas wie X-WING gab es am Amiga leider nicht!

War ich abtrünnig geworden? Der dumpfen Seite der Macht verfallen? Würde mir eine Krawatte wachsen und ich Bügelfalten in meine Jeans
machen? Ja, es stand in der Tat schlecht um mein Seelenheil! Doch dann begegnete mir Bruder 'Dude' vom Orden der reformierten Amigianer
und zeigte mir den Weg! Fat Agnus, Paula und Denise in Guru Mediation auf Ewigkeit, Amen!

Was geschah wirklich? Durch einen der üblichen, dummen Zufälle lernte ich 1993 meinen ersten seriösem Amiga-Anwender kennen (der Nachbar zählt nicht, Textverarbeitung am Amiga ist nicht seriös!).

Zum ersten Mal sah ich einen hochgerüsteten Amiga 3000T in Action! Mit Grafikkarte, Festplatte, VLab, Modem, 17" Multisync-Monitor, Tintenstrahldrucker, optische Maus. Wow! Der Mensch machte damit Dinge, die man mit einem PC so (noch) nicht machen konnte! Und es war ein Amiga - (fast) so wie meiner!

Mächtig gut gefiel mir auch die Modem-Geschichte mit entsprechendem Zugriff auf Mailboxen, Ami- und FIDO-Net. (Das war alles noch vor Internet, liebe Junglinge!)

Die Reaktion? Ich lies mich mächtig infizieren! (Es gibt tatsächlich so etwas wie "Amiga-Fieber".)

Im Herbst schaffte ich mir eine Turbokarte an. Selige Rotstift-Zeiten! Die GVP mit 68EC30/40 MHz (+ 4MB RAM, SCSI-Anschluss) kostete mich 1580,- DM. Als zweiter Streich kam ein ZyXEL-Modem für 720,- DM hinzu. Und die darauf folgenden Telefonrechnungen gaben meinen Finanzen erstmal den Rest!

Aber der Nutzen war auch unvergleichlich! Mit einem Modem kam auch der Kontakt zu den Communities, PD-Software, Wissensaustausch, Amiga-/Computervereine, Kleinanzeigen, Usertreffen... Amiga Life im Overdrive!

Textverarbeitung und Hardwarebasteln am Amiga wurden etablierte Normalität, mit der ganzen Welt wurde (wenn auch noch nicht online) kommuniziert, Video-Nachbearbeitung (mein eigenes VLab!) aufgezogen. Ein Rausch der Sinne! Oh, und nebenher noch weiter studiert...

Paradoxerweise half mir gerade die bessere Organisation im Computerbereich! Hausarbeiten und Referate verfassen, war alles kein Problem mehr! Zweigleisig arbeiten problemlos dank Erfahrungen mit PC und Amiga. (Dank der entsprechenden Reputation und Fachkenntnis wurde ich 1994 vom Fleck weg als studentische Hilfskraft angeheuert!)

Währenddessen ging es mit dem Aufrüsten weiter! Die 40MB-IDE-Platte war schon recht nett, aber bald kam eine schnelle 120 MB Quantum ProDrive dazu (ursprünglich für den PC, dafür war sie mir dann aber zu schade). Dann wollte ich mehr Speicher für die GVP, also nochmal 220,- DM für die nächsten 4 MB RAM! Einen Multisync-Monitor (wieder ein NEC 3D) sowie einen Flickerfixer besorgte ich mir günstig gebraucht. Oh, und der nette Mensch hatte auch noch einen 68030/50MHz übrig! MMU... ich komme!

Um endlich auch den SCSI-Controller der GVP nutzen zu können, habe ich nach einer entsprechenden Platte gesucht und hatte irres Glück! Aus einer Insolvenz wurde mir eine neuwertige Micropolis 1GB für 720,- DM (!) angeboten. Diese Platte hatte damals noch 4 Jahre Restgarantie und steht bei mir - immer noch in funktionstüchtigem Zustand - im Schrank! Qualität hat wirklich ihren Preis!


12. Exkurs 2: Wie war das Arbeiten mit dem Amiga?

Das ist gar nicht so einfach zu vermitteln in Zeiten von 512MB/DDR2 GPUs, 64Bit-Quadcores, Windows Vista und KDE/GNOME!

Der "normale" PC kam damals als 386er/486er mit DOS und Windows 3.1 daher. Eine oftmals friemelige Sache, da Treiber korrekt in den Systemstart-Dateien (AUTOEXEC.BAT und CONFIG.SYS) installiert werden mussten und man dabei auf diverse Adressen (IRQ, DMA) aufpassen musste! Vor allem Soundkarten konnten einem in der Hinsicht den ganzen Tag versauen! Und sogar die Maus benötigte einen Treiber.

Die Auflösung lag (aufgrund der vorherrschenden 13"-15"-Grössen bei den Monitoren) bei 640x480 (800x600 vielleicht mal bei Spielen oder aufwendigen Grafikprogrammen). Besser als beim Amiga? Ja, aber man hatte optisch nicht so recht den Eindruck. Es kam einem an einem VGA-Monitor "pixeliger" und irgendwie weniger farbenfroh vor! Subjektiv? Definitiv!

Die Einbindung von Hardware war auf dem Amiga hingegen ein wahres Vergnügen! Reinstecken und wohlfühlen kann man da nur sagen! Echtes Plug & Play gab es so schon ab 1986! Klar, auch hier musste man das Startup entsprechend ergänzen (wenn es keine Installationsroutinen gab), aber Adressenkonflikte wie am PC sind mir in der ganzen Zeit fast nie begegnet!

Das Handling der Workbench war sehr modern und dem von Windows 3.1 sicherlich überlegen! Vieles erinnerte mich beim Amiga-Desktop an den Macintosh (die ja wiederum beide von Unix inspiriert sind). Selbst das grossmäulig angepriesene Wunder-Windows 95 war für uns Amiga-Kenner dbzgl. nicht mehr wirklich "neu". Alles schonmal gesehen!

Mit einer Grafikkarte und/oder Multisync-Monitor konnte man nicht weniger komfortabel und professionell arbeiten als an einem PC. Diverse Erweiterungskarten ermöglichten sogar die voll kompatible PC- UND Macintosh-Emulation ZUSÄTZLICH und parallel zum Amiga! Na gut, prinzipiell rüstete man da auch einen Zweitrechner per Steckkarte nach...

Musik machen war auf dem Amiga die längste Zeit den DOSen überlegen. Entsprechende MIDI- und Soundkarten liessen einen sogar später noch gleichziehen und softwareseitig war es da auch gut bestellt. (Allerdings meinten einige meiner Musiker-Freunde, sie würden dennoch lieber Ataris bevorzugen. Siehe oben!)

Softwareseitig gab es für den Amiga eine enorme Auswahl an guten, z.T. auch kostenlosen Programmen. Shareware begegnete mir als Konzept übrigens erstmals auf einem PC - und "Crippleware" usw. war auf dem Amiga eher die Ausnahme!

Auch bzgl. Zeitschriften und Büchern war man gut versorgt, wobei FIDONET oder eine entsprechend gut besuchte BBS im Fall des Falles sicherlich die bessere Lösung für Hilfestellungen bei Problemen darstellte!

Als Bürolösung war der Amiga eigentlich unterfordert. Seine Stärken lagen mehr im Grafik- und vor allem Musik- und Videobereich. Für Textverarbeitung habe ich die Maschine ab 1994 eher weniger genutzt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon einen PC als Zweitrechner. Ja, denn die Chose mit WORDSWORTH und WYSIAWYG ("What You See Is *Almost* What You Get") hatte mir den Nerv getötet! Und ich wollte auch zuhause mit MS Office arbeiten, das an der Uni (leider) der Standard war. Das hatte Ursachen (und natürlich auch Konsequenzen), die man als Amiga-Fanatiker erst einmal gar nicht wahrhaben wollte!

Wir "Profis" waren im Prinzip die absolute Speerspitze in einem Meer aus dumpfen Zockerdeppen. Die Mehrheit sah noch nicht einmal einen Sinn darin, sich eine Speichererweiterung für ihren Amiga 500 zu holen! "Das ist doch nur ein Spielecomputer!" Und genau das würde den Amiga am Ende in den Arsch beissen! Denn die reinen Spielekonsolen würden dieser Klientel viel besser in den Kram passen und diverse Softwarefirmen konnten sich so feige mit dem Hinweis vom Acker machen, es würde ja "zuviel kopiert".


13. Die Party geht langsam zuende...

1994 war ein fürchterlich aktives Jahr! Ich kam ordentlich in der Gegend herum und lernte immer mehr Amiga-Besessene kennen. Die Mehrheit der User auf den entsprechenden BBS-Usertreffen verfügten über einen Amiga!

Auch solche Monstrositäten wie die Incubus-BBS in Würzburg (40 Lines an einem A4000 unter CNET!) festigten in einem das Gefühl, dass mit dem Amiga alles nur gut gehen würde und fast die ganze, vernünftige Menschheit auf Amiga setzte.

Die Insolvenz Commodores war von daher kein Schlag ins Kontor. Man ging ja nicht davon aus, dass so eine gute Sache von einigen debilen, habgierigen Idioten in Anzügen ruiniert werden könnte! Und die deutsche Firma Escom sprang ja auch gleich heldenmutig in die Bresche. Die Realität sah ein bisschen anders aus...

Ein Vorbote der kommenden Dinge folgte Weihnachten 1994. Da stolperte ich in einem Grossmarkt über ein echtes Schnäppchen! Ein CD32 für 150,- DM! Damals hatte ich schon mit einem AGA-Amiga geliebäugelt, aber der dick aufgemotzte A2000 hielt mich davon ab. Nur wegen ein paar Programmen und Spielen einen dritten Rechner anschaffen? Ich hoffte mehr auf einen AGA-Kit zum Nachrüsten.

Nun stand ich aber vor einem Stapel CD32-Kartons (bei der Kasse - gnau da, wo man Süssigkeiten immer strategisch für die Kleinen plaziert) und zögerte keine Sekunde! "We wish you a merry christmas!"

Das CD32 würde ich mir heute übrigens wieder kaufen. Und wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich gleich den ganzen Stapel mitnehmen! Ähm. Wie auch immer.

Ein wesentlicher Motivator waren dabei die bereits angekündigten Erweiterungen, von denen mich übrigens die MPEG-Karte am allerwenigsten interessierte! Ich hätte sie sogar noch zu einem Spottpreis haben können und habe verzichtet. Aua! Nicht schlagen!

Nein, mir ging es vor allem um das SX1! Einen vollwertigen Amiga aus dem CD32 zu machen, war mein wesentlicher Wunsch.

Und schon im nächsten Jahr ging er in Erfüllung...


14. Was Schnösel nicht lernt, lernt Ohrfeigengesicht nimmermehr!

Die Bestellung erfolgte bei einer robusten Firma in Berlin, nachdem ich wochenlang einen Versender gesucht hatte, der das Ding auch ohne leere Versprechungen herbekommen konnte. Aber dann stand es eines Tages wirklich auf meinem Tisch! Haha, es war wieder wie 1987 und die Probleme fingen erst an...

Servicewüste in Deutschland! Unendliche Weiten! Wir schreiben das Jahr 1995. Ein Mann sucht dringend Hardware in seiner Stadt.

Das SX1 hatte ein paar geniale Ansätze, auch wenn es über keine CPU-Erweiterungsmöglichkeiten verfügte. (Das SX32 kam leider erst später.) Aber das störte mich erstmal nicht. Wichtiger waren mir die Features: Standard-SIMM-Module zum RAM-Aufrüsten, PC-Tastaturen anschliessbar, 2,5" Festplattenanschluss onboard. In drei Schritten zum AGA-Glück!

Der Speicher war das geringste Problem. Eine Gebrauchtanzeige später hatte ich 8 MB, die auch sofort und einwandfrei ihren Dienst verrichteten.

Die PC-Tastatur war da schon ein anderes Kaliber! Obwohl es im Handbuch anders stand, ging nicht *JEDE* Tastatur! Die neu angeschaffte, schöne AT-Tastatur (mit Rückholfedern, *Klack*) funktionierte partout nicht am SX1! Die etwas ältere Tastatur meines PC-eigenen Mitbewohners hingegen machte keinerlei Schwierigkeiten. Nach diversen Leih-Aktionen einigten wir uns schliesslich auf einen (zeitweiligen) Tausch der Tastaturen. Am Ende hatte ich dann die Nase voll und habe einfach meine Amiga 2000-Tastatur angeschlossen. Warum nicht gleich so einsichtig?

Die Festplatte war der Abschuss! Sie zu bekommen war überhaupt kein Problem! Die Toshiba war auch nicht teuer. Aber das Kabel... das verdammte KABEL!!!

Nun muss man sich das so vorstellen: die 2,5" Festplatte benötigt (logischerweise) ein entsprechendes Kabel. Das ist damals (normalerweise) bei jedem Notebook mit dabei gewesen (das wurde mir so GESAGT, ob es auch stimmt?).

Dummerweise war das SX1 KEIN Notebook und es lag auch KEIN solches Kabel dabei. Jetzt sollte man sich eigentlich denken, dass ein Geschäft, das solche Festplatten anbietet, auch die entsprechenden Kabel anbietet. Weit gefehlt! Selbst die Verfügbarkeit, also WANN so ein Kabel überhaupt zu bekommen wäre, lag jenseits der Möglichkeiten dieses "Fachhändlers". Das wiederum fand ich ziemlich schlecht.

Jetzt muss man sich diesen Laden wiederum SO vorstellen. Der Chef war noch ein jüngeres Semester, der sich nach dem BWL-Studium eine "Aufgabe" gesucht hatte. Nicht sehr versiert im Umgang mit Kunden, aber dafür mächtig gut beim Zahlen schieben! Man bezeichnet diesen Typ Geschäftsmann gern als "hemdsärmelig", ich bezeichne diesen Typ einfach nur als "unverschämt"! Ein Kunde und sein Sohn kamen vor mir wegen einer Reklamation (gleich als erste) in den Laden. Der Chef meinte nach den Einwänden und Ausführungen des Vaters nur, ER würde den Rechner jetzt auf die Schnelle erstmal nicht aufmachen, stattdessen würde er bald Tische im Eingangsbereich aufstellen und dann könne jeder nach Herzenslust an seinem Rechner herumschrauben. Heute würde ich nach so einem Spruch gehen. Aber damals... wartete ich brav und kaufte mir die Festplatte.

Jetzt kehrte ich also - nach einigen Stunden sinnlosen Herumlaufens und -fragens - in diesen Laden zurück und hakte wegen dem Kabel noch einmal nach. Same procedure, same answers. Als ich meinte, wie man so eine Hardware nur ohne Kabel anbieten könne, steckte doch da so ein unrasierter Affe, der dort als Techniker fungierte, seine hässliche Visage in den Laden und meinte, ich solle hier nicht so herumnölen.

Ja, Äffchen denkt wie Chefchen.

Ich habe das Kabel dann doch noch am selben Tag bekommen! Ein Kumpel hatte es mir spontan zwei Wochen vorher bei einem Treffen gezeigt und mich gefragt, ob ich damit etwas anfangen könnte. Ich bin deswegen noch 120km gefahren. Und ich habe nie wieder etwas in diesem Saftladen gekauft.

(Einige Monate später kam ich dann an einen seriösen Händler, ein richtiges Systemhaus, der über diese Story nur lachte und meinte, da wäre wohl einer zu stark auf die Laufkundschaft fixiert. Ja, auf die "Lauf-davon-Kundschaft". Das Systemhaus gibt es (im Gegensatz zum Saftladen) übrigens immer noch!)


15. Multimedia-Maschine macht mehr Mut!

Mit dem SX1 nun einsatzbereit verwandelte sich das CD32 wie das Aschenbrödel: Man hatte einen vollwertigen (flotten) A1200 inkl. CD-ROM (allerdings war die Steckverbindung zwischen Computer und Erweiterung etwas gewöhnungsbedürftig)!

Zum Arbeiten war der A2000 zwar immer noch zu bevorzugen, allerdings liefen ihm die neueren Rechner - und vor allem der PC - allmählich den Rang ab.

Softwareseitig sah es hingegen sehr gut aus! Während die Produktion von Spielen zurückging, expandierte vor allem der PD-Bereich extrem und Serien wie die "Fish Disks" standen in nahezu jedermans (lies: Profi-Amiga-Anwender) Regal. Ich habe mir damals das Aminet 4-CD-Set gekauft und nie bereut!

Andererseits legte nun auch die PC-Seite deutlich zu. Windows 95 (samt Office) war zwar nur ein auf MS-DOS "aufgestülptes" Betriebssystem, aber immerhin schon deutlich flexibler als die Vorgängerversion. PC-seitig habe ich mit dem Update aber auch noch ein Stück gewartet und bin erst zur Rev. B darauf eingestiegen.

Von Seiten der Textverarbeitung her hatte ich meine Amiga-Sachen schon allesamt exportiert und nur einige wenige ASCII-Texte wurden noch auf dem Amiga (dank so genialer Software wie GoldED und CygnusED) fortgeführt.

Selbst FINAL WRITER, wohl das beste Textverarbeitungsprogramm für den Amiga, hat mich nicht mehr zum Umstieg bewegen können. Die Probleme mit WORDSWORTH hatten mir den Spass permanent verdorben.

Richtig los ging es jetzt aber mit dem Internet!


16. Exkurs 3: Mit dem Amiga im Netz

Von der Uni her kannte ich das Internet schon recht gut - an PCs! Über Windows 3.1 - und später 95 - war das vor allem durch die schnellen Verbindungen ein wahres Vergnügen! (Leider kam man als Privatmensch erst mit DSL wieder in den Rausch der Geschwindigkeit.)

Also musste das auch für zuhause her! FIDONET und BBS-Betrieb liefen noch eine Weile und wurden dann von mir schmählich beerdigt. Gegen WWW und IRC hatten sie keine Chance!

Anfangs lief der Zugang über die Universität, dann fanden sich aber schon bald wesentlich bessere Provider. So filterte die Universität aufgrund des explodierenden "Traffics" alles ausser HTTP - und gelegentlich wollte man eben doch mal was von einem FTP-Server laden, ins IRC zum Chat oder was im Usenet lesen.

Waren meine Amigas für BBS-Aktivitäten und FIDONet/AmiNet noch recht gut geeignet, kamen sie hier recht schnell an ihre Grenzen. Während IRC z.B. kein Problem machte, sah das beim WWW schon anders aus.

Damals herrschte bzgl. der HTML-Standards schon kein Wildwuchs mehr und der grosse Krieg Internet Explorer vs. Netscape Navigator war im Gange. Die Amiga-Browser dieser Zeit waren für mich daher eine eher frustrierende Angelegenheit. Entsprechend bin ich dbzgl. schon zum Ende des Jahres komplett auf den PC umgestiegen.

Mit neueren, schnelleren Amigas und entsprechend ausgereifter Software hätte das vielleicht ausgesehen, aber es war ja kein dauerhafter Abschied. Der kam erst noch.


17. Dornröschenschlaf

1996 habe ich meinen letzten Amiga gekauft - einen A1200/HD40. Und das eher durch Zufall!

Ein sehr freundlicher Mensch, der nicht weit entfernt wohnte, kaufte mir etwas ab und ich brachte ihm die Hardware vorbei. Neben einem PC hatte er noch einen Amiga 3000 - UND einen A1200/HD40!

Nachdem wir ein bisschen über Amiga und PC gefachsimpelt hatten, meinte er beiläufig, der A1200 würde nur nutzlos herumstehen, da er - wenn überhaupt - den 3000er bevorzugen würde.

Für 200,- DM habe ich ihm den 1200er dann spontan abgekauft - inkl. Turbokarte (mit SCSI-Erweiterung) und Speicher, aber ohne Festplatte!

Dafür durften das CD32 + SX1 dann auch endlich gehen, denn dort war zwischenzeitlich das CD-Laufwerk ausgefallen und ich wollte nur noch ein kompaktes Gerät und nicht zwei halbe auf dem Tisch stehen haben!

Dieser "letzte" meiner Amigas hat mir besonders gut gefallen! Er hatte optisch nicht dieses triste Grau des 500er sondern war blütenweiss (= "unschuldig"). Und er war so flott und kompakt wie der verkaufte A2000!

Einen 4000er zu kaufen hatte ich mir auch schon länger überlegt, aber diverse Freunde hatten mit ihren Geräten eine Menge Probleme und Kosten und das wiederum schreckte mich ab.

1997 wanderte mein Amiga dann in einen Karton.

Und dort hat er dann 11 Jahre auf mich gewartet...


ScoreAddict.
(C) 2008

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29.06.2008, 14:46 Uhr

Borut
Posts: 674
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@ScoreAddict:
Nette Geschichte. Mehr davon!
--
mfg Borut

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29.06.2008, 17:46 Uhr

Andreas_Wolf
Posts: 2980
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Schöne Geschichte, aber:

> Vieles erinnerte mich beim Amiga-Desktop an den Macintosh (die ja
> wiederum beide von Unix inspiriert sind).

...kann ich nicht unwidersprochen stehen lassen. Der MacOS-Finder bzw. dessen Vorläufer Lisa Office System des Mac-Vorläufers Lisa wurde nicht von einem Unix-GUI (du meinst wahrscheinlich X) inspiriert, sondern vom Alto OS des Xerox Alto (bzw. nach manchen Quellen auch vom Pilot des Alto-Nachfolgers Xerox Star). Zudem erschienen die Apple-GUIs bereits vor X.
Die Amiga-Workbench bzw. das ihr zugrundeliegende Intuition wiederum wurde von Apples bzw. ebenfalls von Xerox' GUIs inspiriert, also auch nicht von einem Unix-GUI.

Gesamtüberblick:
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_grafischen_Benutzeroberfl%C3%A4che

[ Dieser Beitrag wurde von Andreas_Wolf am 29.06.2008 um 17:46 Uhr geändert. ]

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29.06.2008, 17:56 Uhr

ScoreAddict
Posts: 17
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Zitat:
Original von Andreas_Wolf:
Schöne Geschichte, aber:


Völlig korrekt!

Ich erinnerte mich beim Schreiben bloss noch daran, dass der Standard am Ende ein "x" enthielt - aber nicht mehr genau, ob es jetzt der von "Unix" oder "Xerox" war. Vermutlich weil mir Unix als erstes in den Sinn kam. :dance3:

Und eine Recherche wollte ich deswegen auch nicht anstellen, das hemmt nur den Schreibefluss (und damit das Vergnügen). :D

Gruss,
ScoreAddict.

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29.06.2008, 20:35 Uhr

Neodym
Posts: 487
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Danke, daß Du Deinen "Amiga-Lebenslauf" mit uns hier geteilt hast. Und vor allem: Tolle Schreibe! Wenn nicht gleich das Endspiel anfinge, würde ich jetzt einen Amiga aufbauen und mich mal wieder etwas ausführlicher damit beschäftigen :)

So - und jetzt ab zum Anfeuern...

FINAAAAALE! :-D

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30.06.2008, 00:24 Uhr

rbn
Posts: 2001
Nutzer
@Neodym:

Das war dann wohl nix ... I-)

rbn

--
Marketing.
Modern.
Mittelständisch.

http://www.rhein-sieg-design.de

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30.06.2008, 00:30 Uhr

pelztier
Posts: 208
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@rbn:

wieso!?

die spanier waren doch wie erwartet gut + haben gewonnen!?

erstaunlicher weiße haben aber auch die deutschen (mit unterbrechung) rund 20 minuten gut gespielt ;) .

was solls - für die peinliche insgesamt leistung sind die weit gekommen.

:)



--
=-_ GrUß_PeLzI _-=

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30.06.2008, 08:15 Uhr

Bjoern
Posts: 1730
Nutzer
Wirklich eine schöne Geschichte und super geschrieben :)

Gruß,
Björn

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30.06.2008, 08:39 Uhr

Evillord68
Posts: 836
Nutzer
Ja, wirklich schöne Geschichte. Wobei jeder von uns Amiga Fans eine ähnliche zu erzählen hätte. ;)
--
Bild: http://apex.gmxhome.de/a1ksmall.png http://www.a1k.org/

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30.06.2008, 09:44 Uhr

Alchemy
Posts: 784
[Benutzer gesperrt]
Unser Andreas "Mr.Spock" Wolf, immer zur stelle. ;)

Naja, ich hatte auch mein C=64, mit vielen Freunden Rumgehangen.
Vorher viel mit den Spielautomaten (kaum Geldspiel) Flipper, war immer viel Los früher, super Athmosphäre. (Groschengrab)
Der Amiga kam dann schließlich auch.
Hatte den A500, CDTV Komplett, A1200. Natürlich auch die ganzen Handhelds.

Hauptgebiet war ja Assembler, ich hatte das Glück mit paar Leuten dabei zu sein. 3 mal Kölner AMIGA messe, da traf man auch die Scene Leute.

Tja, ich blieb als SceneDemo Enthusiast bis Y2k als C=64 und Amiga Freak.

Ich hab mehrere Tausend Euro für ausgegeben, es war halt mein Leben.

Bis die Spiele am PC halt besser wurden, und Win 95 war da auch nicht schlecht. Popup Menü, Taskleiste, Dateimanager, Setup.exe., der Softwarepool wurde immer größer.

Immer mehr landeten bei Windows.

Die Leute hatten Ausgelernt, Beruf, Familie.

Jeder ging seine Wege.

To be Continued....

PS: Jeder vermisst die Zeit früher, aber heute möchte man sich nicht mehr die Zeit für nehmen. Ist ja auch verständlich, das Leben geht ja schlieslich weiter.

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02.07.2008, 18:34 Uhr

ScoreAddict
Posts: 17
Nutzer
Hab mir die Mühe gemacht und das Ganze noch auf Englisch übersetzt!

http://eab.abime.net/showthread.php?t=37739

Mal schauen, was da so für Reaktionen kommen. ;)

ScoreAddict.

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