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18.Dez.2022



Adventskalender: Tür 18 - Marcus Sackrow
Zum vierten Advent haben wir Marcus 'ALB42' Sackrow als Geschichtenerzähler gewonnen.

Marcus ist Free-Pascal-Programmierer und hat im Laufe der Zeit eine Menge Projekte gestemmt, über die er regelmäßig auf seinem Blog informiert.
So begann er 2014 mit der Portierung von Free Pascal zunächst auf AROS und später auch auf AmigaOS 3.1. Zuletzt veröffentlichte er im Mai 2021 Free Pascal 3.2.2 für alle Amiga-Systeme.
Ebenso begann er ab 2015 an seinem Texteditor mit Syntax-Highlighting für AROS, EdiSyn, zu arbeiten, bis zur aktuellen Version 0.54.
Mitte 2016 begann er an seinem OpenStreetMap-Viewer Mapparium zu arbeiten, den er bis zur Version 0.8 weiterentwickelte und ebenso wieder für alle Amiga-Systeme bereitstellte. Zu seinem umfangreichen Schaffensreichtum gehört ebenso sein Free-Pascal-Programm Leu zum Laden und begrenzten Bearbeiten von Excel- (xlsx), Open- bzw. LibreOffice- (ods) sowie TurboCalc- (tcd) und ASCII-Dateien (csv).

Die Liste könnte man noch lange fortsetzen, aber unbedingt erwähnt werden muss natürlich sein aktuelles Projekt AmiTube: ein YouTube-Client für alle Amiga-Systeme, der es ermöglicht, sich YouTube-Videos auf einem Amiga anzusehen. Dafür werden diese in Commodores CDXL-Format umgewandelt und heruntergeladen.

Um die Zeit bis auf Weihnachten etwas zu verkürzen, hat er uns freundlicherweise noch ein Spiel hinter sein 18. Türchen gepackt: sein "Amigale" ist eine Umsetzung des bekannten "Masterminds" (oder auch Logiktrainers) mit Wörtern für Amigas ab Kickstart 1.3, was aktuell als "Wordle" überall aufpoppt. Aufgabe ist es, ein Wort zu erraten, wobei einem das Programm sagt, ob ein Buchstabe enthalten ist bzw. sogar an der richtigen Stelle steht. "Amigale" (Download am Ende der Geschichte) enthält sowohl ein deutsches, als auch englisches Wörterbuch:


Herzlichen Dank, Marcus, und weiterhin gutes Gelingen für deine Projekte! Und mit seiner Anekdote wünschen wir ihm und allen unseren Lesern einen schönen vierten Advent:

Amiga, Chemie und Internet

1997 begann ich ein Chemiestudium an der Universät Siegen. Mein Professor in der Vorlesung Allgemeine Chemie (Prof. Meixner) war ganz neu an dieser Universität und hatte viel Interesse an Computer und Internet.
Er hatte eine schöne neue Idee für eine neue Webseite und einen Studenten dafür. Da er aber neu an der Universität war, kannte er nur uns Erstsemester und irgendjemand von meinen Kommilitonen hat ihm wohl auf Nachfrage meinen Namen genannt. Daher stellte ich mich für diesen Job vor.
Die allgemeine Chemie-Vorlesung, die ich bei ihm hatte, ist eine sehr grundlegende Vorlesung über die Chemie, ein wenig Wiederholung aus dem Chemieunterricht (damit alle auf denselben Stand kommen) aber auch schnell neue Dinge, damit es nicht zu langweilig wird. Eine Eigenschaft im Gegensatz zu späteren Vorlesung war, dass sie sehr viele chemische Experimente als Präsentation auf dem Professorenpult enthielt. Und das waren wirklich viele, teilweise 5-6 pro Vorlesungsstunde.
Besonders beliebt waren natürliche alle Experimente, die irgendwas mit Feuer oder Explosionen zu tun hatten. (Eine tiefe Erinnerung hat da die Phophorexplosion hinterlassen, nachdem der gesamte Hörsaal noch 20 Minuten ein Pfeifen im Ohr hatte, nicht gesund).
Professor Meixners Idee war, den Studenten eine bessere Möglichkeit zu geben, die Vorlesung vorzubereiten oder nachzuarbeiten, was am besten über die Versuche funktioniert. Natürlich wirken Filme viel besser als simple Bilder und Text, also war die Idee, die Experimente aufzunehmen und mit Erklärung ins Internet zu stellen.
Ich sollte für die technische Umsetzung verantwortlich sein, also die Filme erstellen, umwandeln und die HTML Seiten erstellen. Um zu zeigen, dass ich das auch gut kann, sollte ich erst mal die Webseite für seine Forschungsgruppe erstellen.

Zu dieser Zeit hatte ich nur meinen Amiga 1200, zu der Zeit noch mit Modem als Verbindung zum Netzwerk der Universität. Also hab ich die gesamte Seite auf meinem Amiga erstellt und getestet und dann via FTP auf den Server der Universität hochgeladen. Die HTML-Texte selbst sind alle mit einem puren Texteditor (GoldED) entstanden, ich habe einige der HTML-Editoren probiert, war aber nicht so zufrieden. Vor allem, da ich die Seiten dann mal gegen den online HTML-Validator getestet habe (HTML 3.2 war noch recht neu damals). Professor Meixner hatte so ein Key-Satz für seine Forschung, "Spionage in der Welt der Moleküle", wofür ich ein Logo entworfen hatte: ein Wassermolekül mit einer Lupe davor. Und da ich gerade irgendein 3D-Kurs in einem Amiga Magazin gelesen hatte, setzte ich das Logo als 3D Animation um (Lightwave fürs 3D, ADPro zum Bilder umwandeln/verkleinern, MainActor für die GIF Animation). Ich war zufrieden und der Professor war begeistert.
Spätere Versionen der Seite sind auf archive.org noch verfügbar (eine kleine Warnung: 90er Wepage-overload ;))

Für das eigentliche Projekt wurde jetzt Geld beantragt, ein Computer mit Framegrabberkarte und eine sehr billige (PAL) Kamera gekauft - billige USB Cameras gab es noch nicht, daher diese Kombination. Die Kamera wurde gewählt, da einige der Versuche sehr gefährlich waren und wir damit rechnen mussten, dass die Kamera zerstört oder zumindest beschädigt wird. Dies ist allerdings nicht passiert, da wir doch immer recht vorsichtig waren und die Kamera extra geschützt haben, teilweise mit eigenem, zusätzlich schützendem Gehäuse.

Insgesamt waren drei Leute daran beteiligt, eine technische Mitarbeiterin, welche die Versuche vorbereitete und durchführte (sie hatte da viel Erfahrung, da sie das auch für die Vorlesung tat). Ein fortgeschrittener Student (ich glaube, er war kurz vor dem Diplom) für die fachliche Unterstützung und Texte auf der Webseite und ich als Verantwortlicher für die Technik und die eigentliche Webseiten-"Programmierung".

Die Grundidee war ja, die Versuche aufzuzeichnen, dann Bilder davon und Beschreibung ins Netz zu stellen und wenn möglich sogar die Videos selber. Dabei stießen wir aber recht schnell auf das Problem, dass so gut wie alle Studenten nur Zugang zum Internet via Modem hatten (wie ich mit meinem 33.600 Modem). Das bedeutete, die Filme durften nicht zu groß sein.
Auf der anderen Seite gab es kaum Videoformate, die man universell abspielen konnte. Daher entscheiden wir uns für MPEG, da man dort fast immer einen Player findet (sogar auf dem Amiga) und als Notnagel als GIF-Anim.
Dabei setzte Professor Meixner die Dateigrößengrenze auf 500 Kb fest. Zum Erzeugen der Webseiten und vor allem auch zum Erzeugen der GIF-Animationen kam wieder der Amiga zum Einsatz (inklusive des Hintergrund-Bildes, welches auch auf dem Amiga mit PPaint entstand).

Die Aufnahme und Verarbeitung der Versuche hat mehrere Monate gebraucht, später wurden die Versuchsbeschreibungen noch in Spanisch und Französisch übersetzt und durch kleine Quizfragen ergänzt.

Kleine lustige Anekdote zum Abschluss: als die Seite online ging, machte sich die Universität große Sorgen, da ja hier beschrieben wurde, wie man Sprengstoff herstellt (Schwarzpulver ist einer der Versuche, aber auch Phosphor oder Termit; sind ja ziemlich heftige Versuche). Daher wollten sie diese Versuche nicht im freien Internet sehen, wir mussten extra einen IP-Filter installieren, damit nur Studenten der Universität Siegen diese Versuche sehen konnten. Ein paar Jahre später interessierte das keinen mehr.

Die Seite existiert bis heute, auf archive.org, aber auch als Kopie auf meiner eigenen Seite.

Download: Amigale1c.zip (88 Kb) (dr)

[Meldung: 18. Dez. 2022, 06:57] [Kommentare: 3 - 19. Dez. 2022, 06:18]
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