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amiga-news.de Forum > Get a Life > Microsoft macht Gegner mit Millionen gefügig [ - Suche - Neue Beiträge - Registrieren - Login - ]

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25.11.2004, 15:52 Uhr

aPEX
Posts: 4692
Nutzer

ich haette sie ja so gerne bluten sehen, aber mit geld ist heutzutage
alles moeglich ;(
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19,75 Millionen Dollar soll der amerikanische IT-Branchenverband CCIA erhalten haben, damit er aus dem EU-Kartellverfahren gegen Microsoft aussteigt. Novell bekam sogar 536 Millionen Dollar. Damit steht mit Realnetworks nur noch ein größeres Unternehmen der EU im Kampf gegen Microsoft bei.


In ihrer Entscheidung vom März kannte die EU-Kommission kein Pardon: Microsoft sei schuldig, durch "Missbrauch seines Quasi-Monopols" gegen europäische Wettbewerbsregeln verstoßen zu haben. Microsoft habe sein faktisches Monopol bei PC-Betriebssystemen rechtswidrig auf den Markt für Mediaplayer ausgeweitet. Hersteller und Endnutzer müssten die Möglichkeit haben, Windows auch ohne den Windows Media Player zu erwerben.

Die Kommission verdonnerte den Softwarekonzern zu einer Geldstrafe von 497 Millionen Euro, mittlerweile hat Microsoft das Geld überwiesen. Doch damit ist die Sache längst nicht ausgestanden. Microsoft klagt gegen das Urteil und will die dem Konzern auferlegten Sanktionen nicht akzeptieren.

Um das EU-Kartellverfahren ins Leere laufen zu lassen, bearbeitet Microsoft auch die Unternehmen, die vor dem Europäischen Gerichtshof die Position der Anklage stützen. Mit Erfolg. Anfang November zogen sich Novell und der amerikanische Branchenverband Computer and Communications Industry Association (CCIA) aus dem Verfahren zurück. Novell bekam 536 Millionen US-Dollar für sein Entgegenkommen überwiesen, bei der CCIA waren es nach Informationen der "Financial Times" 19,75 Millionen. Damit steht mit Realnetworks nur noch ein größeres Unternehmen der EU im Kampf gegen Microsoft bei. Erzrivale Sun hatte im April seine Feindschaft mit Microsoft beendet.

Anhörung vor EU-Gerichtshof

Der jüngste Rückzug könnte durchaus Einfluss auf das laufende Verfahren haben - zumindest hofft man dies bei Microsoft. Bei der EU-Kommission zeigte man sich gelassen: Die Tatsache, dass sich einzelne Parteien zurückzögen, ändere nichts an dem Fall selbst, sagte Sprecher Jonathan Todd.

Für den heutigen Donnerstag ist eine weitere Anhörung im Verfahren vor dem EU-Gerichtshof geplant. Beobachter gehen dennoch davon aus, dass der Rückzug von Novell und CCIA dabei eine Rolle spielen dürfte.

"Mit 2,5 Milliarden Freiheit abgekauft"

Die Free Software Foundation (FSF), die sich für die Verbreitung freier Software engagiert, hat den erkauften Rückzug scharf kritisiert: Es werde immer schwieriger, den Teufelskreis zu durchbrechen, sagte Georg Greve, Präsident der FSF Europe. Durch jedes fehlgeschlagene Monopolverfahren erhalte Microsoft letztlich mehr Ressourcen, um dritte Parteien aus zukünftigen Monopolverfahren herauszukaufen.

"Microsoft hat über 2,5 Milliarden US-Dollar darin investiert, Sun, Novell und der CCIA zwei Dinge abzukaufen: die kurzfristige Freiheit europäischer Unternehmen und Verbraucher sowie die Möglichkeit der Europäischen Kommission, in Zukunft Monopoluntersuchungen erfolgreich durchzuführen", sagte Gerve. Anders als die CCIA, Novell oder Sun sei die Free Software Foundation Europe nicht käuflich und werde die Europäische Kommission im Verfahren gegen Microsoft weiter unterstützen.


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cu, aPEX :bounce:

:commo: A1200-3.1-OS3.9-Blizzard4/64mb :dance1:
:commo: A500-1.3/3.1-OS3.1-MTec Amigapower 68030-MTec AT500 :dance1:

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25.11.2004, 16:09 Uhr

DOM
Posts: 1044
Nutzer
>ich haette sie ja so gerne bluten sehen, aber mit geld ist heutzutage

Hmmm, wenn sie mir auch was zahlen, werde ich sie lieben, wo ich doch
einer der größten Gegner bin!

:D

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25.11.2004, 16:37 Uhr

Michael_Mann
Posts: 1012
Nutzer
Hi,

ich denke man kann nur schwer die europäischen Kartellverstoßklagen gegen die US-Amerikanischen aufrechnen.

Hier klagt mikiosft direkt gegen einen Entscheid der EU-Kommission und nicht gegen einen Firmenverbund.
Außerdem hat mikisoft (Europe) halt auch keinen Fürsprecher a la Bush samt Genossen, die hier ggfls. Druck ausüben könnten.


Michael

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25.11.2004, 20:02 Uhr

DrNOP
Posts: 4118
Nutzer
Was aber bleibt ist dieser Sachverhalt:

"Novell bekam 536 Millionen US-Dollar für sein Entgegenkommen überwiesen, bei der CCIA waren es nach Informationen der "Financial Times" 19,75 Millionen."

Wie verbucht man sowas? Bestechung? Oder gibt's dafür einen Begriff, der nicht so negativ belegt ist?
--
Es gibt keine Notbremse für all den technischen Humbug, mit dem wir unsere Zeit vertrödeln.
---
Viel zu wenig frequentiert: http://www.mecker.de

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25.11.2004, 21:07 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von DrNOP:
Wie verbucht man sowas? Bestechung? Oder gibt's dafür einen Begriff, der nicht so negativ belegt ist?


Vergleich.

Die meisten Klagen in den Bereichen Wirtschafts- und Arbeitsrecht enden auf diese Weise. Und genau das ist auch der Grund für die meisten Klagen in diesen Rechtsgebieten. Der Kläger hofft auf einen möglichst hoch dotierten Vergleich. Dabei ist es uninteressant, ob dieser Vergleich außergerichtlich (zwischen den beteiligten Anwälten) oder durch Richterentscheid zustande kommt. Es ist die gängige Praxis.

Macht euch nichts vor. Wer auch immer gegen einen Mitbewerber klagt, will Geld sehen und nicht die Welt retten. Das gilt vor allem für Klagen gegen MS, denn da gibt es viel zu holen. Und zwar auf einfachere und verlässlichere Weise, als mit dem Kerngeschäft einer Firma. Wer einen wasserdichten Grund hat gegen MS zu klagen, der ein finanzielles Problem weniger. Der EU fehlt eben auch Geld. :P



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26.11.2004, 16:02 Uhr

Solar
Posts: 3680
Nutzer
Ganz so lustig ist das nicht. Branchenriesen können sich mit solchen Vergleichen i.d.R. dem Gesetz entziehen (!).

Andersherum braucht ein aufstrebender Möchtegern-Konkurrent nicht lange warten, bis er entweder eine Patentklage oder ein Übernahmeangebot für sein "geistiges Eigentum" im Briefkasten hat.

5 Mio. Strafe oder 5 Mio. Übernahmeprämie macht 10 Mio... und wieder ist zwar ein Möchtegern-Konkurrent glücklich (oder zumindest nicht pleite, nur um ein paar Patente ärmer), für eine Öffnung des Marktes durch konkurrierende Kräfte ist aber mal wieder nicht gesorgt worden.

Im Gegenteil, bei einer Übernahme hat der Riese das Patent-Portfolio, mit dem er in Zukunft zu Felde ziehen kann, noch vergrößert.

Freie Marktwirtschaft hat lange als Triebmotor der Wirtschaft funktioniert. Konkurrenz, ständige Verbesserung von Produkten und Preisen... doch das schöne Wort von der "Globalisierung" ist nur ein Euphemismus für den Endspurt - vor die Wand.

Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis wir uns ziemlich erstaunt in einer merkwürdigen Welt wiederfinden, in der zwei Autokonzerne, statt sich um möglichst schadstoffarme Autos einen Wettbewerb zu leisten, ihre Steuerzahlen und die hunderttausende Arbeitsplätze als schlagkräftiges Argument gegen jegliche Schadstoffregulierung nutzen.

In der Softwarewelt kann Microsoft ohnehin schon schalten und walten, wie sie wollen. In der Konkurrenzsituation der 70er und 80er wären Dinge wie DRM, nach Hause telefonierender Betriebssysteme etc. überhaupt nicht möglich gewesen, weil jeder Hersteller sich durch das Thema die hart umkämpfte Kundschaft vergrault hätte. Heute wendet sich Hollywood an Microsoft, und der Rest läuft brav hinterher.

Bei Telefon und Strom haben wir in Deutschland gerade den umgekehrten Trend erlebt; auch der wird sich langfristig wieder ins Gegenteil verkehren.

Wir haben lange Zeit alles getan, um die Konkurrenzsituation anzukurbeln, weil sie uns gut tat. Dabei haben wir aus den Augen verloren, etwas gegen Monopole bzw. Oligopole zu tun. Wie man am vorliegenden Fall merkt, ist es dafür inzwischen vielleicht schon zu spät.

[ Dieser Beitrag wurde von Solar am 26.11.2004 editiert. ]

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26.11.2004, 16:21 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@ Solar

Da ist was dran. Ändert aber nichts daran, dass es bei den Klagen, von wem gegen wen auch immer, nur um Geld geht und nicht um die Erhaltung der Vielfalt zum Wohle der Verbraucher. Jede Branche hat sein Microsoft. Keiner verhält sich da anders als sie. Einziger Unterschied: MS steht im Brennpunkt der Öffentlichkeit. In anderen Branchen ist das nicht so krass der Fall. Denke z. B. mal an Monopole in der Energie- und Abfallwirtschaft. Obwohl diese den Alltag der Menschen viel stärker berühren als Computer (finanziell), treten dort die Machenschaften der Marktführer längst nicht so stark in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.

[ Dieser Beitrag wurde von Maja am 26.11.2004 editiert. ]

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01.12.2004, 17:30 Uhr

Holger
Posts: 8116
Nutzer
Zitat:
Original von Solar:
Ganz so lustig ist das nicht. Branchenriesen können sich mit solchen Vergleichen i.d.R. dem Gesetz entziehen (!).

Vergleiche gibt es nur nur bei Zivilprozessen.
...und bei Strafverfahren in einigen Ländern mit merkwürdiger Gesetzgebung, bei denen auch die Politik auf Gerichtsverfahren Einfluß üben kann, obwohl es theoretisch laut Verfassung nicht möglich ist.
Zitat:
Heute wendet sich Hollywood an Microsoft, und der Rest läuft brav hinterher.
Und Hollywood plus Microsoft sind immer noch ein nichts im Verhältnis zur realen Wirtschaft, aber wen wunderts, dass die Medienindustrie in den Medien präsenter ist als andere. Kein Wunder auch, daß Bill Gates so nach der Medienindustrie grabscht, er sieht sich halt selber gerne in den Medien, das erhöht seine scheinbare Bedeutung.
Zitat:
Bei Telefon und Strom haben wir in Deutschland gerade den umgekehrten Trend erlebt; auch der wird sich langfristig wieder ins Gegenteil verkehren.
Haben wir das erlebt?
Weitestgehend sehe ich immer noch einen großen Monopolisten, meinetwegen sogar ein oder zwei Wettbewerber, und eine riesige Horde von Firmen, deren "Geschäftsmodell" darin besteht, das Produkt des Monopolisten in leicht modifizierter Form weiter zu verkaufen.

mfg
--
Good coders do not comment. What was hard to write should be hard to read too.

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03.12.2004, 11:35 Uhr

Solar
Posts: 3680
Nutzer
Zitat:
Original von Maja:

Jede Branche hat sein Microsoft.


Jede Branche hat eine Firma, die global vertreten und global über 20x größer ist als der nächstbeste Mitbewerber?

Irgendwie mag ich das nicht glauben. ;)

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03.12.2004, 16:44 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von Solar:
Zitat:
Original von Maja:

Jede Branche hat sein Microsoft.


Jede Branche hat eine Firma, die global vertreten und global über 20x größer ist als der nächstbeste Mitbewerber?

Irgendwie mag ich das nicht glauben. ;)


Nun zähl mal keine Erbsen. ;)

Mathemaik ist relativ. IMO geht es hier um außergerichtliche Einigungen zwischen zwei Prozessgegnern in der freien Wirtschaft mit Hilfe von Geld. Das gibt es seit langem in allen Branchen. Das ist keineswegs etwas, was Microsoft erfunden hat. Der jeweils Stärker sitzt nun mal am längeren Hebel. Das stört persönlich immer dann, wenn man selbst nicht zum Stärkeren dazu gehört.

Wäre ein Amiga-Eigner der Zahler in den genannten Fällen gewesen, der Initiator dieses Threads hatte sich darüber wahrscheinlich gefreut. Zumindest hätte es ihn wohl nicht so sehr "moralisch" berührt. Moral ist eben auch nur relativ. ;)


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