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amiga-news.de Forum > Get a Life > ...aber doch nicht Merkel... [ - Suche - Neue Beiträge - Registrieren - Login - ]

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24.05.2005, 22:34 Uhr

AC-Pseudo
Posts: 1256
Nutzer
Zitat:
Original von Holger:
Das ist Schwachsinn. Beide können es nicht. Aber die aktuelle Regierung hat wenigstens versucht, die Kosten der aktuellen (durch die CDU in 16 Jahren Regierungszeit verursachte) Arbeitslosigkeit durch notwendige Reformen zu senken.


Wird der Spruch nicht langsam langweilig? Rot/Grün ist seit 7 Jahren an der Macht, aber alles schlechte ist natürlich ererbt... Das würden die wahrscheinlich auch nach 1000 Jahren Regierungstätigkeit noch blubbern.

Rot/Grün hat in der Wirtschaftspolitik alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Wirre Steuergesetze, die alle paar Wochen korrigiert werden mußten, dazu dann alle paar Wochen ein ungeheuerlicher Einfall von den Parteilinken, der wirklich jeden Investor abschrecken mußte, ein Vertreiben der Zukunftstechnologien wie Kernkraft und Gentechnik aus dem Lande, und, und, und...

Nachdem das Kind nun im Brunnen lag, versuchten sie zaghafte Reformen, die eigentlich nur im Wust der Bürokratie versacken.

Wenn es ihr erklärtes Ziel gewesen wäre, Deutschland zu ruinieren, sie hätten es nicht besser machen können.

Zitat:
Reformen, die die CDU weiterführen wird, nachdem sie sie jetzt ausgebremst und teilweise blockiert haben.
So oder so wird sich nichts ändern, weil eh alle auf die gleichen Expertenkommissionen hören. Aber die CDU sollte nicht für ihren auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragenen Machtkampf belohnt werden.


Kommt einem irgendwo bekannt vor. Erinnert mich an die Blockadepolitik der SPD in der Endphase Kohl. Da haben die auch alles notwenige blockiert, aber wirklich alles. Dagegen ist die CDU richtig kooperativ. Denn: es ist ja auch einiges auf den Weg gebracht worden, was nur mit der CDU ging.

Die SPD hat damals nicht nur alles notwenidge blockiert, sie hat die durchgesetzten Reformen, wie z.B. die Rerntenreform (ja, der demagogische Faktor) sogar erstmal wieder kassiert. Nach einiger Zeit haben sie genau das selbe dann wieder eingeführt, nur unter anderem Namen und natürlich härter, man hatte ja ein paar Jahre verloren...

@ton: netter Vortrag, aber falsch: die Roten und Grünen liegen am Boden, weil die Leute wechseln, nicht umgekehrt. Deren Konzepte haben sich eben als falsch erwiesen. Die Wirtschaft krebst am Boden, der Staatshaushalt ist faktisch bankrott. Fakten zählen halt. Da mögen die Jungs noch so weinerlich auf andere zeigen.




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25.05.2005, 00:02 Uhr

NoImag
Posts: 1050
Nutzer
Zitat:
Original von AC-Pseudo:
Hab ich da irgendwo nicht aufgepaßt, als die anderen Parteien ein Abschaffen des Umweltschutzes beschlossen haben?


Wer behauptet denn ständig, dass wir uns Umweltschutz nicht leisten können. Aber du kannst sicher viele Beispiele bringen, wo die Union in den letzten Jahren etwas für die Umwelt getan hat (oder zumindest getan hätte, wenn sie nicht von irgend jemanden daran gehindert worden wäre) ohne dazu von der EU-Kommission gezwungen worden zu sein?

Zitat:
Wenn man sich die "Erfolge" der Grünen in den Regierungsjahren so anschaut, dann hat das nicht gerade viel mit Umweltschutz zu tun. Wenns zum Thema war, dann eher zweifelhaft oder gar kontraproduktiv oder zumindest so blödsinnig umgesetzt, daß es eine weltweite Lachnummer ihresgleichen war (Flaschenpfand...).

So ist das nunmal, wenn man der kleinere Partner in einer Koalition ist, da kannn man nicht so wie man gerne möchte. Außerdem: Dein Beispiel Flaschenpfand ist echt witzig. Diese Regelung stammt nicht von den Grünen sondern von der CDU. Du richtest in diesem Fall also deine Kritik an die falsche Adresse.

Zitat:
Kohlekraftwerke sind nicht sauberer als Kernkraftwerke und das ist nunmal nur die grüne Alternative zur Atomenergie.

Die grüne Alternative setzt auf
1. Verbesserung der Energieeffizienz beim Verbraucher -> Es wird weniger Strom benötigt
2. Bessere Ausnutzung der Energie aus fossilen Energieträgern (Kraftwärmekopplung, Erdgas) -> Bei gleicher Strommenge weniger CO2-Emission trotz Kohle
3. Ausbau der regenerativen Energien
4. Mit dem Ausbau der regenerativen Energien geringere Nutzung der fossilen Energieträger

Zitat:
Auch das nächste Prestigeobjekt des RAF-Anhängers Tritt-ihn, die Windkrafträder sind ein grenzenloser Schmus. Landschaft wird versiegelt für die Zufahrtsstraßen, die Dinger verbreiten Elektrosmog und sind außerordentlich ineffizient. Dazu tun sie noch im Auge weh und verschandeln die Landschaft...

Die üblichen Argumente.
1. Muss für Kernkraftwerke keine Fläche versiegelt werden?
2. Windkrafträder erzeugen Strom. Natürlich gibt es "Elektrosmog". Das trifft auch auf alle anderen Kraftwerke zu. Außerdem setzt du dich tagtäglich freiwillig viel stärkerem "Elektrosmog" aus. Was kümmert dich da der "Elektrosmog" der Windräder?
3. Ich habe aus meinem Fenster einem wunderschönen Ausblick auf eine hässliche Schneise durch den Schwarzwald. Durch diese Schneise verläuft eine Hochspannungsleitung. Aber für die gilt dein Argument natürlich nicht ...

Zusammengefasst: Wenn du deine Argumente wirklich für sinnvoll hältst, dann musst du dafür sein, keinerlei Strom mehr zu erzeugen.

Zitat:
Daß die Ökosteuer weder geeignet, noch dafür gedacht war, Energie zu sparen, ist ja wohl mittlerweile auch dem blauäugigsten klar.

In der von der SPD durchgesetzten Form hat sie in der Tat keine Steuerungswirkung für den Energieverbrauch. Denke aber daran, dass unter Kohl der Rentenbeitrag bei über 20% lag.

Zitat:
Das wesentlichste Projekt der Grünen war es, Pöstchen für die Sympathisanten als Frauenbeauftragte, Gleichstellungsbeauftragte, Schwulen und Lesben-Referenten, etc. zu installieren. Konsequente Minderheitenpolitik gegen die Mehrheiten zu fahren, mit dem neuesten Gipfel des "Antidiskriminierungsgesetzes".

Es bräuchte keine Minderheitenpolitik, wenn die Mehrheit sich nicht durch die Minderheiten bedroht sähe und sie deshalb bekämpfen würde. Toleranz ist leider nicht die Stärker der Mehrheit.

Tschüß,



[ Dieser Beitrag wurde von NoImag am 25.05.2005 editiert. ]

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25.05.2005, 00:08 Uhr

CarstenS
Posts: 5566
Nutzer
@NoImag:
> Dein Beispiel Flaschenpfand ist echt witzig.

Stimmt, denn dieses wurde schon vor Jahrzehnten eingeführt. Aber dass Amiga-User mit DOSen nichts anfangen können, ist ja bekannt. :lach:

[ Dieser Beitrag wurde von CarstenS am 25.05.2005 editiert. ]

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25.05.2005, 00:18 Uhr

NoImag
Posts: 1050
Nutzer
Zitat:
Original von Gonozal:
Mit regenerativer Energie, außer Wasserkraft, kann man hierzulande keinen Energiesockel aufbauen.
Solange wir nicht in der Lage sind, die Energie aus Wind- und Sonnenkraft gewonnen wird effektiv zu speichern, sind die regenerativen Energiequellen nicht die Lösung.


Das Problem ist nicht, dass wir nicht dazu in der Lage sind die Energie zu speichern. Die Wasserstofftechnologie funktioniert. Das Problem ist, dass die Speicherung noch zu teuer ist.

Zitat:
Aber in Kohle zu investieren ist schlichtweg falsch. Der unbedingte Atomausstieg auch. Denkt ihr, dass es wirklich einen Unterschied macht, wenn Deutschland keinen Atomstrom mehr produziert. Soweit ich weis, sind die Polen gerade dabei, ein eigenen Atomprogramm aufzulegen.
Aber die Deutschen schalten halt ihre AKWs ab und importieren dann den Strom aus Frankreich und vielleicht ja auch irgendwann mal aus Polen. Dabei fühlen wir uns als DIE großen Umweltschützer.


Wenn man etwas durchsetzen möchte, dann muss man mit gutem Beispiel vorangehen. Sonst passiert nie etwas. Nur deshalb Kernkraft zu verwenden, weil alle anderen das auch tun, obwohl man dies für falsch hält ist Blödsinn.

Zitat:
Dann lassen die sich schon was einfallen, die Technologie sicherer zu machen. Also eine taugliche Zwischen- und Endlagerung finden. Dazu könnten sie ja die kommenden 30 Jahre Zeit bekommen.

Die Technologie ist doch angeblich sicher. Was die Endsorgung angeht: Darüber hätte man sich vor der Nutzung der Kernenergie Gedanken machen müssen. Dies an die Ururenkel weiterzureichen ist einfach nur verantwortungslos.

Zitat:
Und Gaskraftwerke eignen sich nur zur Deckung von Spitzen, also auch nicht für den Energiesockel.

Warum? Kann eine Gasturbine nicht ständig laufen?

Zitat:
Ich bin nicht Umweltschützer genug, um meinen Lebensstandart nennenswert einzuschränken, um die Umwelt zu schützen. Zumindest solange, wie kaum ein anderer mitmacht.

Das ist das Problem beim Umweltschutz: Mann nimmt einen Kredit bei den nachfolgenden Generationen auf, aber die Summe wird nirgendwo geführt, so dass alle glauben, das sei nicht mit der Neuverschuldung vergleichbar.

Zitat:
Zum eigentlichen Thema:
Als bisheriger Rot-Grün-Wähler wird es mir in der Seele wehtun, die CDU zu wählen. Nichts desto trotz werde ich es tun. Mein Eindruck ist, dass die Leute von Rot-Grün zwar anständiger als ihre Pendants in der Opposition sind, aber ich traue der jetzigen Regierung nicht die Lösung des Hauptproblems Arbeitslosigkeit zu.
Ich GLAUBE nicht, dass Schwarz-Gelb es besser können. Aber ich WEIS, dass Rot-Grün es nicht kann. Deswegen muß ich in den sauren Apfel beißen.


Was will die union denn jetzt besser machen als in den 90er Jahren?

Tschüß,


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25.05.2005, 00:35 Uhr

NoImag
Posts: 1050
Nutzer
Zitat:
Original von AC-Pseudo:
Wird der Spruch nicht langsam langweilig? Rot/Grün ist seit 7 Jahren an der Macht, aber alles schlechte ist natürlich ererbt...


Wovon sie nur 2 Jahre eigenen Gestaltungsspielraum hatten ...

Zitat:
Rot/Grün hat in der Wirtschaftspolitik alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Wirre Steuergesetze, die alle paar Wochen korrigiert werden mußten,

Du glaubst tatsächlich, dass die Union das besser machen würde? Wo hast du zur Zeit der Kohl-Regierung gelebt?

Zitat:
dazu dann alle paar Wochen ein ungeheuerlicher Einfall von den Parteilinken, der wirklich jeden Investor abschrecken mußte,

Investoren werden durch die Binnenrezession abgeschreckt.

Zitat:
ein Vertreiben der Zukunftstechnologien wie Kernkraft und Gentechnik aus dem Lande, und, und, und...

Die Zukunftstechnologien, die von der Union massiv bekämpft werden, siehst du natürlich nicht.

Zitat:
Kommt einem irgendwo bekannt vor. Erinnert mich an die Blockadepolitik der SPD in der Endphase Kohl. Da haben die auch alles notwenige blockiert, aber wirklich alles. Dagegen ist die CDU richtig kooperativ. Denn: es ist ja auch einiges auf den Weg gebracht worden, was nur mit der CDU ging.

Die Union hat nur bei den Reformen mitgemacht, die sie genauso oder in schärferer Form selbst machen wollte. Bei allen anderen Vorhaben hat sie blockiert.

Zitat:
@ton: netter Vortrag, aber falsch: die Roten und Grünen liegen am Boden, weil die Leute wechseln, nicht umgekehrt. Deren Konzepte haben sich eben als falsch erwiesen. Die Wirtschaft krebst am Boden, der Staatshaushalt ist faktisch bankrott. Fakten zählen halt. Da mögen die Jungs noch so weinerlich auf andere zeigen.

Nur dumm, das sie viele ihrer Konzepte gar nicht umsetzen konnten. Sie hatten nie die Chance, erfolgreich zu sein.

Tschüß,





[ Dieser Beitrag wurde von NoImag am 25.05.2005 editiert. ]

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25.05.2005, 02:01 Uhr

Maja
Posts: 15429
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Zitat:
Original von NoImag:
Niemand sollte sich der Illusion hingegeben, es könnte irgend etwas geben, das nicht auch eine negative Seite hätte. So etwas gibt es nicht.

So ist es. Und da wir gerade so schön beim Realismus und Pragmatismus sind. Im Grunde geht es den Verantwortlichen nicht um Umweltschutz, sondern darum, brauchbaren Ersatz für begrenzt verfügbare und somit ständig schwindende fossile Energieträger zu finden, und deren Nutzung zu optimieren. Dass die Bündnis-Grünen dabei zuweilen in einen gewissen blinden Aktivismus verfallen, und die Vertreter anderer Parteien sich auch nicht so recht zu helfen wissen liegt wohl daran, dass geeignete Endlager für atomare Brennelemente ebenfalls endlich sind und wir den einzig wirklich effektiven Weg nicht mehr gehen können: Ganz auf Strom verzichten. ;)

Ähnlich verzwickt schaut es beim Thema Fahrzeugtechnik aus. Pflanzenöl ist keine wirkliche Lösung, weil es an Flächen zum Anbau ausreichender Mengen für eine flächendeckende Nutzung fehlt. Erdgas ist nicht weniger endlich verfügbar als Öl. Wasserstoff bringt noch immer das Problem sperriger, schwerer Technik mit sich. Erdgas und Wasserstoff haben beim Otto-Normal-Verbraucher zudem dem Ruf, gefährlich zu sein. Elektroantrieb bringt uns wieder zum Problem der Stromgewinnung und dessen Vorhaltung zurück. Letztere bringt weitere Umweltbelastungen mit sich und verbraucht zusätzliche Ressourcen.

Vielleicht erfindet ja mal jemand das Perpetuum Mobile. :look:

Oder wir fangen wieder an, Pferde zu züchten. Doch selbst das würde wieder neue Probleme aufwerfen. :D

DIE Patentlösung gibt es nicht.



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25.05.2005, 02:26 Uhr

Maja
Posts: 15429
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@ AC-Pseudo

Bevor du zur Höchstform aufläufst. Erinnere dich bitte mal daran, wie unser Land Ende 1998 nach 16 CDU/CSU/FDP dastand. Wenn es jemanden gibt, der es ganz offensichtlich überhaupt nicht besser kann als die jetzt amtierende Regierung, dann diese Koalition. Und das hat überhaupt nicht damit zu tun, dass ich so kategorisch gegen schwarz/gelb wäre. Wenn jemand eine gute Idee hat, ist es mir völlig egal, welches Parteibuch er in der Tasche hat. So gibt es auch in Union und FDP Leute, denen ich zustimmen kann, weil sie meiner Ansicht nach gute Ideen haben. Leider sind das aber nicht die so hochgelobten Spitzenkandiaten. Wer Ideen ausarbeitet hat halt keine Zeit sich profilieren und sich protegieren zu lassen.

Du wirst wahrscheinlich bis zum bitteren Ende glauben, die Beschneidung von Arbeitnehmerrechten würde Arbeitgeber dazu bringen, massenhaft Personal aufzustocken. So lange, bis die dir so unbegreiflichen Rechte gekippt wurden, und Arbeitgeber und Verbände abermals neue Gründe nennen, warum sie immer noch nicht massiv Personal einstellen.

Gehe ein mal in der Geschichte zurück, in die lange Regierungszeit unter Helmut Kohl. Betrachte dir, wie viele Zugeständnisse diese Arbeitgebern gewährte, steuerlich wie auch rechtlich, und welchen Effekt diese letztlich auf den Arbeitsmarkt hatten. Und frage dich dann, warum die Zahl der Arbeitslosen gegen Ende dieser arbeitgeberfreundlichen Regierung bereits bei rund 4,8 Millionen, und somit nur unwesendlich niedriger lag als das heute der Fall ist.

Glaube ruhig weiter, dass man nur ein paar arbeitnehmerfreundliche Gesetze ändern oder ganz entfernen muss, und die Zahl der Arbeitslosen schmilzt wie Butter in der Sonne. Glaube ruhig weiter, dass das Heer der Manager in diesem Land nur darauf wartet, jedem einen Arbeitsplatz zu geben. Glaube ruhig weiter, Politik könnte Arbeitsplätze schaffen indem sie alles tut, was Arbeitgeber sich wünschen.


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25.05.2005, 10:58 Uhr

Robin
Posts: 1056
Nutzer
Uff ... gestern abend auf n-tv gab es eine Telefonabstimmung:
Wer ist der bessere Kanzler oder so aehnlich ... und das Ergebnis
hat mich massiv ueberrascht ! (Um nicht zu sagen, dass ich entsetzt
bin ...)

3/4 stimmten fuer Merkel ... mir fehlen die Worte
--
my.morphosi.net

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25.05.2005, 11:10 Uhr

CarstenS
Posts: 5566
Nutzer
@Robin:
Du brauchst nicht überrascht/entsetzt zu sein - an den n-tv-Abstimmungen beteiligen sich immer ganz überwiegend konservative Zuschauer. Bei den repräsentativen Abstimmungen hat dagegen Schröder knapp bis deutlich (je nach Umfrage) die Nase vorn.

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25.05.2005, 11:29 Uhr

Gonozal
Posts: 778
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Hallo Leute,

@ NoImag:
Natürlich können Gasturbinen rund um die Uhr laufen. Aber solche Kraftwerke sind in der nötigen Kapazität für den Energiesockel einerseits im Bau und andererseits im Betrieb viel zu teuer.
An Kohle kommt da im Moment nichts ran.
Natürlich ist Strom aus Kohle nicht gut für die Umwelt, aber immerhin erzeugen Gasturbinen auch CO2. Da unterscheiden sie sich nicht von Kohleanlagen. Und alle fossilen Brennstoffe sind darüber hinaus endlich.
Wenn Deutschland die Vorreiterrolle annimmt und dadurch Strom aus dem Ausland importieren muß (was übrigens schon ewig so ist), dann fördert unsere Umweltschutzpolik den Bau von AKWs, KKWs usw. im Ausland. Und das auch noch unter Umständen nicht auf unserem umweltschutztechnischen Niveau. Tolle Leistung!

@ all:
Ich bin kein CDU-Fan. Aber die derzeitige SPD-Politik deckt sich weitgehend mit jener der CDU.

Zu Kohls Zeiten hat mein Vater immer gefragt, warum Arbeitslose CDU wählen. Heute kann man die Frage anders herum stellen.
Die pahr übrig gebliebenen sozialen Aspekte in der SPD-Politik helfen sicherlich den Arbeitmehmern dabei, ihre Jobs ein pahr Monate länger zu behalten. Sichern tun sie diese dauerhaft auch nicht.
Und mir als arbeitslosem Akademiker ist vordergründig wichtiger, selber meine Chancen auf Arbeit zu verbessern, als an Sachen wie einem Kündigungsschutz festzuhalten, von dem ich als Arbeitsloser nichts habe.
Mein Vater ist übrigens trotz Kündigungsschutz arbeitslos geworden. Die Gewerkschaft bzw. der Personalrat konnte es nicht verhindern.

Ich denke, dass ich nicht der einzige hier im Forum bin, der trotz hoher Qualifikation keinen Job findet. Und solange die Unternehmen in Deutschland immer nur Stellen abbauen, wird sich daran nichts ändern.
Damit diese Unternehmen wieder Jobs in Deutschland schaffen, müssen wir uns zwangsläufig auf das niedrigere soziale Niveau unserer Nachbarn, ich rede hier nicht von China, begeben. Ich kann jeden Kapitalisten verstehen, der neue Standorte lieber in unseren Nachbarländern baut, weil er dort höhere Gewinne erzielt. So ist Kapitalismus nun mal. Alles andere wäre Altruismus.

Ein Beispiel für die Crux unserer Arbeitsgesellschaft:
Wenn Abschaffung des Kündigungsschutzes nach Meinung vieler Leute keine Mehrbeschäftigung bringt, dann erklärt mir mal, warum Zeitarbeit die derzeit am stärksten wachsende Branche ist!
Meine Antwort darauf: Weil die Unternehmen diese Arbeitnehmer flexibel einsetzen und vor allem leicht wieder loswerden können. Dabei bin ich kein Freund von Zeitarbeit, weil Zeitarbeiter erheblich weniger für die gleiche Arbeit verdienen, wie ihre fest angestellten Kollegen. Zusätzlich sind sie für die Unternehmen sogar - kurzfristig - teurer.
Wenn Unternehmen ihre eigenen Mitarbeiter flexibler ein- und freisetzen (ich weis, ein zynischer Begriff) können, dann erledigt sich der Bedarf an Zeitarbeit.
Und wer glaubt, dass dann gnadenloses Hire-and-fire einzieht, der hat nicht begriffen, dass einem Unternehmen einerseits nichts daran liegt, ständig neue Mitarbeiter anzulernen, andererseits die meisten Unternehmer sicher keine perverse Freude daran haben, ohne Grund Leute zu entlassen.
Momentan ist es doch so, dass bei Mehrbedarf an Arbeitskraft entweder die vorhandenen Mitarbeiter erhebliche Überstunden schieben müssen bzw. eben Zeitarbeiter engagiert werden. Und da der Unternehmer sich nie sicher sein kann, ob der Aufschwung nicht bald wieder vorbei ist, führt das derzeit entweder zu regelmäßigen erheblichen Überstunden bzw. zu Zeitarbeitern, die jahrelang im selben Unternehmen arbeiten, ohne ihren Kollegen gleichgestellt zu sein. Und das trotz des guten Arbeitskräfteangebots.

Also ist ein schnellerer Umbau unserer Arbeitsgesellschaft mir persönlich wichtig. Dabei ist es mir ziemlich egal, ob unter Rot oder Schwarz. Beide wollen DERZEIT in die gleiche Richtung.
Aber am Stillstand in Deutschland wird sich schon deswegen bei einem SPD-Wahlsieg nichts ändern, weil die CDU ja ihre Mehrheit im Bundesrat behält. Und das ist keine Grundlage für Reformen.
Dabei stimme ich mit vielen hier überein, dass es eine Riesensauerei der CDU ist, die Regierung derart zu blockieren. Aber es ist auch richtig, dass die SPD dieses Verhalten erfunden hat. Und es sicher bei Gelegenheit auch wieder praktizieren wird.

Wenn also jede Regierung nur maximal 2 - 2,5 Jahre Zeit hat, etwas zu bewirken, dann kann auch alle 4 Jahre eine andere Regierung dran. Und wenn die Bürgen überraschender Weise doch mit der Politik der jeweiligen Regierung übereinstimmt, dann bleibt sie auch länger im Bundestag in der Mehrheit.

Und an diejenigen, welche mit einer großen Koalition liebäugeln:
In Sachsen sieht man derzeit, was eine große Koalition bring, wenn sich die Vertreter der beiden großen Pateien so stark hassen. Und nicht nur politisch, sonder auch persönlich. Es bringt überhaupt nichts! Ich halte es aber daher auch für sehr unwahrscheinlich, dass es bundesweit eine große Koalition geben wird.
Das heist nicht, dass ich generell gegen große Koalitionen in Krisenzeiten bin, aber ich denke nicht, dass die beiden Volksparteien derzeit miteinander können.

Im Grundprogramm der SPD von 1998 steht sinngemäß drin, dass der Staat der Wirtschaft nicht die Ausgestaltung der wirtschaftlichen Realität überlassen kann, da er sonst in Sachzwängen gefangen bleibt.

Der Staat ist schon sehr lange in Sachzwängen gefangen und hat damit seine Möglichkeiten, die Wirtschaft entscheidend zu beeinflussen, weitgehend eingebüst. An der Globalisierung führt kein Weg vorbei. Also muß sich die Gesellschaft auch darauf einstellen. Und je schneller das geht, desto besser wird es am Ende sein. Die SPD ist auf diesen Weg eingeschwänkt, verliert aber derzeit ihre alte Anhängerschaft deswegen. Also kann sie nicht weiter regieren.

Die Zeit der Sozialdemokratie wird wieder kommen, wenn die Lebensbedingungen, zumindest innerhalb Europas, wieder vergleichbar geworden sind. Dann hat die, in diesem Falle europäische, Politik auch wieder die Möglichkeit, die Gesellschaft zum Besseren zu formen. Bis dahin werden wir kleinen Leute in den sauren Apfel beißen müssen.

Ciao,
Gonozal.

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25.05.2005, 11:46 Uhr

Maja
Posts: 15429
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Zitat:
Original von Gonozal:
@ all:
Ich bin kein CDU-Fan. Aber die derzeitige SPD-Politik deckt sich weitgehend mit jener der CDU.

Da bist du gewaltig auf dem Holzweg. Alle Reformen, von Hartz I bis Hartz 4 über Gesundheitsreform bis hin zur bisher geplanten Rentenreform geht das Alles der CDU/CSU und der FDP nicht weit genug. Wenn du meinst, SPD und Grüne hätte uns die Hosen runter gezogen, dann mache dich darauf gefasst, dass wir unter CDU/CSU/FDP den Gürtel dann um die Knöchel werden enger schnallen müssen.


[ Dieser Beitrag wurde von Maja am 25.05.2005 editiert. ]

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25.05.2005, 11:48 Uhr

Maja
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Und es geht schon los...

"Unmittelbar nach dem Votum aller Parteien für Neuwahlen im Herbst rücken Union und FDP von ihren Plänen für eine rasche milliardenschwere Senkung der Einkommensteuer ab. Finanzpolitiker von CDU/CSU und Liberalen verwiesen auf die Finanzkrise von Bund und Ländern."

"Der saarländische CDU-Ministerpräsident Peter Müller will im Wahlkampf auch über eine höhere Mehrwertsteuer diskutieren."

"Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) warnte die Union davor, im Wahlkampf Steuersenkungen zu versprechen."

"CDU-Generalsekretär Kauder kündigte dagegen eine neue Steuergesetzgebung innerhalb eines Jahres nach einem Sieg bei der Wahl an."

"Auch die FDP äußerte sich vorsichtig zu einer Reduzierung der Einkommensteuer, die Bürger und die meisten mittelständischen Betriebe zahlen."


Quelle: tagesschau.de/



Nein, wie innovativ und so neu.... Wo ist da das Konzept?

So richtig einig sind sie sich offenbar nicht, und die FDP hisst schon mal die Fahnen, um sie dann nach dem Wind zu drehen....

Meine Prognose: "Lasst und die Lohnnebenkosten durch privat finanzierte Vorsorge senken (markig klingend mehr Eigenverantwortung genannt), aber ohne finanziellen Ausgleich über Senkung der Einkommenssteuer und mit höheren Verbrauchssteuern. Wenn Kaufkraft und Binnennachfrage weiter sinken und Mittelständler steuerlich nicht entlastet werden, wirds schon werden, mit den Arbeitsplätzen. Wozu brauchen Unternehmen schon Märkte in Deutschland? Die gibts doch massig in Osteuropa und Asien...."



[ Dieser Beitrag wurde von Maja am 25.05.2005 editiert. ]

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25.05.2005, 12:43 Uhr

Holger
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Zitat:
Original von AC-Pseudo:
Wird der Spruch nicht langsam langweilig? Rot/Grün ist seit 7 Jahren an der Macht, aber alles schlechte ist natürlich ererbt... Das würden die wahrscheinlich auch nach 1000 Jahren Regierungstätigkeit noch blubbern.

Auch wenn Du es nicht glauben willst, aber wenn man einen Schuldenberg auftürmt, der so hoch ist, daß man sich neu verschulden muß, um Haushalt und Rückzahlung unter einen Hut zu bringen, ist es sehr schwer, da wieder herauszukommen. Das können Dir auch Leute bestätigen, die privat in einen solchen Teufelskreis geraten. Manche kommen gar nicht wieder heraus, die, die es schaffen, brauchen dafür länger, als sie zum Schuldenaufnehmen gebraucht haben.
Von der aktuellen Regierung zu verlangen, diesen Schaden in weniger als der Hälfte der Zeit zu reparieren, ist illusorisch. Auch sollte jedem, der bis drei zählen kann, auch klar sein, daß es leichter ist, ein paar Millionen Arbeitlose zu produzieren, als sie (gewaltfrei) wieder loszuwerden.
Zitat:
Nachdem das Kind nun im Brunnen lag, versuchten sie zaghafte Reformen, die eigentlich nur im Wust der Bürokratie versacken.
Der "Wust der Bürokratie" heißt "Blockade durch die CDU im Bundesrat".
Zitat:
Wenn es ihr erklärtes Ziel gewesen wäre, Deutschland zu ruinieren, sie hätten es nicht besser machen können.
Keine Sorge, die CDU wird es besser machen.
Zitat:
@ton: netter Vortrag, aber falsch: die Roten und Grünen liegen am Boden, weil die Leute wechseln, nicht umgekehrt. Deren Konzepte haben sich eben als falsch erwiesen. Die Wirtschaft krebst am Boden, der Staatshaushalt ist faktisch bankrott. Fakten zählen halt. Da mögen die Jungs noch so weinerlich auf andere zeigen.
Du meinst wohl, die Wirtschaft krebst immer noch am Boden und der Staat ist immer noch bankrott, auch wenn schon ein Teil des Schuldenbergs abgetragen wurde. Ja, wir wissen, wie sehr die Fakten zählen, wenn nach jedem Beschluß der aktuellen Regierung CDU und vor allem CSU-Politiker zur Stelle sind, um negative Stimmung zu machen mit direkten Lügen über die angeblichen Einschneidungen, die daraus entstehen, um dann kurz danach wieder negative Stimmung zu machen, weil die Einschneidungen nicht weit genug gehen.
Die CDU/CSU Funktionäre reden munter dem potentiellen Wähler nach dem Mund, egal wie wiedersprüchlich das Ganze ist, es gibt ja offensichtlich genug, die darauf hereinfallen. Es reicht ja auch, munter das Blaue vom Himmel zu versprechen, nicht einmal fragt einer nach, "wie wollt ihr das schaffen?".
Mir solls recht sein, runter mit der Unternehmenssteuer, weg mit den Öko-Zeugs (die Energieversorger gehören zu unseren Kunden), paßt scho. Ich weiß ja auch, welche Leute hier wieder als erstes Jammern werden, daß sie das "so nicht gewollt haben"...

mfg
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Good coders do not comment. What was hard to write should be hard to read too.

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25.05.2005, 13:09 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von NoImag:
Aber in Kohle zu investieren ist schlichtweg falsch.

Du weißt aber schon, dass der schrittweise Auslauf der Kohlesubventionen beschlossene Sache ist? Mit Zustimmung von CDU/CSU/FDP im Bundesrat und beginnend schon zu Kohls Zeiten. Wir erinnern uns an Möllemann, wie er den Kumpeln im Flöz die Misere erklären sollte? Und dir ist sicher auch klar, dass ein sofortiger Stopp dieser Subventionen quasi per sofort den Verlust von 10-tausenden von Arbeitsplatzen in NRW zur Folge hätte, für die es keinerlei Ersatz gibt. Wenn Rüttgers das so durchboxen will, wie er es in Aussicht gestellt hat, dann sehe ich in 5 Jahren nicht weniger sondern noch mehr Arbeitslose in NRW. Es sei denn, die Kumpels werden durch Hartz IV gezwungen, das Bundesland (besser noch den Staat?) zu verlassen.....

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25.05.2005, 13:13 Uhr

Holger
Posts: 8116
Nutzer
Zitat:
Original von Gonozal:
Damit diese Unternehmen wieder Jobs in Deutschland schaffen, müssen wir uns zwangsläufig auf das niedrigere soziale Niveau unserer Nachbarn, ich rede hier nicht von China, begeben.

Warum sollte ein Unternehmen zurückkommen, wenn ein Arbeiter hier genausoviel wie dort kostet? Und wieso redest Du nicht von China? Aus Polen und Tschechien werden schon Arbeitsplätze nach Jugoslawien verlagert, weil sie zu teuer sind. Was glaubst Du, was passiert, wenn die jugoslawischen Arbeitsplätze zu teuer im Vergleich zu den Nachbarn noch weiter östlich erscheinen?
Zitat:
Wenn Unternehmen ihre eigenen Mitarbeiter flexibler ein- und freisetzen (ich weis, ein zynischer Begriff) können, dann erledigt sich der Bedarf an Zeitarbeit.
Und wer glaubt, dass dann gnadenloses Hire-and-fire einzieht, der hat nicht begriffen, dass einem Unternehmen einerseits nichts daran liegt, ständig neue Mitarbeiter anzulernen, andererseits die meisten Unternehmer sicher keine perverse Freude daran haben, ohne Grund Leute zu entlassen.

Wenn das so wäre, gäbe es ja keinen Bedarf an Zeitarbeit. Selbstverständlich stellst Du so einen ein, um in jederzeit wieder entlassen zu können, sonst könntest Du ihm ja einen richtigen Arbeitsvertrag geben. Wenn ein Unternehmer tatsächlich weiß, daß ein Festangestellter effizienter ist, als jemand, den man neu anlernen muß, warum braucht er dann eine Flexibilisierung des Angestelltenverhältnisses?
Hier geht es um nichts weiter, als einen Grund vorzuschieben. Die einen wollen niemanden einstellen, andere entlassen trotz Millionengewinne, um den Gewinn zu steigern und wieder andere verlagern ins Ausland. Aber immer hat man einen Grund zur Hand, sobald der nicht mehr vorhanden ist, wird man einen anderen finden.
Zitat:
Momentan ist es doch so, dass bei Mehrbedarf an Arbeitskraft entweder die vorhandenen Mitarbeiter erhebliche Überstunden schieben müssen bzw. eben Zeitarbeiter engagiert werden. Und da der Unternehmer sich nie sicher sein kann, ob der Aufschwung nicht bald wieder vorbei ist, ...
Und das manchmal noch nach Jahrzehnten "temporären Mehrbedarfs" an Arbeitskraft. Deshalb werden manche Firmen zu 90% von billigen Praktikanten am Leben erhalten. Weil unser Arbeitsrecht nicht liberal genug ist...
Zitat:
Wenn also jede Regierung nur maximal 2 - 2,5 Jahre Zeit hat, etwas zu bewirken, dann kann auch alle 4 Jahre eine andere Regierung dran. Und wenn die Bürgen überraschender Weise doch mit der Politik der jeweiligen Regierung übereinstimmt, dann bleibt sie auch länger im Bundestag in der Mehrheit.
Wer schon vorher weiß, das er nicht lange auf seinem Arbeitsplatz sitzen wird, legt sich die "Leck mich am Arsch"-Haltung zu, egal ob Politiker oder Zeitarbeiter. Das Ergebnis ist immer Ineffizienz und Perspektivlosigkeit.
Zitat:
Die Zeit der Sozialdemokratie wird wieder kommen, wenn die Lebensbedingungen, zumindest innerhalb Europas, wieder vergleichbar geworden sind. Dann hat die, in diesem Falle europäische, Politik auch wieder die Möglichkeit, die Gesellschaft zum Besseren zu formen. Bis dahin werden wir kleinen Leute in den sauren Apfel beißen müssen.
Da bist Du auf dem Holzweg. Die Globalisierung ist kein neuzeitliches Phänomen. Auch vor hundert Jahren gab es enge Verflechtungen in der weltweiten Wirtschaft. Auch da konnte sich ein weltweiter Konzern seine Standorte aussuchen. Man gewann i.A. durch Weiterentwicklung, nicht durch das Zurückentwickeln auf das Niveau der ärmsten. Solange das Konzept Abbau und Einsparung heißt, wird dieser Zeitpunkt, von dem Du meinst, daß sich Sozialdemokratie wieder lohnen könnte, nie kommen.

mfg
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25.05.2005, 13:16 Uhr

Holger
Posts: 8116
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Zitat:
Original von Maja:
Wenn Rüttgers das so durchboxen will, wie er es in Aussicht gestellt hat, dann sehe ich in 5 Jahren nicht weniger sondern noch mehr Arbeitslose in NRW.

Es sei denn, die eingesparten Mittel landen tatsächlich in wirksamen arbeitsplatzfördernden Maßnahmen.
Aber das wäre dann das erste Mal.

mfg
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25.05.2005, 14:53 Uhr

Gonozal
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Hallo Leute,

@ Holger:
1)
Unternehmen kommen zurück, wenn ihre Aussichten auf hohe Gewinne hier besser sind als im Ausland.
China u.ä. erwähne ich hier deswegen nicht, weil niemand wissen kann, inwiefern China wirklich viele Arbeitsplätze von Europa abzieht. Vor allem auf Dauer. Vor dem Hintergrund der Energie- und Rohstoffkrise Chinas sowie der dort ebenfalls steigenden Lebensstandards.
Die Aussichten auf hohe Gewinne hängen nicht nur von niedrigeren Löhnen ab. Es gibt auch andere, bekannte Faktoren, wie Innovation und Qualität.
Offensichtlich reichen diese Faktoren aber nicht mehr aus, die zu hohen Kosten zu kompensieren.

2)
Langzeit-Zeitarbeiter in der gleichen Stelle sind genauso produktiv wie Festangestellte. Das ist ja das Problem. Wenn Zeitarbeiter lange genug in der selben Stelle sind, braucht der Unternehmer eben nicht ständig neue Leute anlernen.
Letztens war eine Doku über Zeitarbeit auf Phoenix. War recht interessant, vor allem, dass viele Zeitarbeiter sehr lange die gleiche Stelle ausfüllen.
Wenn die Unternehmen flexibel Leute einstellen und entlassen könnten, so würden sie zumindest diese Zeitarbeiter-Stellen in Festanstellungen umwandeln, weil es sie billiger kommt und sie die Mitarbeiter genauso einfach wieder loswerden können.

3)
Das mit der Leck-mich-am-Arsch-Stimmung stimmt so nicht, weil ja die Leute ihre Stelle behalten wollen. Sie haben dann genauso viel Angst um ihren Arbeitsplatz wie jetzt. Andererseits werden gute Mitarbeiter später entlassen als schlechtere.
Ich habe nie gesagt, dass ich das für sozial halte. Ich habe aber selbst in den USA erlebt, dass Firmen dort Mitarbeiter über Jahrzehnte haben und eben nicht nach Belieben entlassen, weil sie auf eine loyale Belegschaft angewiesen sind.

4)
Ich habe keineswegs behauptet, die Globalisierung sei ein neues Phänomen. Aber sie wirkt heute nach ganz anderen Voraussetzungen als vor 100 Jahren.
Damals haben die Industrieländer ihre Volkswirtschaften auf Kosten der Kolonien und Nichtindustrieländer ausgebaut. Die Konkurrenz untereinander hat in der Tat zu besseren Bedingungen trotz höherer Produktivität geführt.
Das PROBLEM mit der modernen Globalisierung liegt für uns Industrie-Europäer darin, dass wir heute im fairen Wettbewerb gegen weniger entwickelte Länder bestehen müssen.
DAS ist eine ganz andere Voraussetzung als vor 100 Jahren.

Die Zeit für erneute Sozialdemokratische Entwicklung kommt erst dann, wenn genügend Menschen in der globalisierten Welt ähnliche Lebensbedingungen haben wie wir.
Es ist NICHT nötig, dass die ganze Welt auf unserem Niveau sein muß. Es reicht ein genügend großer Anteil, weil die Unternehmen sich ihre Märkte kaputt machen würden. Das tun sie im Moment in Deutschland. Wenn das aber viele andere Märkte ebenso trifft, dann möchte ich nicht glauben, dass sich die Unternehmen selbst das Wasser abgraben.
Das derzeitige Problem ist die überreichliche Auswahl der Unternehmen, in welchen Ländern sie produzieren. Auf den deutschen Binnenmarkt können sie offenbar verzichten, solange es noch genügend andere Märkte gibt.
Dies ist natürlich reichlich pauschal, weil viele Unternehmen auf den Binnenmarkt angewiesen sind. Die sind genauso angeschmiert wie die Bürger. Internationalen Konzernen wird es egal sein.

@ Maja:
Wir werden unter Schwarz-Gelb noch viel mehr Zugeständnisse machen müssen. Da gebe ich dir vollkommen recht. Aber die Zugeständnisse drohen uns mittelfristig auch unter der aktuellen Regierung. Mir ist es persönlich lieber, wenn die Krise heftig, aber schnell vorbei geht, als wie wenn sie sich noch Jahrzehnte hinzieht.
Ich bin nach wie vor eher auf der Seite von Rot-Grün. Deswegen werde ich meinen Teil tun, um sie als, mittelfristig starke, Opposition zu postieren. Ich hoffe, dass es unter Schwarz-Gelb wieder wirtschaftlich voran geht - und sei es, weil sie erstmal nicht vom Bundesrat blockiert werden können - und Rot-Grün sie dann zu gegebener Zeit wieder ein wenig einbremst, bevor die FDP vollkommen ausser Rand und Band gerät.

Ciao,
Gonozal.

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25.05.2005, 16:03 Uhr

NoImag
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Zitat:
Original von Maja:
Zitat:
Original von NoImag:
Aber in Kohle zu investieren ist schlichtweg falsch.



Dieser Satz stammt nicht von mir. Du wolltest deine Antwort an Gonozal richten. ;)

Zitat:
Du weißt aber schon, dass der schrittweise Auslauf der Kohlesubventionen beschlossene Sache ist?
Mit Zustimmung von CDU/CSU/FDP im Bundesrat und beginnend schon zu Kohls Zeiten. Wir erinnern uns an Möllemann, wie er den Kumpeln im Flöz die Misere erklären sollte? Und dir ist sicher auch klar, dass ein sofortiger Stopp dieser Subventionen quasi per sofort den Verlust von 10-tausenden von Arbeitsplatzen in NRW zur Folge hätte, für die es keinerlei Ersatz gibt. Wenn Rüttgers das so durchboxen will, wie er es in Aussicht gestellt hat, dann sehe ich in 5 Jahren nicht weniger sondern noch mehr Arbeitslose in NRW. Es sei denn, die Kumpels werden durch Hartz IV gezwungen, das Bundesland (besser noch den Staat?) zu verlassen.....


Trotzdem einmal meine Meinung dazu:
Die sofortige Schließung der Zechen wäre volkswirtschaftlicher Wahnsinn. Ob man es schneller machen sollte als geplant, kann ich nicht beurteilen, weil ich mich damit nicht genug auseinandergesetzt habe.

Tschüß,


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25.05.2005, 16:50 Uhr

NoImag
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Zitat:
Original von Gonozal:
Hallo Leute,

@ NoImag:
Natürlich können Gasturbinen rund um die Uhr laufen. Aber solche Kraftwerke sind in der nötigen Kapazität für den Energiesockel einerseits im Bau und andererseits im Betrieb viel zu teuer.


Ok, da habe ich dich falsch verstanden. Ich bin der Meinung, man sollte bei der Diskussion über Energieträger immer deutlich unterscheiden, ob es sich um ein grundsätzliches Problem der Technik oder um eine Frage der Kosten handelt.

Zitat:
Natürlich ist Strom aus Kohle nicht gut für die Umwelt, aber immerhin erzeugen Gasturbinen auch CO2. Da unterscheiden sie sich nicht von Kohleanlagen. Und alle fossilen Brennstoffe sind darüber hinaus endlich.

Bei gleicher Energiemenge erzeugt Erdgas weniger CO2 als Kohle, Gas und Kohle sind daher im Punkt Umweltfreundlichkeit nicht dasselbe. Der Grund für die bessere CO2-Bilanz des Erdgases ist die Zusammensetzung: Bei Erdgas verbrennen Kohlenstoff und überwiegend Wasserstoff, bei Kohle nur Kohlenstoff. Bei der Verbrennung von Wasserstoff wird aber viel mehr Energie frei als bei der Verbrennung von Kohlenstoff. Die Endlichkeit der Vorkommen ist aber natürlich auch bei Erdgas ein großes Problem.

Zitat:
Wenn Deutschland die Vorreiterrolle annimmt und dadurch Strom aus dem Ausland importieren muß (was übrigens schon ewig so ist), dann fördert unsere Umweltschutzpolik den Bau von AKWs, KKWs usw. im Ausland. Und das auch noch unter Umständen nicht auf unserem umweltschutztechnischen Niveau. Tolle Leistung!

Meine Ansicht dazu habe ich ja schon geschrieben.

Zitat:
Damit diese Unternehmen wieder Jobs in Deutschland schaffen, müssen wir uns zwangsläufig auf das niedrigere soziale Niveau unserer Nachbarn, ich rede hier nicht von China, begeben. Ich kann jeden Kapitalisten verstehen, der neue Standorte lieber in unseren Nachbarländern baut, weil er dort höhere Gewinne erzielt. So ist Kapitalismus nun mal. Alles andere wäre Altruismus.

Wenn wir uns auf das Niveau unserer östlichen Nachbarländer begeben würden, würde unsere Wirtschaft sofort kollabieren. Außerdem: Wieso glaubst du, dass die Unternehmer dann schon zufrieden wären und plötzlich vergessen, dass sie in China noch höhere Gewinne einfahren können. Im Einzelfall kann eine leichte Reduzierung kurzfristig etwas bringen. Eine wirkliche Lösung ist das aber nicht.

Zitat:
Ein Beispiel für die Crux unserer Arbeitsgesellschaft:
Wenn Abschaffung des Kündigungsschutzes nach Meinung vieler Leute keine Mehrbeschäftigung bringt, dann erklärt mir mal, warum Zeitarbeit die derzeit am stärksten wachsende Branche ist!


Es gibt eine Studie der OECD, die zwei Aussagen hat:
1. Der Kündigungsschutz in Deutschland liegt im internationalen Vergleich im Mittelfeld
2. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Kündigungsschutzregelungen und Arbeitslosigkeit.

Außerdem findet sich in jedem Buch über Personalführung, was wichtig ist, damit ein Mitarbeiter produktiv ist. Hire und fire unterstützt da genau den falschen Mechanismus und schadet damit den Unternehmen. Abbau der Abnehmerrechte wird keinen einzigen Arbeitsplatz schaffen. Die Ursache für die Höhe der Arbeitslosigkeit ist die Binnenrezession, nicht eine zu geringe Wettbewerbfähigkeit. Der Abbau der Abnehmerrechte wird die Binnenrezession verstärken und damit die Arbeitslosigkeit weiter erhöhen.

Tschüß,


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25.05.2005, 16:53 Uhr

NoImag
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Zitat:
Original von Maja:
Meine Prognose: "Lasst und die Lohnnebenkosten durch privat finanzierte Vorsorge senken (markig klingend mehr Eigenverantwortung genannt), aber ohne finanziellen Ausgleich über Senkung der Einkommenssteuer und mit höheren Verbrauchssteuern. Wenn Kaufkraft und Binnennachfrage weiter sinken und Mittelständler steuerlich nicht entlastet werden, wirds schon werden, mit den Arbeitsplätzen. Wozu brauchen Unternehmen schon Märkte in Deutschland? Die gibts doch massig in Osteuropa und Asien...."


Gut gesprochen!

Tschüß,



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25.05.2005, 17:04 Uhr

NoImag
Posts: 1050
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Zitat:
Original von Gonozal:
Langzeit-Zeitarbeiter in der gleichen Stelle sind genauso produktiv wie Festangestellte. Das ist ja das Problem. Wenn Zeitarbeiter lange genug in der selben Stelle sind, braucht der Unternehmer eben nicht ständig neue Leute anlernen.


Die Produktivität eines Angestellten hängt nicht nur vom Einlernen ab.

Zitat:
Das mit der Leck-mich-am-Arsch-Stimmung stimmt so nicht, weil ja die Leute ihre Stelle behalten wollen. Sie haben dann genauso viel Angst um ihren Arbeitsplatz wie jetzt. Andererseits werden gute Mitarbeiter später entlassen als schlechtere.

Angst erhöht nicht die Produktivität, Angst lähmt.

Zitat:
Es ist NICHT nötig, dass die ganze Welt auf unserem Niveau sein muß. Es reicht ein genügend großer Anteil, weil die Unternehmen sich ihre Märkte kaputt machen würden. Das tun sie im Moment in Deutschland. Wenn das aber viele andere Märkte ebenso trifft, dann möchte ich nicht glauben, dass sich die Unternehmen selbst das Wasser abgraben.

Ich fürchte, da irrst du dich. Unternehmen denken nur bis zum nächsten Quartalsbericht.

Tschüß,



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25.05.2005, 18:20 Uhr

Holger
Posts: 8116
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Zitat:
Original von Gonozal:
Ich habe keineswegs behauptet, die Globalisierung sei ein neues Phänomen. Aber sie wirkt heute nach ganz anderen Voraussetzungen als vor 100 Jahren.
Damals haben die Industrieländer ihre Volkswirtschaften auf Kosten der Kolonien und Nichtindustrieländer ausgebaut.

Kolonialwirtschaft und Entwicklung der eigenen Wirtschaft liegen im absolutem Gegensatz zueinander. Nicht ohne Grund sind ehemalige Kolonialmächte wie England und Spanien Schlußlicht im europäischen Vergleich.
Zitat:
Die Konkurrenz untereinander hat in der Tat zu besseren Bedingungen trotz höherer Produktivität geführt.
"besseren Bedingungen trotz höherer Produktivität" ??
Zitat:
Das PROBLEM mit der modernen Globalisierung liegt für uns Industrie-Europäer darin, dass wir heute im fairen Wettbewerb gegen weniger entwickelte Länder bestehen müssen.
Der aktuelle Wettbewerb ist weit davon entfernt, fair zu sein. Und Konkurrenz bzgl. Industriearbeitsplätzen entsteht nicht in weniger entwickelten Ländern, sondern in Ländern, die uns eingeholt haben.
Oder redest Du die ganze Zeit von einfach auslagerungsfähigen Hilfsarbeiterjobs? Wir wollen doch gar nicht konkurrenzfähige Spargelstecher werden.
Zitat:
DAS ist eine ganz andere Voraussetzung als vor 100 Jahren.
Die heutigen Bedingungen sind besser als vor hundert Jahren.
Zitat:
Ich bin nach wie vor eher auf der Seite von Rot-Grün. Deswegen werde ich meinen Teil tun, um sie als, mittelfristig starke, Opposition zu postieren.
Du gibst ihnen «ein klein wenig Stimme», damit sie nicht gewinnen, aber eine ausreichende Anzahl Sitze im Bundestag haben?
Zitat:
Ich hoffe, dass es unter Schwarz-Gelb wieder wirtschaftlich voran geht - und sei es, weil sie erstmal nicht vom Bundesrat blockiert werden können - und Rot-Grün sie dann zu gegebener Zeit wieder ein wenig einbremst, bevor die FDP vollkommen ausser Rand und Band gerät.
Wann soll das sein? In frühestens vier Jahren CDU Herrschaft mit absolutistischen Möglichkeiten, wenn bereits der letzte Rest Arbeitnehmer-Recht abgebaut und die Arbeitslosigkeit bei 20% liegt?
Na ich bin gespannt, wie Du Dich dann zu Deinem jetzigen Taktieren äußern wirst. Falls Du Dir Internet dann noch leisten kannst...

mfg
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[ Dieser Beitrag wurde von Holger am 25.05.2005 editiert. ]

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25.05.2005, 19:20 Uhr

Archeon
Posts: 1810
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Also ich warte auf das Linksbündiis mit PDS und WA*** wie sie sich sc himpft und Lafontain :)
Wenn Lafontain wirklich für die Linken werben wird, dann werden viele treue SPD wähler umschwänken. :lach:
Dann heist es die Linkkurve noch kriegen bevor wir aus der Bahn fliegen. :rotate:

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25.05.2005, 20:30 Uhr

Maja
Posts: 15429
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Zitat:
Original von NoImag:
Dieser Satz stammt nicht von mir. Du wolltest deine Antwort an Gonozal richten.

Sorry, da hatte ich mich wohl verquotet. :glow:

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25.05.2005, 21:36 Uhr

Maja
Posts: 15429
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Zitat:
Original von Gonozal:
Vor dem Hintergrund der Energie- und Rohstoffkrise Chinas

Wo, bitte, hat China eine Energie- und Rohstoffkrise? China kauft weltweit Rohstoffe und Vorprodukte ein, zu jedem Preis. Es scheint egal zu sein, was es kostet. Das führt dazu, dass Rohstoffe und Vorprodukte auf den Weltmärkten mittlerweile so teurer geworden sind, dass auch das hierzulande schon zusätzlich Arbeitsplätze gefährdet. China hat keine Rohstoff- und Energiekrise. Sie lösen aber Krisen in anderen Regionen der Welt aus, weil durch ihre Massenkäufe zu Preisen jenseits von Gut und Böse Rohstoff- und Energiepreise weltweit explodieren.

Zitat:
sowie der dort ebenfalls steigenden Lebensstandards.
Bis China mal in die Nähe unserer Standards kommt, sind wir Beide in Rente. Falls wir dann überhaupt noch leben. Was soziale Standards betrifft (Vorsorge): Kannst du vergessen. Nicht in China.

Ach ja. Honkong != China.

Zitat:
Die Aussichten auf hohe Gewinne hängen nicht nur von niedrigeren Löhnen ab. Es gibt auch andere, bekannte Faktoren, wie Innovation und Qualität.
Richtig. Nur scheint sich das noch nicht bis zu den Vortandsetagen rumgesprochen zu haben. Controller denken halt anders als "normale" Menschen.

Zitat:
Offensichtlich reichen diese Faktoren aber nicht mehr aus, die zu hohen Kosten zu kompensieren.
Nein. Die Kosten sind an anderen Orten so niedrig, dass es sich auch noch bei 60% Aussschuss saftig rechnet.

Zitat:
Wenn die Unternehmen flexibel Leute einstellen und entlassen könnten, so würden sie zumindest diese Zeitarbeiter-Stellen in Festanstellungen umwandeln, weil es sie billiger kommt und sie die Mitarbeiter genauso einfach wieder loswerden können.
Möchtest du wirklich zur rein kalkulativen Manövriermasse von Managern werden, die dich nach belieben einstellen und wieder rauswerfen können? Gern immer dann, wenn der Herr sich mal wieder völlig verplant hat, weil er so ja keinerlei motivation mehr hat, sich ein wenig Mühe zu geben. Und glaubst du immer noch, der Kündigungsschutz (der keine Unkündbarkeit herbeiführt), wäre der Grund dafür, dass so wenig eingestellt und so viel entlassen wird?

Zitat:
Das mit der Leck-mich-am-Arsch-Stimmung stimmt so nicht, weil ja die Leute ihre Stelle behalten wollen.
Wer von einer Befristung in die nächste rennt, dem ist irgenwann alles egal. Offenbar hast du noch nie mit jemandem gesprochen, der schon länger unter diesen Bedingungen arbeitet. Und vergiss nicht. Wer längere Zeit kein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis hat, da kann sich jegliche private Zukunftsplanung (Familie, Wohneigentum, private Altersvorsorge) an die Backe schmieren. Ist wirklich hoch motivierend....

Zitat:
Sie haben dann genauso viel Angst um ihren Arbeitsplatz wie jetzt. ndererseits werden gute Mitarbeiter später entlassen als schlechtere.
Warst du auf der Meisterschule? ;) Angst motiviert nicht. Angst hemmt und macht krank. Wer ständig unter Angst arbeitet, kann sich schlechter konzentrieren, macht häufiger Fehler, fällt häufiger wegen Arbeitsunfähigkeit aus. Immer mehr krankheitsbedinge Ausfallzeiten beruhen auf pyschischen Problemen, sprich Depressionen.

Zitat:
Ich habe nie gesagt, dass ich das für sozial halte. Ich habe aber selbst in den USA erlebt, dass Firmen dort Mitarbeiter über Jahrzehnte haben und eben nicht nach Belieben entlassen, weil sie auf eine loyale Belegschaft angewiesen sind.
Was einen verschwindend kleinen Teil der Belegschaft betrifft. Das Mindestmaß an Stammbelegschaft mit dem nötigen Know-How, dass man nun mal (leider?) braucht, damit die Bude läuft. Der Rest wird nach Belieben eingestellt und rausgeworfen und steht zwischenzeitlich u.a. ohne Krankenversicherung auf der Straße. Im übrigen ist Bush fleißig dabei, mit dem Hintern umzuwerfen, was Clinton mit den Händen aufgebaut hat.

Zitat:
Damals haben die Industrieländer ihre Volkswirtschaften auf Kosten der Kolonien und Nichtindustrieländer ausgebaut. Die Konkurrenz untereinander hat in der Tat zu besseren Bedingungen trotz höherer Produktivität geführt.
Du verwechselst Kolonialisierung mit Globalisierung.

Zitat:
Das PROBLEM mit der modernen Globalisierung liegt für uns Industrie-Europäer darin, dass wir heute im fairen Wettbewerb gegen weniger entwickelte Länder bestehen müssen.
Hehe, nee. Das "Problem" ist, dass diese Länder in ihrer Entwicklung aufgeholt haben und es immer noch und immer schneller tun; mit unserer tatkräfigen Hilfe. Ein weiteres "Problem" ist der Wegfall von diversen Handelsbeschränkungen.

Zitat:
Die Zeit für erneute Sozialdemokratische Entwicklung kommt erst dann, wenn genügend Menschen in der globalisierten Welt ähnliche Lebensbedingungen haben wie wir.
Ja, wir müssen nur noch 20 bis 50 Jahre warten. Dann ist alles wieder okay. Das wird schon. ;)

Zitat:
Es ist NICHT nötig, dass die ganze Welt auf unserem Niveau sein muß. Es reicht ein genügend großer Anteil, weil die Unternehmen sich ihre Märkte kaputt machen würden. Das tun sie im Moment in Deutschland.
Kein Unternehmen macht sich selbst einen Markt kaputt. Wäre ja auch schön blöd.

Zitat:
..., dann möchte ich nicht glauben, dass sich die Unternehmen selbst das Wasser abgraben.
Nicht sich selbst, aber gegenseitig.

Zitat:
Das derzeitige Problem ist die überreichliche Auswahl der Unternehmen, in welchen Ländern sie produzieren. Auf den deutschen Binnenmarkt können sie offenbar verzichten, solange es noch genügend andere Märkte gibt.
Noch mal. Unternehmen machen keine Märkte "kaputt". Unternehmen können nur versuchen, Nachfrage zu generieren und in ausreichendem Umfang Waren zu Preisen oberhalb der reinen Kostendeckung abzusetzen. Wenn das in einem Land nicht mehr funktioniert, geht man halt da hin, wo die Kosten an die Preise angepasst werden können.

Zitat:
Dies ist natürlich reichlich pauschal, weil viele Unternehmen auf den Binnenmarkt angewiesen sind. Die sind genauso angeschmiert wie die Bürger. Internationalen Konzernen wird es egal sein.
Das wird der Grund sein, warum schwarz/gelb wieder mal den internationalen Konzernen zuschustern, und Mittelstand und Handwerk im Regen stehen lassen wird. Die Einzigen, wo noch Potential für Arbeitsplätze herrscht.

Zitat:
Aber die Zugeständnisse drohen uns mittelfristig auch unter der aktuellen Regierung. Mir ist es persönlich lieber, wenn die Krise heftig, aber schnell vorbei geht, als wie wenn sie sich noch Jahrzehnte hinzieht.
Hehe, ja. Auf der Guillotine hingerichtet zu werden ist wirklich angenehmer als am Galgen langsam zu ersticken. ;)

Irgendwie scheinst du nicht verstanden zu haben, was ich sagen wollte. Irgendwie scheinst du nicht verfolgt zu haben, wie die Reformen zustande kamen und was im Laufe der Verhandlungen im Bundesrat alles von wem gefordert, eingebracht, geändert und verworfen wurde. Und irgendwie erscheinst du mir in mancher Hinsicht etwas naiv zu sein.

Zitat:
Ich hoffe, dass es unter Schwarz-Gelb wieder wirtschaftlich voran geht - und sei es, weil sie erstmal nicht vom Bundesrat blockiert werden können - und Rot-Grün sie dann zu gegebener Zeit wieder ein wenig einbremst, bevor die FDP vollkommen ausser Rand und Band gerät.
Amen. Ganz sicher wird es voran gehen. Fragt sich nur für wen. Ich lasse mich ja gern positiv überraschen, habe aber heftige Zweifel, dass es diesmal anders laufen wird als beim letzten Mal. Es wird höchstens noch schlimmer, weil ein paar der wenigen klugen Köpfe aus Union und FDP mittlerweile im Ruhestand sind. U.a. Genscher und Geißler.

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25.05.2005, 21:45 Uhr

Maja
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Zitat:
Original von Archeon:
Also ich warte auf das Linksbündiis mit PDS und WA*** wie sie sich sc himpft und Lafontain :)

War ja klar, dass uns Oskar die Gelegenheit wieder nutzt in der Öffentlichkeit daran zu erinnern, dass er die Fahnen strich als es schwierig wurde.

PDS und WA***? Es ist keinen Deut hilfreicher, Arbeitnehmern nach dem Mund zu reden als Arbeitgebern nach dem Mund zu reden. Märchenstunde war gestern. "Arbeit neu verteilen!" Ich kann es nicht mehr hören.....



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25.05.2005, 22:52 Uhr

Gonozal
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Hallo Leute,

die folgende Antwort ist ein Rundumschlag an Maja, NoImag und Holger:
So langsam verliere ich nämlich den Überblick, wer was argumentiert hat. I-)

Also, der Kernunterschied zwischen unseren Standpunkten ist nach meiner Auffassung der folgende:

Ihr meint, dass sich die Abwanderung von Unternehmen und der massenhafte Stellenabbau ohne nennenswerte Einschnitte in unsere Gesellschaft, vom jetzigen Stand aus gesehen, erledigen werden.
Diese Meinung teile ich nicht!

Deutschland verliert nun schon seit etlichen Jahren zunehmend an Boden verglichen zu vielen anderen Ländern in der Welt. Einige davon liegen in unserer Nachbarschaft, andere weit weg.
Die derzeitigen Schwellenländer waren vor noch nicht allzu langer Zeit noch klare Dritte Welt. Richtig ist, sie holen uns ein. Andere, wie die Osteuropäer waren nie so richtig Dritte Welt. (Nämlich zweite Welt.)

Damit wir dagegen halten können, müssen die Bedingungen für Unternehmen besser sein, als dort. Das heist, die richtige Kombination aus Kosten und Leistung muß angeboten werden.

Hier in Deutschland gibt es offenbar einen weit verbreiteten Reflex bezüglich solcher Errungenschaften wie dem Kündigungsschutz.
Wie schon gesagt, es geht in guten Firmen auch ohne Kündigungsschutz. Des Weiteren bewahrt Kündigungsschutz keinen Arbeitnehmer vor der Kündigung, wenn diese wirklich betrieblich nötig ist. Der Kündigungsschutz schiebt nur den Zeitpunkt hinaus, wann der Arbeitnehmer gehen muß und sorgt in begrenztem Maß für Sozialverträglichkeit.
Es ist keineswegs so, dass Arbeitnehmer im Ausland, welche keinen Kündigungsschutz haben, mehr um ihren Arbeitsplatz fürchten als hier. Letztens hies es im TV, 80% der Deutschen hätten Angst um ihren Arbeitsplatz. Das zeigt doch genau, dass der existierende Kündigungsschutz die Arbeitnehmer eben nicht mehr ausreichend schützt.
Ein weit besserer Schutz wäre eine brummende Wirtschaft mit Mangel an Arbeitskräften.
Nicht umsonst bauen die Engländer die meisten Häuser in Europa, und der Durchschnitt-Ami hält sich bei einem Haus mit Doppelgarage, zwei Autos, 2,4 Kindern pro Familie usw. auch nicht wirklich zurück. Ich weis, dass es vielen Amis nicht so gut geht, der Durchschnittsfamilie aber schon.
Es ging mir keineswegs darum zu sagen, dass man Leute mit Angst motivieren kann. Es ging mir nur darum zu sagen, dass ohne Kündigungsschutz nicht automatisch Leck-mich-am-Arsch-Stimmung herrscht. Wäre das so, dann müssten sich doch die Unternehmen darum reißen, hier in Deutschland produzieren zu dürfen.

Maja, Arbeit IST ein Produktionsfaktor. Und damit gewissermaßen schon "Manövriermasse" der Unternehmen. Nur dass sie zu einem gewissen Grad Investitionscharakter hat. Zum Glück!

Es haben übrigens schon jetzt genügend Leute keinen unbefristeten Arbeitsplatz. Tendenz steigend. Daran ändert sich also auch nichts, wenn die FDP ihre feuchtesten Träume umsetzen kann. 8)
Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass weniger Kündigungsschutz nicht unbedingt heist, dass jeder Arbeitnehmer ständig seinen Arbeitsplatz wechseln muß.

Aber mal weg vom leidigen Thema Kündigungsschutz. Wir werden uns dort nicht einigen können. Womöglich, weil ihr Arbeit habt und ich gern welche hätte. :smokin:

Ich bin mir sehr wohl im Klaren, wie die derzeitigen Sozialreformen zustande kamen und welche Rolle die Opposition dabei gespielt hat.
Vielleicht versteht ihr nicht, dass ich im Großen und Ganzen nichts gegen die Reformen habe. Ich bin im Gegenteil der Meinung, dass noch viel mehr getan werden muß. Dazu ist Rot-Grün nicht mehr in der Lage; auch nach der neuen Wahl nicht. Siehe die Machtverhältnisse im Bundesrat.

Es ist meinerseits also reiner Pragmatismus, die Union bei der nächsten Wahl zu bevorzugen. Weil es FÜR MICH nicht gut ist, wenn noch ein pahr Jahre lang die Wirtschaft darnieder liegt.
Ich möchte nicht vom Staat alimentiert werden, wenn ich selber für meinen Unterhalt sorgen kann. Dazu muß aber die Wirtschaftskrise überstanden werden.
Hier im Osten liegt die Arbeitslosigkeit eh um die 20%, teils erheblich höher. Da hilft es nichts, wenn alles so bleibt, wie es ist.
Und es kostet auch dem starken Südwesten Geld, das man langfristig besser anlegen könnte. Ich sage da nur, Schulden abbauen.

Ihr werft mir Naivität vor. Ich denke nicht, dass ich die politische Realität im Lande zu naiv sehe. An sich sind wir in unseren Einschätzungen der Opposition einig. Ich bin nur pragmatisch, und egoistisch, genug, um mir von einem Wechsel etwas zu versprechen. :D

Es ist natürlich nicht mit dem Zusammenstreichen des Sozialsystems getan. Generell müssen die Arbeitskosten runter. Da sie nicht so weit runter können, wie in China oder Rumänien, muß wenigstens für höchste Flexibilität gesorgt werden.
Damit die Arbeitskosten sinken müssen übrigens nicht unbedingt die Nettolöhne gesenkt werden. Es reicht, Steuern und Abgaben zu senken. Dann steht aber auch nicht mehr genug Geld für das alte Sozialsystem zur Verfügung.

Im Übrigen bin ich wohl der Meinung, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis wir wieder an den vergangenen allgemeinen Wohlstand anknüpfen können. Ob es 20 oder 50 Jahre dauert, weis ich nicht. :D
Und sollte es nicht zu schaffen sein, so ist mir persönlich in der Tat die Guillotine lieber als der Strang... :D :D

@ NoImag zum Umweltschutz:
Die Frage der Energieträger ist immer in erster Linie eine wirtschaftliche. Erst in zweiter Linie geht es um das technologisch Mögliche. Einer meiner Studienschwerpunkte war übrigens Regenerative Energie. Auch wenn ich nicht mehr auf dem aktuellen Stand bin, so habe ich durchaus eine gewisse Vorstellung was geht und was derzeit sinnvoll ist.

Zum Abschluß: Meiner Meinung nach seid ihr stark den Grundgedanken der Sozialdemokratie verpflichtet. Das finde ich einerseits gut.
Was ich andererseits nicht verstehe ist, warum ihr dann so für die Regierung Schröder eintretet. Diese hat sich ja schon fast so weit von diesen Grundgedanken entfernt, aus Sachzwängen heraus, wie es die Union ist.

Nichts desto trotz freue ich mich sehr über die interessante Diskussion - auf hohem Niveau, wenn ich da an manch andere Threads denke. :lach:
Vielen Dank. Weiter so.

Einen schönen Abend noch.

Ciao,
Gonozal.

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26.05.2005, 00:44 Uhr

NoImag
Posts: 1050
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Zitat:
Original von Gonozal:
@ NoImag zum Umweltschutz:
Die Frage der Energieträger ist immer in erster Linie eine wirtschaftliche. Erst in zweiter Linie geht es um das technologisch Mögliche. Einer meiner Studienschwerpunkte war übrigens Regenerative Energie. Auch wenn ich nicht mehr auf dem aktuellen Stand bin, so habe ich durchaus eine gewisse Vorstellung was geht und was derzeit sinnvoll ist.


Nein. Beide Punkte sind gleich bedeutend. Wenn du nur die wirtschaftliche Seite betrachtest, dann gibt es keine Neuentwicklungen. Du benutzt nur die vorhandenen Energieträger solange, bis sie nicht mehr zur Verfügung stehen. Zu diesem Zeitpunkt hast du dann ein großes Problem, weil du keine Alternativen hast und kein Konzept, wie Alternativen einspringen können. Andere Probleme (Umweltschutz) sind dazu gar nicht nötig.

Tschüß,


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26.05.2005, 14:45 Uhr

ylf
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Zitat:
Zitat:
Wenn die Unternehmen flexibel Leute einstellen und entlassen könnten, so würden sie zumindest diese Zeitarbeiter-Stellen in Festanstellungen umwandeln, weil es sie billiger kommt und sie die Mitarbeiter genauso einfach wieder loswerden können.

Möchtest du wirklich zur rein kalkulativen Manövriermasse von Managern werden, die dich nach belieben einstellen und wieder rauswerfen können? Gern immer dann, wenn der Herr sich mal wieder völlig verplant hat, weil er so ja keinerlei motivation mehr hat, sich ein wenig Mühe zu geben. Und glaubst du immer noch, der Kündigungsschutz (der keine Unkündbarkeit herbeiführt), wäre der Grund dafür, dass so wenig eingestellt und so viel entlassen wird?


Wollte ich gerade sagen, das sogenannte Kündigungsschutzgesetzt ist doch nur ein Kündigungsregelungsgesetzt, welches eine Kündigung nicht ausschließt, sondern nur die Spielregeln festlegt.

Im übrigen ist dies nur ein Wahrnehmungsproblem seitens Arbeitgeber/Manager. Die schließen nämlich von ihren Kündigungsfristen/Bedingungen (drei Monate und mehr, fette Abfindung) auf andere, wie ich bei einem Gespräch mit einem ehemaligen leitenden Angestellten einer Bank feststellen mußte.
Die gesetzliche Kündigungsfrist für einen normalen Arbeitnehmer beträgt ein Monat, bei längerer Betriebszugehörigkeit etwas mehr.
Ich denke ein Monat ist kurz genug.
Für das, was in Tarifverträgen vereinbart worden ist, ist der Gesetzgeber nicht zuständig.

Das ist genau wie mit dem gefühlten Steuersatz für Unternehmen.
Ein populäres Thema, in der Praxis aber nicht wirklich ein Problem.

Zitat:
Ihr meint, dass sich die Abwanderung von Unternehmen und der massenhafte Stellenabbau ohne nennenswerte Einschnitte in unsere Gesellschaft, vom jetzigen Stand aus gesehen, erledigen werden.
Diese Meinung teile ich nicht!


Nein, daß meinen wir, oder zumindest ich, nicht.
Ich bin nur davon überzeugt, daß die Einschmitte in unserer Gesellschaft den massenhaften Stellenabbau nicht verhindern oder aufhalten werden.

Auf welches Niveau sollen wir unseren Sozialstaat denn herunterfahren?

Osteuropa?
Indien??
China???

Das Gequatsche von den richtigen Rahmenbedingungen ist Bullshit.
Die Wirtschaft wird in der Wirtschaft gemacht. Unsere Politiker sollten sich lieber Gedanken darüber machen, wie unser Staat organisiert werden muß, damit er auch sechs, sieben oder acht Millionen Arbeitslose verkraftet.

Das Problem liegt vielmehr darin, daß sich die Welt schneller dreht, als Politiker Entscheidungen treffen können und Arbeitnehmer sich anpassen/umlehrnen können. Was heute noch hochqualifiziertes Personal in der Produktion braucht, kann morgen schon billigst mit Hilfskräften in Fernost produziert werden. Investitionen in unsere Bildungssystem sind zwar dringend nötig, werden das Problem auch nicht lösen. Auch wenn wir aus jedem Deppen einen Ingenieur, Doktor oder Professor machen (notfalls mit Genmanipulation oder Hirntransplantation), die gibt es erst recht fast überall auf der Welt zu einem beliebigen Preis. Forschen kann man eben auch überall (wo es das passende Labor gibt).

Ich denke, wir stecken viel tiefer im Dilemma, als wir das wahrhaben wollen. Wenn man mal etwas langfristiger schaut, dann ist der Trend zum Arbeitsplatzverlust schon ewig da, regierungs- und parteiübergreifend. Um das Ruder herumzureißen wird es nicht genügen, bei der nächsten Wahl einfach nur die andere Partei zu wählen, denn die kocht auch nur mit Wasser und das heißt in der Politik Gesetze erlassen und an der Steuerschraube drehen.

Lösung?
Ich habe keine. Arschbacken zusammenkneifen und warten, bis die globalisierungsfesten Branchen übrig geblieben sind. Unsere Bevölkerungszahl paßt sich ja zur Zeit sowieso automatisch der Anzahl der vorhandenen Arbeitsplätze an.

bye, ylf

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26.05.2005, 15:25 Uhr

Holger
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Zitat:
Original von Gonozal:
Ihr meint, dass sich die Abwanderung von Unternehmen und der massenhafte Stellenabbau ohne nennenswerte Einschnitte in unsere Gesellschaft, vom jetzigen Stand aus gesehen, erledigen werden.
Diese Meinung teile ich nicht!

Nein, ich meine, daß diese Einschnitte nicht die Abwanderung aufhalten werden. Und den Stellenabbau schon gar nicht. Wenn eine Firma auf den Arbeitnehmer xyz verzichten kann, wird sie auch auf ihn verzichten egal wie günstig er ist.
Es geht darum, daß die Einschnitte uns schaden, ohne uns zu nutzen. Mit der Frage, wie man eine Stellenverlagerung aufhalten kann, hat das gar nichts zu tun.
Abgesehen davon überschätzt Du die Bedeutung der paar Unternehmen, die ihre Arbeitsplätze verlagern. Was aber kein Wunder ist, angesichts der Medienpräsenz.
Zitat:
Deutschland verliert nun schon seit etlichen Jahren zunehmend an Boden verglichen zu vielen anderen Ländern in der Welt.
Deutschland hatte auch viel zum verlieren. Aus Deutschland ein Billiglohnland zu machen, wird uns nicht helfen.
Zitat:
Damit wir dagegen halten können, müssen die Bedingungen für Unternehmen besser sein, als dort. Das heist, die richtige Kombination aus Kosten und Leistung muß angeboten werden.
Du bist, wie so viele auf dem Trip, daß Unternehmen irgendwelche magischen Entitäten wären, die man einfangen müßte. Das ist totaler Quatsch.
Zitat:
Wie schon gesagt, es geht in guten Firmen auch ohne Kündigungsschutz. Des Weiteren bewahrt Kündigungsschutz keinen Arbeitnehmer vor der Kündigung, wenn diese wirklich betrieblich nötig ist.
Wieso ziehst Du Dich dann ständig am Kündigungsschutz hoch? Du sagst selbst, daß die Konsequenzen nicht so hoch sind, also wieso glaubst Du dann, man müsse nur den Kündigungsschutz abschaffen, und plötzlich wuchern die Arbeitsplätze wie Pilze nach einem Sommerregen?
Zitat:
Ein weit besserer Schutz wäre eine brummende Wirtschaft mit Mangel an Arbeitskräften.
Und wie würde in einem solchen Szenario ein Kündigungsschutz stören?
Zitat:
Nicht umsonst bauen die Engländer die meisten Häuser in Europa, und der Durchschnitt-Ami hält sich bei einem Haus mit Doppelgarage, zwei Autos, 2,4 Kindern pro Familie usw. auch nicht wirklich zurück. Ich weis, dass es vielen Amis nicht so gut geht, der Durchschnittsfamilie aber schon.
In was für einer Traumwelt lebst Du eigentlich? Hast Du die Häuser mal gesehen? Die Mehrheit der Briten und Amerikaner lebt in vorort-artigen Verhältnissen und hat ein Haus, weil man dort eins haben muß. Und hat zwei Hypertheken und keinen Pfennig übrig, um mal zu renovieren. Und guck Dir "Pimp my ride" an, da kannst Du sehen, wie ihre Autos aussehen. Sie brauchen eins, weil sie zur Arbeit fahren müssen und begeben sich damit täglich in Lebensgefahr..
Und der Durchschnittsamerikaner, der inzwischen schon drei Billiglohnjobs aufnehmen muß, um zu überleben, würde Dir bestimmt gerne mal erzählen, wie er diesen Luxus sieht, den Du bei ihm "Dank des fehlenden Kündigungsschutzes" und "Dank fehlender Mindestlöhne" siehst.
Jetzt aber genug der Pauschalisierungen.
Zitat:
Aber mal weg vom leidigen Thema Kündigungsschutz. Wir werden uns dort nicht einigen können. Womöglich, weil ihr Arbeit habt und ich gern welche hätte. :smokin:
Ich habe mir meinen Arbeitsplatz selbst geschaffen...
Ich werde ihn nichts in's Ausland verlagern, es sei denn ich ziehe mit, und ob er Kündigungsschutz hat oder nicht, ist mir egal. Falls der Kündigungsschutz abgeschafft wird, werde ich definitiv nicht nur deswegen plötzlich neuen Arbeitsplätze schaffen.
Zitat:
Es ist meinerseits also reiner Pragmatismus, die Union bei der nächsten Wahl zu bevorzugen. Weil es FÜR MICH nicht gut ist, wenn noch ein pahr Jahre lang die Wirtschaft darnieder liegt.
Wo ist da der Zusammenhang? Die Wirtschaft wird nicht wachsen, nur weil Union an der Macht ist. Und alles, was bisher verkündet wurde, klingt eher nach dem Gegenteil. Außer vielleicht der Möglichkeit, daß Merkel beim nächsten Krieg mit dabei ist.
Zitat:
Hier im Osten liegt die Arbeitslosigkeit eh um die 20%, teils erheblich höher.
und das nicht erst, seit die SPD an der Macht ist.
Zitat:
Ich denke nicht, dass ich die politische Realität im Lande zu naiv sehe. ...
Ich bin nur pragmatisch, und egoistisch, genug, um mir von einem Wechsel etwas zu versprechen.

Egoistisch natürlich, das ist doch ok, aber wer sich davon was verspricht, also Wahlversprechen glaubt, wie soll man denjenigen denn sonst nennen?
Zitat:
Es ist natürlich nicht mit dem Zusammenstreichen des Sozialsystems getan.
Das ist aber das einzige, was den CDU-Politikern (und nicht nur denen) bisher eingefallen ist.
Zitat:
Im Übrigen bin ich wohl der Meinung, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis wir wieder an den vergangenen allgemeinen Wohlstand anknüpfen können.
Wer setzt eigentlich ständig diese Märchen von nicht-vorhandenen Wohlstand in die Welt? Wir sind immer noch eine Nation, die sich leisten kann, Millionen für Handy-Klingeltöne auszugeben. Wir haben immer noch mit die meisten Autos, Telefone, Computer, Internetzugänge etc. pro Kopf der Welt. Und die meisten Länder, in die einige unserer Arbeitsplätze verlagert werden, haben immer noch eine deutlich höhere Arbeitslosigkeit, als wir.
Wir müssen nicht an einen Wohlstand aus der Vergangenheit anknüpfen, wir können uns direkt vom heutigen Stand weiterentwickeln. Falls nicht die ständigen "wir müssen uns in die Steinzeit zurückbomben, weil es uns so schlecht geht"-Stimmen gewinnen werden.

Nebenbei gesagt könnte auch die vielgeschmähte, heute noch ineffiziente Umwelttechnologie zu einem Exportartikel der Zukunft werden. Wenn man eben nicht nur Einschnitte macht und auf das heute noch billigere alte setzt..

mfg
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Good coders do not comment. What was hard to write should be hard to read too.

[ Dieser Beitrag wurde von Holger am 26.05.2005 editiert. ]

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