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amiga-news.de Forum > Get a Life > Pferde mit augenbinden & Decken [ - Suche - Neue Beiträge - Registrieren - Login - ]

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26.05.2005, 17:40 Uhr

sico
Posts: 398
Nutzer
Hallo Leute,

habe da mal eine Frage, vielleicht hat ja jemand eine Antwort parat.
Also ich habe in letzter Zeit immer häufiger gesehen das einige Pferde die auf ihren Weiden stehen, Augenbinden und Decken tragen. Wozu soll das gut sein.

Hatt jemand eine Idee.

Cu
sico

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26.05.2005, 18:18 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Diese Augenbinden sind i.d.R. durchsichtig und dienen als Lichstschutz. Man könnte sie mit Sonnenbrillen vergleichen. Das wird bei so genannten Kopfnickern gemacht, die mit dem Kopf schlagen weil sie Lichtempfindlich sind (die Augen schmerzen durch direktes Sonnenlicht). Die Binden werden auch verwendet, wenn eine Verletzung oder Erkrankung des Auges vorliegt, um die Heilung durch Schutz vor Schmutz zu unterstüzten.

Die Decken sollen entweder wärmen, ebenfalls vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen (je nach Witterung) oder bei einer schon vorhandenen Hautverletzung im Bereich des Rückens verhindern, dass beim Wälzen auf der Weide Schmutz in die Wunde eindringt.


[ Dieser Beitrag wurde von Maja am 26.05.2005 editiert. ]

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26.05.2005, 20:16 Uhr

mact
Posts: 102
Nutzer
Moin,

> Diese Augenbinden sind i.d.R. durchsichtig und dienen als Lichstschutz. Das wird bei so genannten Kopfnickern gemacht

das ist die eine Möglichkeit - bei meinem Dicken wirkt das Augennetz gar nicht, dafür das Nasennetz (beim Reiten) einigermaßen :-) Die andere Möglichkeit ist, dass solche Pferde zu stark von Bremsen und Co attackiert werden und keine Möglichkeit zum Ausweichen haben (d.h. die Weiden zufällig im Bremsen-Flug-Bereich liegen und zu klein sind, als dass die Pferde Schutz suchen könnten).

> Die Decken sollen entweder wärmen

... genau, weil Pferde (mit ihrer im Verhältnis zum Gewicht VIEL viel kleineren Körperoberfläche als wir) ja auch so leicht frieren :-)

> ebenfalls vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen

... weil sie in tierquälerischer Weise gehalten werden (Einzel- und Boxen-Haft etc), keinen normalen Fellwechsel entwickeln dürfen etc ...

> oder bei einer schon vorhandenen Hautverletzung im Bereich des Rückens verhindern, dass beim Wälzen auf der Weide Schmutz in die Wunde eindringt.

... das muss schon eine erhebliche (offene) Wunde sein, dass sich ein Pferd da selber "Schmutz" reinwälzt, zumal einiges, was Tierärzte so verabreichen, wohl eher dazu geeignet ist, Probleme zu verursachen als etwas Erdreich mit Grasresten ...

Majas Antwort ist (leider) richtig, es fehlt lediglich der deutlichere Hinweis, dass gesunde Equiden NIEMALS Decken brauchen. Gesunde Ponys halten Temperaturschwankungen von minus 30 Grad bis plus 20 problemlos ohne Decken aus (was nicht heißt, dass sie es kälter oder wärmer nicht ertrügen - ich meine nur die SCHWANKUNGSSTÄRKE, die nachgewiesenermaßen den Tieren überhaupt nichts ausmacht). Auch "Abschwitzdecken" sind Unsinn, ja, in vielen Fällen sogar schädlich.
Artgerechte Tierhaltung ist - auch bei Pferden - eben NICHT "vermenschlichte" Haltung (das arme Tier möchte doch nachts in den Stall zum Schlafen - und Fernsehen - und friert ohne Decke) ...

http://www.barhuf.info - http://www.huf-rolle.de

[ Dieser Beitrag wurde von mact am 26.05.2005 editiert. ]

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26.05.2005, 23:09 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@ mact

Ich danke dir für die wissenschaftliche Vertiefung meiner Ausführungen. ;)

Du hast Recht. Artgerechte Haltung ist immer noch die beste Haltung. Doch zur artgerechten Haltunge gehört für mich auch die Zucht. Und wenn eine Spezies derart überzüchtet wird, dass sie mit ihrer Art nicht mehr viel gemeinsam hat, muss die Gattung Mensch seine Fehler am Tier durch technische Hilfsmittel kaschieren.

Leider zählen Pferde heute für viele nur noch als Statusysmbol. Je höher, je dünner, je nervöser, desto "boahr, guck mal!". Mercedes Benz auf vier Beinen.... ;(

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27.05.2005, 00:18 Uhr

mact
Posts: 102
Nutzer
Moin, Maja,

mit ein paar Jahrhunderten züchtet man keiner Tierart so grundlegende Eigenschaften wie "Herdentier", "Fluchttier" oder "18 Stunden am Tag fressen und laufen" ab.
Die Erfahrung zeigt, dass auch ein scheinbar "überzüchtetes Warmblut" nach ein, zwei Wintern im Offenstall plötzlich teddymäßiges Winterfell bekommt und sich - wie alle anderen gesunden Pferde und Ponys auch - selbst im dichten Schneegestöber lieber mit dem Hintern in den Wind stellt als in die Hütte.

Der Mensch versucht zwar seit ein paar Jahren (lass es meinethalben 1000-2000 sein), das Pferd zu einem "POD" zu machen (Pet-on-demand), bislang ist es ihm aber nur in Einzelfällen gelungen. Das, was da mit Decken, Boxenhaltung und sonstigem "modernen" (tatsächlich aber überkommenem) Brumborium gemacht wird, ist weder artgerecht noch "tierfreundlich".
Es mag immer Einzelfälle geben, in denen eine Decke, eine Box etc vorübergehend notwendig erscheint. Im Normalfall kann man aber davon ausgehen, dass lediglich die Halter ihre eigenen (menschlichen) Vorstellungen auf das Tier projezieren - siehe meine kurze Ausführung zum Thema "Frieren" (ein Pferd KANN gar nicht so schnell frieren wie ein Mensch, das ist ihm schon physisch unmöglich!).

Schlimmer ist, dass die Kollegen von der veterinärmedizinischen Abteilung trotz fehlender Ausbildung die 100-150 Jahre alten Unsinnsvorstellungen von Pferdehaltung weiter vertreten. Ich habe es aus professionellem Mund (Tierärzte - mehrere, nicht einzelne) selbst gehört: Wenn überhaupt, befasst man sich im Studium vielleicht ein paar Stunden mit den Equiden und ihren Bedürfnissen. ERKENNTNISSE, die seit Jahrhunderten bei Fachleuten zum Basiswissen gehören, werden im tierärztlichen Studium nicht vermittelt.
Ein Beispiel? Zahnpflege. Bis ins 19. Jahrhundert war es bei Polizei- und Militärpferden selbstverständlich, dass die Zähne regelmäßig bearbeitet werden - schon wegen der IMMENSEN Ersparnisse beim Füttern (ein Pferd, das NATÜRLICH kauen kann, verwertet den aus Kostengründen verfütterten Hafer viel besser - und das eigentlich gesündere Heu natürlich erst recht - als ein Pferd, dessen Schneidezähne Zentimeter zu lang sind, weil sie nie normal genutzt werden).
HEUTE ist es UNÜBLICH, dass dem Pferd die Zähne gekürzt werden - und kaum ein Tierarzt kann das! Selbst die, die im Studium bis zu 10 Minuten zum Thema "Pferdezähne" gehört haben (das war der Maximalwert, den uns eine österreichische Tierärztin mal nannte), wissen nicht im Detail, wie das Pferdegebiss tatsächlich funktioniert.

Gut, dies ist das "Amiga-News-Forum", daher höre ich jetzt hier auf. Ich wollte nur unterstreichen, dass der (eigentlich gut gemeinte!) Glaube, es gäbe "überzüchtete Pferde", die ihre natürlichen Bedürfnisse nicht mehr haben, eben nicht so allgemein richtig ist. Sicher gibt es Einzelfälle, aber das NORMALE "Alltagspferd" gehört nicht dazu. Dessen Bedürfnisse werden heute mehr missachtet als vor 100 Jahren. Und das finde ich in Zeiten von "Tierschutz" (wie ich diesen Begriff inzwischen meide!) schlimm.

Marc Albrecht

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27.05.2005, 00:37 Uhr

Archeon
Posts: 1810
Nutzer
Ich kenne mich zwar nicht mit Pferden aus, aber mehr mit Buchmacherei.
Müsste mal meinen Bekannten fragen, er ist Metzkermeister, vielleicht kennt er einiges drüber
mehr bescheid.

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27.05.2005, 00:52 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von mact:
Bis ins 19. Jahrhundert war es bei Polizei- und Militärpferden selbstverständlich, dass die Zähne regelmäßig bearbeitet werden - schon wegen der IMMENSEN Ersparnisse beim Füttern (ein Pferd, das NATÜRLICH kauen kann, verwertet den aus Kostengründen verfütterten Hafer viel besser - und das eigentlich gesündere Heu natürlich erst recht - als ein Pferd, dessen Schneidezähne Zentimeter zu lang sind, weil sie nie normal genutzt werden).
HEUTE ist es UNÜBLICH, dass dem Pferd die Zähne gekürzt werden - und kaum ein Tierarzt kann das! Selbst die, die im Studium bis zu 10 Minuten zum Thema "Pferdezähne" gehört haben (das war der Maximalwert, den uns eine österreichische Tierärztin mal nannte), wissen nicht im Detail, wie das Pferdegebiss tatsächlich funktioniert.

Ein weiteres Problem scheint es zu sein, einer 15-jährigen Göre, die Wendy im Abo hat und von Mama ein Pferd untergestellt bekommt, zu erkären, dass es ihrem Liebling nicht weh sondern gut tut, wenn der Onkel Doktor mit der Raspel an dessen Zähne geht.

Nee, du hast schon Recht. Haben wollen sie alle nur sich mit den Besonderheiten und Bedürfnissen befassen iss nich. Das gilt übrigens für fast alle Tierarten.

Und Tierärzte? Bei so manchem habe ich den Eindruck, das Fortbildung nach der Ausbildung nicht sonderlich gefragt ist. Nun haben wir "nur" Katzen. Aber was ich da schon erlebet hab. Einer unserer Kater hat eine angeborene, chronische Zahnfleischentzündung. Eine Autoimunschwäche die sich gegen den Zahnschmelz und das Zahnfleisch richtet. Ein Arzt meinte, da hilft nur alle Zähne ziehen. Ich wollte das nicht einsehen. Nicht wegen des Geldes, sondern weil es meiner Ansicht nach so schlimm noch nicht war. Schließlich nahm das Tier noch immer Futter auf. Also zum nächsten und zum übernächsten Arzt. Und der machte dann den Vorschlag, eine relativ neue Hormonbehandlung zu veruschen. Und siehe da. Es hilft. Heilbar ist es zwar nicht, aber so kann das Tier seine Zähne wenigstens noch eine Weile behalten, was für ihn sicherlich angenehmer ist, als mit leerem Maul. Das ist für Katzen zwar auch nicht wirklich ein Problem beim Fressen, für die Verdauung selbst sind jedoch auch bei Katzen Zähne leeren Felgen vorzuziehen.

PS: Dies hier ist das "Get a Life" Board. Hier darf über Gott und die Welt diskutiert werden. Keine Beschränkung auf Amigan gefordert.

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27.05.2005, 09:36 Uhr

Jinx
Posts: 2077
Nutzer
Ich muss gestehn, ich würde auch gerne mal wieder "hoch zu Ross" sitzen... Aber bis ich mir das werd leisten können, geht noch so manches Jahr ins Land..
--
eMail: TheJinx@web.de
Homepage: http://www.TheJinx.de
Tales of Tamar-Seite: http://www.eonwes-halle.de

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27.05.2005, 14:06 Uhr

Holger
Posts: 8116
Nutzer
Zitat:
Original von Maja:
Und Tierärzte? Bei so manchem habe ich den Eindruck, das Fortbildung nach der Ausbildung nicht sonderlich gefragt ist.

Das gilt nicht nur für Tierärzte. Es gilt auch für andere Ärzte und nicht nur für die, eigentlich für fast alle Berufsstände.
Noch schlimmer wird's, wenn bereits die Ausbilder zu der alten Garde der, "was ich vor 30 Jahren gelernt habe, reicht aus"-Fraktion gehören.

mfg
--
Good coders do not comment. What was hard to write should be hard to read too.

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27.05.2005, 14:40 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@ Holger

Da hast du leider Recht. Und was die "Ausbilder" betrifft. Über das hiesige Bildungssystem schweigen wir lieber. Man wird schon wissen, warum noch keine Pisa-Studie an deutschen Universitäten durchgeführt wurde.... ;)

[ Dieser Beitrag wurde von Maja am 27.05.2005 editiert. ]

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28.05.2005, 05:05 Uhr

sico
Posts: 398
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Zitat:
Original von Maja:
Diese Augenbinden sind i.d.R. durchsichtig und dienen als Lichstschutz.

Die Decken sollen entweder wärmen, ebenfalls vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen (je nach Witterung) oder bei einer schon vorhandenen Hautverletzung im Bereich des Rückens verhindern, dass beim Wälzen auf der Weide Schmutz in die Wunde eindringt.


Hallo Maja,

ok danke für die Antwort.

cu
sico

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28.05.2005, 08:00 Uhr

Tomcat
Posts: 586
Nutzer
Zitat:
Original von Maja:
Einer unserer Kater hat eine angeborene, chronische Zahnfleischentzündung. Eine Autoimunschwäche die sich gegen den Zahnschmelz und das Zahnfleisch richtet. Ein Arzt meinte, da hilft nur alle Zähne ziehen. Ich wollte das nicht einsehen. Nicht wegen des Geldes, sondern weil es meiner Ansicht nach so schlimm noch nicht war. Schließlich nahm das Tier noch immer Futter auf. Also zum nächsten und zum übernächsten Arzt. Und der machte dann den Vorschlag, eine relativ neue Hormonbehandlung zu veruschen. Und siehe da. Es hilft. Heilbar ist es zwar nicht, aber so kann das Tier seine Zähne wenigstens noch eine Weile behalten, was für ihn sicherlich angenehmer ist, als mit leerem Maul. Das ist für Katzen zwar auch nicht wirklich ein Problem beim Fressen, für die Verdauung selbst sind jedoch auch bei Katzen Zähne leeren Felgen vorzuziehen.

PS: Dies hier ist das "Get a Life" Board. Hier darf über Gott und die Welt diskutiert werden. Keine Beschränkung auf Amigan gefordert.



Bisserl andere Richtung, sollte dennoch passen:
Manchmal kommt es auch drauf an, wohin man geht, manchmal bekommt man an einer Stelle eine Antwort auf Beschwerden, wo man sie nie erwartet hätte:
Ein Bekannter meiner Frau hatte öfters Kopfschmerzen, aber kein Arzt konnte eine Ursache finden, bis eines Tages ein Zahnarzt nebenher fragte, ob er sowas hatte. Der Zahnarzt hatte gesehen, daß die Zähne ziemlich abgeschliffen waren, was vom Zähneknirschen nachts herrührte. Das war dann auch der Auslöser für die Kopfschmerzen. Beißring für Nachts und der Fall war gelöst!

Tomcat

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