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amiga-news.de Forum > Get a Life > Was haltet ihr davon das ROT/GRÜN sich bedienen tut? [ - Suche - Neue Beiträge - Registrieren - Login - ]

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15.06.2005, 22:10 Uhr

Andreas_B
Posts: 3121
Nutzer
Zitat:
Original von Maja:
Die Kohlesubventionen sind kein unnötig ausgegebenes Geld. Sie sichert mehreren 10.000 Menschen und ihren Familien das Einkommen, Handwerkern und Einzelhändlern ihre Umsätze, Land- und Kommunen ihre Steuereinnahmen. Ohne diese Subventionen wären diese Menschen arbeitslos, müssten Leistungen vom Staat beziehen, hätten signifikant weniger Kaufkraft, würden keine Einkommensteuer mehr und viel weniger Umsatzsteuer in die Kassen von Bund, Land und Gemeinden spülen. Ohne diese Subventionen wären die kommunalen Kassen jetzt noch viel leerer als sie es ohnehin schon sind.


Das ist gar nicht mal sicher. beim Kohlesektor weiß ich es nicht, aber es wäre beispielsweise günstiger, wenn man den Bauern keine Subventionen zahlt und ersatzweise direkt ein Einkommen in Höhe des ursprünglichen Einkommens bezahlt. So blieben Einkommen und Kaufkraft konstant und der Staat hätte geringere Kosten. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ähnlich aussieht.
Es kann also durchaus Sinn machen, über Subventionsabbau nachzudenken.
Es ist auch die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, Arbeitsplätze zu erhalten, die aufgrund des normalen Marktgeschehens längst verschwunden wären - meiner Ansicht nach macht das wenig Sinn und die Nachteile überwiegen, aber das ist ein Thema über das sich vortrefflich streiten lässt :)

Eine interessante Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen gibt es hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Subvention#Pro_Subventionen


Wen es interessiert, der kann ja mal reinschauen.

Ciao
Andreas

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15.06.2005, 22:13 Uhr

Andreas_B
Posts: 3121
Nutzer
@Maja:
Zitat:
@Andreas_B

... und an Erwerbstätige. Siehe Eigenheimzulage und Fahrtkostenzuschüsse. Ja, und es hat doch kürzlich sogar jemand die Steuerfreiheit von Nachtarbeitszuschlägen als Subvention bezeichnet.


Richtig (hab ich jetzt irgendwie geistig verdrängt gehabt) :) Aber Sozialleistungen gehören normalerweise nicht dazu, wenn man von "Subventionen" spricht.

Ciao
Andreas


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15.06.2005, 22:30 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@Andreas_B:

> Es kann also durchaus Sinn machen, über Subventionsabbau nachzudenken.

Das bestreite ich nicht. Und die Rückführung der Kohlesubventionen war bereits beschlossene Sache unter Rot/Grün. Etwas, was gern unterschlagen wird.

Nur macht es volkswirtschafltich keinen Sinn, Subventionen zu stoppen, bevor ausreichend Ersatzarbeitsplätze für die vorhanden sind, die es direkt oder indirekt betrifft. Denn es macht keinen Sinn, zig Tausende in die Arbeitslosigkeit zu schicken. Und ich sehe beim besten Willen nicht, wie und wo Rüttgers das verhindern will. Dass es nicht nur die Bergleute betreffen wird, sondern noch viele, viele andere, habe ich ja bereits oben ausgeführt.

Subventionsabbau setzt nicht nur Gelder frei, sondern kostet auch gewaltige Summen und führt an anderer Stelle zu dem zu geringeren Steuereinnahmen. Kann schnell passieren, dass es ohne Subventionen für die öffentlichen Kassen noch teurer wird, wenn man sich nicht genug Zeit damit lässt.

Rüttgers Gerede vom sozial verträglichen Subventisonsabbau mit der Geschwindigkeit, die er nun vorgibt macht mir Sorgen. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten im NRW-Berbau beträgt rund 43 Jahre. Ja will der Mann Menschen mit Mitte/Ende 40 in den "Vorruhestand" schicken? Hey! Da wär ich gern dabei. ;)

Ich habe das dumpfe Gefühl, dass das alles nicht mal im Ansatz zuende gedacht wurde.

Und wovon er gar nicht spricht. Was ist dann mit dem "Kohlepfennig"? Diese Einnahmequelle muss er sich dann konsequenterweise auch einsparen.

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15.06.2005, 22:42 Uhr

Andreas_B
Posts: 3121
Nutzer
@Maja:
Zitat:
Rüttgers Gerede vom sozial verträglichen Subventisonsabbau mit der Geschwindigkeit, die er nun vorgibt macht mir Sorgen. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten im NRW-Berbau beträgt rund 43 Jahre. Ja will der Mann Menschen mit Mitte/Ende 40 in den "Vorruhestand" schicken? Hey! Da wär ich gern dabei. ;)

Was ich dabei besonders erstaunlich finde ist, dass die Menschen ja die CDU gewählt haben. War ja wohl kein Geheimnis, dass die u.a. Subventionsabbau vorhatten. Für die Region, da stimme ich mit Dir absolut überein vermute ich auch überwiegend negative Folgen.
Alles andere würde mich sehr positiv überraschen und dann kandidiert eindeutig die Falsche als Kanzlerkandidaten - wenn Rüttgers es tatsächlich schaffen sollte, Subventionen abzubauen und dennoch die Region wirtschaftlich zu stärken, dann kann es nur einen Kanzlerkandidaten geben ;) Dann würde ich mein Wahlverhalten noch mal überdenken müssen.

Oder war da der Wille der SPD "einen auszuwischen" so groß, ohne die Folgen für die Region zu bedenken? Na, soll aber hinterher keiner mehr ankommen und sich beschweren, denn die Pläne der CDU waren vor der Wahl bekannt.

Ciao
Andreas

[ Dieser Beitrag wurde von Andreas_B am 15.06.2005 um 22:43 Uhr editiert. ]

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15.06.2005, 23:17 Uhr

nathael
Posts: 67
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16 Jahre lang hat eine CDU/CSU Regierung unter Kohl UNSERE Kohlen verpraßt (und die unserer kinder und kindeskinder....)
ist unsere Gesellschaft wirklich so vergesslich geworden, oder einfach nur kurzsichtig?

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15.06.2005, 23:25 Uhr

Gonozal
Posts: 778
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Hallo Leute,

okay, der Begriff der Subvention war hier von mir falsch verwendet. Transferleistungen trifft es weit besser. Nichts desto trotz sind Subventionen eine Teilmenge der Transferleistungen.

Achso, eine Definition aus der Encarta:
Subventionen, staatliche Unterstützungszahlungen oder steuerliche Begünstigungen für Unternehmen, Wirtschaftszweige oder Wirtschaftsgebiete.
© 1993-2003 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Meine Meinung ist auf der einen Seite, dass es falsch ist, die falschen Sachen über Transferleistungen dauerhaft zu unterstützen.
Also z.B. Subventionen für (hier) zukunftslose Branchen oder eben die Alimentierung der Arbeitslosen.
Das Geld wäre besser angelegt in Zukunftsbranchen, wie z.B. Silizium in Ostdeutschland, bzw. die Schaffung von Arbeitsplätzen für die Arbeitslosen.
Allerdings ist die Reihenfolge wichtig.

Andererseits macht es mir ein wenig Angst, dass unsere Politik mittlerweile zwar soweit ist, Bezuschussungen (anstelle des Wortes Subventionen ;) ) zu kürzen. Dies aber, ohne VORHER die Investition in die richtigen Dinge anzufangen.
Was dann dazu führt, Beispiel Hartz IV, dass die Alimentierung gekürzt wird, aber die stärkere Unterstützung der Arbeitslosen nicht umgesetzt wird. IMHO hätte dies in der anderen Reihenfolge geschehen müssen.

Und ALG II ist freilich höher als Sozialhilfe (wenn auch nicht viel), aber deutlich niedriger als Arbeitslosenhilfe, welche ja die an sich arbeitsfähigen Langzeitarbeitslosen sonst bekommen hätten.
Die typischen Sozialhilfeempfänger sind eben deutlich weniger als die früheren Arbeitslosenhilfeempfänger.
Also ist diese Transferleistung wirklich gekürzt worden.

Und ich glaube nicht, dass dies den Konsum der betroffenen Familien angekurbelt hat. Ich kenne etliche, bei denen das Gegenteil eingetreten ist.

Nimmt man jetzt den Arbeitnehmern noch die Eigenheimzulage, die Steuerfreiheit auf Sonntagsarbeit, die Entfernungspauschale usw. weg, OHNE für Ausgleich zu sorgen, dann gute Nacht deutsche Binnenwirtschaft!

Genauso falsch wäre es meiner Meinung nach, Subventionen an zukunftsweisende Unternehmen zu streichen. Die gehen dann eben gleich ins Ausland. Das kostet Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Es ist also schlicht und ergreifend dumm und falsch.

Ein Beispiel: Die Subvention regenerativer Energie.
Laut der alten Umweltministerin von NRW (mir fällt gerade der Name nicht ein) wurden alleine in der Windenergiebranche deutschlandweit 200.000 Stellen geschaffen. Und das vor allem durch Subventionen.
Dies halte ich aber allemal für besser, als dauerhaft die Kohle zu erhalten.
Zumindest aus wirtschaftlicher Sicht. Energiestrategisch kann man evtl. zu einem anderen Schluss kommen.

@ Maja:
Was die Forschungstabus angeht gebe ich dir vollkommen recht. Es nutzt garnichts, wenn Deutschland aus vermeintlicher Ethik Dinge sein lässt und alle anderen es dennoch machen. Dazu noch, wenn dann Deutschland die Erkenntisse der anderen (gegen Gebühr) nutzt.
Dasselbe gilt meiner Meinung nach für den Atomausstieg. Man sollte sich eben nie die Optionen verbauen, bevor man echte Alternativen hat.
Auch der dümmste Affe würde nicht den Ast abhacken, auf dem er sitzt. Die Deutschen offenbar schon...
Was nicht heist, dass diese Alternativen keine Förderung genießen sollten. Ganz im Gegenteil.

Tschüs,
Gonozal.

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15.06.2005, 23:32 Uhr

Wolfman
Posts: 3668
Nutzer
@Gonozal:

> Und ALG II ist freilich höher als Sozialhilfe (wenn auch nicht viel), aber deutlich niedriger als Arbeitslosenhilfe,

Das stimmt so nicht unbedingt, es gab auch vor HartzIV Leute, die Arbeitslosengeld oder -Hilfe und aufstockende Sozialhilfe bekommen haben.

--
Bild: http://home.arcor.de/the_wolf/Bilder/wolfman.jpg

rock down and roll when you're ready
I can't take that DJ thing


[ Dieser Beitrag wurde von Wolfman am 15.06.2005 um 23:32 Uhr editiert. ]

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15.06.2005, 23:35 Uhr

Gonozal
Posts: 778
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Hi,

Zitat:
Original von nathael:
16 Jahre lang hat eine CDU/CSU Regierung unter Kohl UNSERE Kohlen verpraßt (und die unserer kinder und kindeskinder....)
ist unsere Gesellschaft wirklich so vergesslich geworden, oder einfach nur kurzsichtig?


Es gibt übrigens derzeit eine Dokuserie über die Entwicklung des deutschen Wirtschaftsstandortes. Ich glaube auf dem ZDF. Bisher kamen 2 Teile. Sehr aufschlussreich; vor allem, weil ich ja nicht life dabei war.

Das Verprassen der Kohle fing unter Willy Brandt an. Damals war das Wirtschaftswachstum über die 50er Jahre bei etwa 8% p.a. gewesen - teilweise sogar zweistellig, in den 60ern immer noch bei 5-6% p.a.

Da waren die Leute der Meinung, die Arbeitnehmer sollten ihren Teil von dem Kuchen abbekommen. Was ja auch richtig war.

Als dann aber in der 70er Jahren das Wachstum zurückging, setzte die Arbeitnehmerschaft nach wie vor ihre großen Forderungen durch. Zudem wurde unser heutiger Sozialstaat geschaffen.
Die Staatsverschuldung stieg und stieg. Daran wurde auch unter Helmut Schmidt nichts geändert, obwohl er dies heute wohl bedauert.

Danach kam die Ära Kohl, in der auch nichts geändert wurde, obwohl er dies im Wahlkampf gesagt hatte.

Die Nachwendezeit ist dann in der nächsten Folge dran.
Ich bin mal gespannt, wie es ausgeht... :lach: :lach: :lach:

Ciao,
Gonozal.

p.s.: Lange Rede, kurzer Sinn. Kohl hat Mitschuld, aber das Schuldenkarusell weder ausgedacht noch entscheidend stärker angeschoben als die SPD-Kanzler vor ihm.

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15.06.2005, 23:42 Uhr

Gonozal
Posts: 778
Nutzer
Hallo,

Zitat:
Original von Wolfman:
Das stimmt so nicht unbedingt, es gab auch vor HartzIV Leute, die Arbeitslosengeld oder -Hilfe und aufstockende Sozialhilfe bekommen haben.


Ja. Und zwar dann, wenn ihr Arbeitslosengeld bzw. -hilfe entsprechend ihrem vorherigen Einkommen derart niedrig gewesen sind, dass den Haushalten Sozialhilfe zustand.
Auch der zu geringe Lohn konnte, und kann noch immer, über Sozialhilfe aufgebessert werden. Eben bis auf das Nivea der Grundsicherung.

Auf die Mehrheit der "klassischen" Langzeitarbeitslosen trifft dies aber eher nicht zu. Deswegen rede ich von einer Kürzung der Bezuschussung, welche wohl dem Durchschnitt widerfahren ist.

Tschüs,
Gonozal.

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15.06.2005, 23:55 Uhr

Wolfman
Posts: 3668
Nutzer
Zitat:
Original von Gonozal:
Hallo,

Zitat:
Original von Wolfman:
Das stimmt so nicht unbedingt, es gab auch vor HartzIV Leute, die Arbeitslosengeld oder -Hilfe und aufstockende Sozialhilfe bekommen haben.


Ja. Und zwar dann, wenn ihr Arbeitslosengeld bzw. -hilfe entsprechend ihrem vorherigen Einkommen derart niedrig gewesen sind, dass den Haushalten Sozialhilfe zustand.


Ach was ;)

*SCNR* - ich bin seit fast 15 Jahren Sozialhilfesachbearbeiter und hatte ab dem 01.01.2005 einige Fälle weniger, weil bei uns die AlHi-Bezieher die vorher aufstockend Sozi bezogen, das AlG II übergangsweise von der Arbeitsagentur erhalten haben

--
Bild: http://home.arcor.de/the_wolf/Bilder/wolfman.jpg

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[ Dieser Beitrag wurde von Wolfman am 15.06.2005 um 23:58 Uhr editiert. ]

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16.06.2005, 00:11 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von Gonozal:
okay, der Begriff der Subvention war hier von mir falsch verwendet. Transferleistungen trifft es weit besser. Nichts desto trotz sind Subventionen eine Teilmenge der Transferleistungen.

Na, nu hör aber auf die gute alte Mengenlehre so zu vergewaltigen. Jetzt willst du unbedingt doch noch Recht haben. ;)
Zitat:
Meine Meinung ist auf der einen Seite, dass es falsch ist, die falschen Sachen über Transferleistungen dauerhaft zu unterstützen.
Also z.B. Subventionen für (hier) zukunftslose Branchen oder eben die Alimentierung der Arbeitslosen.

Pffft. Da fängst du so gut an, und dann kommt am Ende Unsinn raus.

Merke mal auf:
ALG II ist keine sinnlose Geldverschwendung.

Wenn man dich so liest, müsste man die Leute wohl besser verhungern und erfrieren lassen. :angry:
Zitat:
Das Geld wäre besser angelegt in Zukunftsbranchen, wie z.B. Silizium in Ostdeutschland, bzw. die Schaffung von Arbeitsplätzen für die Arbeitslosen.
Soweit ich weiß, fließt die mit weitem Abstand größte Transferleistung seit 1991 in "Ostdeutschland": Solidaritätszuschlag. Bisher gut 1,8 Milliarden Euro. Und nun würdest du gern den Ärmsten der Armen ihr täglich Brot nehmen, um noch mehr Geld reinzupumpen? Du lehnst dich aber verdammt weit aus dem Fenster...

So ganz neben bei. Es gibt nur noch ein Deutschland. Du kannst auch im Westen der Republik arbeiten. Du könntest sogar Problemlos in jedem EU-Mitgliedsstaat arbeiten. ;)
Zitat:
Andererseits macht es mir ein wenig Angst, dass unsere Politik mittlerweile zwar soweit ist, Bezuschussungen (anstelle des Wortes Subventionen ;) ) zu kürzen. Dies aber, ohne VORHER die Investition in die richtigen Dinge anzufangen.
Das war eigentlich nie anders, seit das Wort "Reform" von einem Politiker das erste Mal in den Mund genommen wurde.
Zitat:
Was dann dazu führt, Beispiel Hartz IV, dass die Alimentierung gekürzt wird,
Arg.... Die "Alimentierung", wie du das nennst, wurde nicht gekürzt. Es gibt Leute, die heute mehr bekommen, es gibt Leute, die heute weniger bekommen und es gibt Leute, die heute gar nichts mehr bekommen. Aber es wurde nicht generell gekürzt.
Zitat:
aber die stärkere Unterstützung der Arbeitslosen nicht umgesetzt wird. IMHO hätte dies in der anderen Reihenfolge geschehen müssen.
Steckt alles noch in den Anfangsschwierigkeiten. Zudem sind die Behörden damit teilweise arg überlastet. Die Agenturen müssen sich nun um Dinge kümmern, die früher nicht zu ihren Aufgaben gehörten.
Zitat:
Und ALG II ist freilich höher als Sozialhilfe (wenn auch nicht viel),
Ist es nicht.
Zitat:
Die typischen Sozialhilfeempfänger sind eben deutlich weniger als die früheren Arbeitslosenhilfeempfänger.
Ein recht mutige Behauptung. Das wage ich heftig zu bezweifeln.
Zitat:
Also ist diese Transferleistung wirklich gekürzt worden.
ALG II ist insgesammt teurer, als das alte System.
Zitat:
Und ich glaube nicht, dass dies den Konsum der betroffenen Familien angekurbelt hat. Ich kenne etliche, bei denen das Gegenteil eingetreten ist.
Dazu ist es auch nicht gedacht.
Zitat:
Nimmt man jetzt den Arbeitnehmern noch die Eigenheimzulage, die Steuerfreiheit auf Sonntagsarbeit, die Entfernungspauschale usw. weg, OHNE für Ausgleich zu sorgen, dann gute Nacht deutsche Binnenwirtschaft!
Wobei auch mit all dem die Binnenanchfrage ein städniger Problemfall ist.
Zitat:
Genauso falsch wäre es meiner Meinung nach, Subventionen an zukunftsweisende Unternehmen zu streichen.
Ein Land, dass Unternehmer nur mit Subventionen locken kann, ist vielleicht kein so guter Kandidat für unternehmerische Langzeitstrategien. Weshalb nicht selten Subventionen genommen und ein paar Jahre danach wieder gegangen wird.
Zitat:
Ein Beispiel: Die Subvention regenerativer Energie.
Laut der alten Umweltministerin von NRW (mir fällt gerade der Name nicht ein)

Bärbel Höhn.
Zitat:
wurden alleine in der Windenergiebranche deutschlandweit 200.000 Stellen geschaffen. Und das vor allem durch Subventionen.
Nur durch Subventionen. Und nur durch Subventionen überlebt sie. Genau so, wie die Steinkohle. Beides bezahlst du mit deiner Stromrechnung.
Zitat:
Dies halte ich aber allemal für besser, als dauerhaft die Kohle zu erhalten.
Wenn es falsch ist, die Kohle zu subevenitonieren, dann ist es erst recht falsch, eine Branche zu subventionieren, deren Expansion bereits durch geografische Gegebenheiten extrem begrenzt ist.
Zitat:
Es nutzt garnichts, wenn Deutschland aus vermeintlicher Ethik Dinge sein lässt und alle anderen es dennoch machen.
Was im übrigen eine recht zweifelhafte Ethik ist. Das wird sich von manchen klar zu einfach gemacht.
Zitat:
Man sollte sich eben nie die Optionen verbauen, bevor man echte Alternativen hat.
Man sollte vor allem nicht in die Garage fahren wollen, bevor man das Tor geöffnet hat.
Zitat:
Was nicht heist, dass diese Alternativen keine Förderung genießen sollten. Ganz im Gegenteil.
Was denn nun? Subventionen abbauen oder aufbauen oder von unten nach oben umverteilen oder was? ;)


[ Dieser Beitrag wurde von Maja am 16.06.2005 um 00:14 Uhr editiert. ]

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16.06.2005, 09:32 Uhr

Solar
Posts: 3680
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Beim Durchlesen der letzten paar Posts sind mir zwei Dinge aufgestoßen. Der erste Punkt wurde sowohl von Maja als auch Gonozal tangiert:

Zitat:
Original von Gonozal:

Andererseits macht es mir ein wenig Angst, dass unsere Politik mittlerweile zwar soweit ist, Bezuschussungen (anstelle des Wortes Subventionen) zu kürzen. Dies aber, ohne VORHER die Investition in die richtigen Dinge anzufangen.


Zitat:
Original von Maja:

Subventionsabbau setzt nicht nur Gelder frei...


Deutschland verfehlt seit Jahren konsequent das EU-Defizitlimit. Das heißt, wir geben signifikant mehr aus, als wir einnehmen.

Das heißt, das für größere Investitionen in "die richtigen Dinge" (welche wären das?) der Spielraum fehlt. Es geht nicht darum, Gelder "freizusetzen", die dann woanders ausgegeben werden können - es geht darum, Gelder einzusparen.

Das macht die Sache um so schmerzvoller, aber das ist der Kern der Sache: Subventionen und soziales Netz haben eine Scheinrealität des Wohlstandes geschaffen, die sich jetzt auflöst und den Blick auf die Wirklichkeit freigibt.

Der zweite Punkt ist von Maja:

Zitat:
Original von Maja:

Zitat:
Original von Gonozal:

Dies halte ich aber allemal für besser, als dauerhaft die Kohle zu erhalten.


Wenn es falsch ist, die Kohle zu subevenitonieren, dann ist es erst recht falsch, eine Branche zu subventionieren, deren Expansion bereits durch geografische Gegebenheiten extrem begrenzt ist.


Zum einen ist die Expansion der Kohle ebenfalls durch geografische Gegebenheiten begrenzt. Zum ersten ist nicht unendlich viel davon da, zum zweiten wird die Förderung mit jedem Jahr schwieriger statt leichter. (Unter anderem deswegen wurde sie ja subventioniert.)

Windenergie ist im Gegensatz dazu eine nicht erschöpfliche Energiequelle. Auch in hundert, zweihundert, dreihundert Jahren wird es nicht weniger Windenergie geben. Außerdem wird hier ein Know-How aufgebaut, das sich exportieren läßt.

Du hast davon gesprochen, daß "ethische Barrieren" entfernt werden müßten, um Deutschland im Forschungsbereich wieder nach vorne zu bringen. Deutlich weniger kontroverse Themen wie erneuerbare Energien stellst Du aber in Frage?

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16.06.2005, 10:50 Uhr

NoImag
Posts: 1050
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Zitat:
Original von Maja:
Zitat:
Original von Gonozal:
wurden alleine in der Windenergiebranche deutschlandweit 200.000 Stellen geschaffen. Und das vor allem durch Subventionen.


Nur durch Subventionen. Und nur durch Subventionen überlebt sie. Genau so, wie die Steinkohle. Beides bezahlst du mit deiner Stromrechnung.


Weil in diesem Thread bezüglich des Begriffs Subvention schon kräftig Erbsen gezählt wurden, korrigiere ich diese Aussage mal.
Die Windenergie wird nicht subventioniert. Eine Subvention ist immer eine Geldleistung aus dem Staatshaushalt. Dies ist bei der Förderung der Windenergie nicht der Fall. Die Gelder kommen nämlich direkt aus den Geldbeuteln der Stromverbraucher.

Tschüß,

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16.06.2005, 11:07 Uhr

NoImag
Posts: 1050
Nutzer
Zitat:
Original von Gonozal:
Nimmt man jetzt den Arbeitnehmern noch die Eigenheimzulage, die Steuerfreiheit auf Sonntagsarbeit, die Entfernungspauschale usw. weg, OHNE für Ausgleich zu sorgen, dann gute Nacht deutsche Binnenwirtschaft!


Du vergisst hier nur, dass die Regierung bereits massive Steuersenkungen durchgeführt hat. Der Eingangssteuersatz wurde von über 20% auf 15% und der Spitzensteuersatz von über 50% (oder hatte Kohl das schon auf 48% gedrückt?) auf auf 42% gesenkt. Dies ist auch der Hauptgrund für die schlechte finanzielle Lage der öffentlichen Haushalte. Die Streichung der Steuersubventionen ist als Ausgleich für die Steuersenkungen dringend notwendig!

Zitat:
Was die Forschungstabus angeht gebe ich dir vollkommen recht. Es nutzt garnichts, wenn Deutschland aus vermeintlicher Ethik Dinge sein lässt und alle anderen es dennoch machen. Dazu noch, wenn dann Deutschland die Erkenntisse der anderen (gegen Gebühr) nutzt.

Was ohne Ethik passiert, konnte man im dritten Reich beobachten. Und alle Forscher weltweit nutzen die Erkenntnisse, die Mengele und seine Kollegen gewonnen haben.
Wenn die Forschung an embryonalen Stammzellen freigegeben wird, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis Babys nur für die Gewinnung embryonaler Stammzellen gezeugt werden.

Zitat:
Dasselbe gilt meiner Meinung nach für den Atomausstieg. Man sollte sich eben nie die Optionen verbauen, bevor man echte Alternativen hat.
Auch der dümmste Affe würde nicht den Ast abhacken, auf dem er sitzt. Die Deutschen offenbar schon...


Ein wirklich schöner Vergleich. Du vergisst nur, dass es auf absehbare Zeit keine sichere Endlagerung des Atommülls geben wird (sofern es sie jemals geben wird). Bei der Nutzung der Kernenergie sind wir also schon kräftig dabei, den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen.

Tschüß,


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16.06.2005, 11:34 Uhr

Gonozal
Posts: 778
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Hi,

Zitat:
Original von Maja:
Pfft. Da fängst du so gut an, und dann kommt am Ende Unsinn raus.


Inwiefern?

Zitat:
Merke mal auf:
ALG II ist keine sinnlose Geldverschwendung.


Das habe ich nicht gesagt. Ich habe klargemacht, dass ich es für sinnvoller halte, die Ursachen (u.a. mit Geld) zu beseitigen, als dauerhaft die Arbeitslosigkeit zu bezahlen.

Zitat:
Wenn man dich so liest, müsste man die Leute wohl besser verhungern und erfrieren lassen. :angry:

Nein. Das habe ich weder geschrieben, noch zwischen den Zeilen gemeint. Ich habe betont, dass die richtige Reihenfolge wichtig ist, damit eben dies nicht passiert.

Zitat:
Soweit ich weiß, fließt die mit weitem Abstand größte Transferleistung seit 1991 in "Ostdeutschland": Solidaritätszuschlag. Bisher gut 1,8 Milliarden Euro.

Den Soli zahlen alle Arbeitsnehmer in der Bundesrepublik. Auch in den neuen Bundesländern.
Übrigens scheinen mir 1,8 Milliarden Euro garnicht so viel zu sein, bedenkt man 1,3 Billionen Euro Staatsschulden.

Zitat:
Und nun würdest du gern den Ärmsten der Armen ihr täglich Brot nehmen, um noch mehr Geld reinzupumpen? Du lehnst dich aber verdammt weit aus dem Fenster...

Wo habe ich das denn geschrieben? Du interpretierst in meine Aussagen zuviele Sachen rein, die nicht darin stecken.
Im Weiteren verweise ich auf das Reihenfolge-Argument.

Zitat:
So ganz neben bei. Es gibt nur noch ein Deutschland.

Wirklich? I-)
Was willst du mir damit sagen?

Zitat:
Du kannst auch im Westen der Republik arbeiten. Du könntest sogar Problemlos in jedem EU-Mitgliedsstaat arbeiten. ;)

Ich habe bisher fast ausschließlich in Westdeutschland gearbeitet. Und ja, Arbeit in der EU ist relativ problemlos. Da ich aber kein Französisch oder Italienisch kann, zudem mein Spanisch mehr als rudimentär zu bezeichnen ist, gibt es da gewisse persönliche Begrenzungen. Letztendlich bleibt mir nur Englisch und Deutsch, was die Auswahl deutlich einschränkt.
Die EU-Anzeigen in Markt-Chance lese ich regelmäßig. Leiderweise habe ich keine Qualifikation, die in diesen Ländern gefragt wird. Also Pflegeberufe oder Gastronomie.
Ausserhalb der EU werden vor allem Handwerker gesucht. Wäre ich Handwerker, wäre ich schon lange weg.

Zitat:
Arg.... Die "Alimentierung", wie du das nennst, wurde nicht gekürzt. Es gibt Leute, die heute mehr bekommen, es gibt Leute, die heute weniger bekommen und es gibt Leute, die heute gar nichts mehr bekommen. Aber es wurde nicht generell gekürzt.

Stimmt. Im Schnitt bekommen aber die Langzeitarbeitslosen jetzt weniger Leistungen als vorher. Ich würde das schon eine Kürzung nennen.
Der Begriff "Alimentierung" stammt nicht von mir. Ich finde ihn aber sehr passend. Und dass, obwohl (oder weil?) ich derzeit alimentiert werde.


Zitat:
Steckt alles noch in den Anfangsschwierigkeiten. Zudem sind die Behörden damit teilweise arg überlastet. Die Agenturen müssen sich nun um Dinge kümmern, die früher nicht zu ihren Aufgaben gehörten.

Und das war vorher nicht abzusehen? Ich wage zu behaupten, dass mittlerweile ein halbes Jahr Startschwierigkeiten - niemand weis, wie lange es wirklich dauern wird - schon einen ziemlichen Einschnitt in die finanzielle Leistungsfähigkeit der betroffenen Haushalte bedeutet.

Hinzu kommt der Riesenaufwand. Wenn ich an meinen Fall denke. Ich von März bis Mitte Mai derart viel Aufwand dadurch (Antragsstellung, Wo ist der Antrag geblieben?, Wie ist der Stand?, Wann erfolgt die Zahlungsfreigabe?, Warum wird mir Einkommen angerechnet, dass ich nicht habe?, Widerspruch, Umzug und Neuantrag, Abschluss des alten Bezugs usw.), dass ich mich kaum (nur 7 mal) beworben habe. Und das wegen den pahr Euros.
Und die Sache ist immer noch nicht ausgestanden. Wenn ich daran denke, was der ganze Zermon die Arbeitsagentur gekostet hat.

Zitat:
ALG II ist insgesammt teurer, als das alte System.

Ich glaube mich zu erinnern, dass es nicht teurer als das alte System ist. Es ist nur wesentlich teurer als geplant. Das ist aber ein Unterschied.
Dann muss man sich natürlich fragen, warum es so teuer ist. Aus meiner Erfahrung heraus aus zwei Gründen:
1) Mehr Leute als geplant haben Anspruch, weil sie offenbar weniger Vermögen besitzen als von Herrn Clement und Konsorten gedacht.
2) Die "Startschwierigkeiten" kosten ein Heidengeld. In Riesa-Großenhain im April schon über 700 Widersprüche bei 2.200 Bescheiden. Wenn ich die Sachbearbeiter dort auf den Gängen hin- und herrennen gesehen habe, dann wundert es mich nicht mehr, dass sie die Arbeit nicht bewältigen. Bei der persönlichen Vorsprache verlassen die Sachbearbeiter bei JEDEM Fall mindestens einmal das Zimmer, um jemanden zu fragen oder etwas zu suchen. Wenn die pro Person 20 Minuten brauchen, dann 10 Minuten davon, weil die Organisation schlecht ist.
Ich war im Dezember letzten Jahres das erste Mal dort. Bis Mitte Mai, als ich mich abgemeldet habe, konnte ich noch keine Effizienzsteigerung feststellen.

Was aber nicht am Unwillen der Sachbearbeiter liegt. Über die Freundlichkeit und die Hilfsbereitschaft kann und will ich nicht meckern. Diese Leute haben aber bisher offenbar noch nicht die Werkzeuge in die Hand bekommen, zumindest die Anträge zu bearbeiten.

Von einer nichtmonetären Unterstützung der Arbeitssuchenden so gut wie keine Spur.

Zitat:
Wobei auch mit all dem die Binnenanchfrage ein städniger Problemfall ist.

Stimmt. Und deshalb müssen diese Subventionen also weg, um die Lage zu bessern?

Zitat:
Ein Land, dass Unternehmer nur mit Subventionen locken kann, ist vielleicht kein so guter Kandidat für unternehmerische Langzeitstrategien.

Ach? In einem anderen Thread klang das bei dir aber noch ganz anders...

Zitat:
Bärbel Höhn.

Danke.

Zitat:
Nur durch Subventionen. Und nur durch Subventionen überlebt sie. Genau so, wie die Steinkohle. Beides bezahlst du mit deiner Stromrechnung.

Stimmt. Aber die Windenergie hat eine Zukunft im Gegensatz zu allen fossilen Brennstoffen.
Wenn du das willst, bezahle ich auch mit meinen Steuern die "billige" Atomenergie.
Energie ist eben nicht billig.

Zitat:
Wenn es falsch ist, die Kohle zu subevenitonieren, dann ist es erst recht falsch, eine Branche zu subventionieren, deren Expansion bereits durch geografische Gegebenheiten extrem begrenzt ist.

Windenergie funktioniert fast überall. In Norddeutschland und offshore sowiso. Aber auch im Rest des Landes. Ob es sich unter Realbedingungen derzeit rechnen würde, steht auf einem anderen Blatt.
Wenn aber die fossilen Brennstoffe alle sind, dann sieht die Sache anders aus.
Wind-, Wasser- und Bioenergie halte ich persönlich für die zukunftsträchtigsten. Solarenergie (absehbar) nur in der Form von Solarthermischer Energie. Photoelektrik ist IMHO derzeit noch zu energieaufwendig.

Zitat:
Was denn nun? Subventionen abbauen oder aufbauen oder von unten nach oben umverteilen oder was? ;)

Ist es so schwer zu verstehen?
Subventionen abbauen. Vor allem diejenigen, die nicht zukunftsorientiert sind. Aber unbedingt VORHER Alternativen eröffnen.
Im Prinzip recht einfach zu verstehen, oder nicht? Die Umsetzung und Finanzierung ist da schon schwieriger.
Allerdings sind mit Investitionen lieber, die irgendwie wieder Geld reinbringen. Geldvernichtung kann man auch billiger haben... :D

Tschüs,
Gonozal.

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16.06.2005, 11:44 Uhr

Gonozal
Posts: 778
Nutzer
Hallo Wolfman,

Zitat:
Original von Wolfman:
Ach was ;)

*SCNR* - ich bin seit fast 15 Jahren Sozialhilfesachbearbeiter und hatte ab dem 01.01.2005 einige Fälle weniger, weil bei uns die AlHi-Bezieher die vorher aufstockend Sozi bezogen, das AlG II übergangsweise von der Arbeitsagentur erhalten haben


Und was sagt uns das? Nur, dass arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger jetzt nicht mehr beim Sozialamt sind. Das wussten wir aber auch schon vorher.
Was sagt das über die Gesamthöhe der Leistungen aus?

Achso, was heist SCNR? Ich bin mit den Internetabkürzungen nicht so bewandert. Es hat Jahre gedauert, bis ich IMHO begriffen habe... :D

Ciao,
Gonozal.

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16.06.2005, 11:52 Uhr

Andreas_B
Posts: 3121
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@Gonozal:
SCNR Sorry, could not resist = Tschuldigung, konnte nicht widerstehen

Mehr gibt es hier:
http://www.uwe-stoeckert.de/usenet/akronym.htm


Ciao
Andreas

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16.06.2005, 12:03 Uhr

Gonozal
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Hallo,

Zitat:
Original von NoImag:
Du vergisst hier nur, dass die Regierung bereits massive Steuersenkungen durchgeführt hat. Der Eingangssteuersatz wurde von über 20% auf 15% und der Spitzensteuersatz von über 50% (oder hatte Kohl das schon auf 48% gedrückt?) auf auf 42% gesenkt. Dies ist auch der Hauptgrund für die schlechte finanzielle Lage der öffentlichen Haushalte. Die Streichung der Steuersubventionen ist als Ausgleich für die Steuersenkungen dringend notwendig!


Das habe ich nicht vergessen. Die Steuersenkungen sind richtig, reichen aber nicht aus. Allerdings muss ein Haushalt erst einmal genug Einkommen haben, um nennenswert Einkommenssteuer zu zahlen.
Wenn ich meine Eltern sehe, so zahlen die AFAIK kaum Einkommenssteuer.
In dem Fall wäre es besser für die Familie und den Staat, wenn mein Vater wieder Arbeit bekäme. Dann wäre das Familieneinkommen höher. Gut für die Familie, gut für den Staat.

Zitat:
Was ohne Ethik passiert, konnte man im dritten Reich beobachten. Und alle Forscher weltweit nutzen die Erkenntnisse, die Mengele und seine Kollegen gewonnen haben.

Es fordert ja kaum jemand, ALLE Ethik fahren zu lassen. Allerdings sieht es so aus, als stelltest du alle ausländischen Forscher auf eine Stufe mit den Naziforschern.

Eine Frage: Stell dir vor, du hast Krebs. Dieser könnte mit den Resultaten der Stammzellenforschung behandelt werden. Würdest Du eine ausländische Therapie oder ein ausländisches Medikament nehmen, welches aus dieser Forschung resultiert? Ich schon.

Zitat:
Ein wirklich schöner Vergleich. Du vergisst nur, dass es auf absehbare Zeit keine sichere Endlagerung des Atommülls geben wird (sofern es sie jemals geben wird). Bei der Nutzung der Kernenergie sind wir also schon kräftig dabei, den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen.

Der Unterschied ist, dass wir Atomenergie jetzt schon (noch?) nutzen und ihn darüber hinaus auch noch importieren. Inwiefern hätte da der deutsche Atomausstieg einen Einfluss auf das generelle Problem der Endlagerung.

Viel mehr Sorgen als die Zwischenlagerung der Brennstäbe macht mir das Herumballern der NATO mit abgereicherten Uran. Das liegt dann überall ohne Schutz herum und tötet Unschuldige. Das macht mir derzeit mehr Sorgen als die Brennstäbe, die (erst einmal) halbwegs gut aufgehoben sind.

Zumal es ja mittelfristig keine echte Alternative gibt. Fossile Brennstoffe gehen zur Neige. Und regenerative Energie eignet sich noch nicht, um in Deutschland den Energie-Grundbedarf zuverlässig zu decken.
In Ländern mit viel Wasserkraft sieht das anders aus. Aber da scheißt es ja Deutschland mal wieder an... Sorry, Admin, für den Begriff.

Tschüs,
Gonozal.

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16.06.2005, 12:05 Uhr

Gonozal
Posts: 778
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Hallo Andreas_B,

Zitat:
Original von Andreas_B:
@Gonozal:
SCNR Sorry, could not resist = Tschuldigung, konnte nicht widerstehen

Mehr gibt es hier:
http://www.uwe-stoeckert.de/usenet/akronym.htm


TNX (THX). :D

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16.06.2005, 12:25 Uhr

Solar
Posts: 3680
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Zitat:
Original von Gonozal:

Eine Frage: Stell dir vor, du hast Krebs. Dieser könnte mit den Resultaten der Stammzellenforschung behandelt werden. Würdest Du eine ausländische Therapie oder ein ausländisches Medikament nehmen, welches aus dieser Forschung resultiert? Ich schon.


Wenn man direkt betroffen ist, urteilt man immer etwas anders. Stell Dir vor, Deine Erbinformationen werden hergenommen, um damit industriell Embryonen zu "fertigen", aus denen dann Medikamente gemacht werden...

Zitat:
Der Unterschied ist, dass wir Atomenergie jetzt schon (noch?) nutzen und ihn darüber hinaus auch noch importieren. Inwiefern hätte da der deutsche Atomausstieg einen Einfluss auf das generelle Problem der Endlagerung.

Weniger von dem Kram. Ein Schritt in die richtige Richtung. Müssen erst alle anderen aussteigen, bevor wir es tun?

Zitat:
Viel mehr Sorgen als die Zwischenlagerung...

Jaja, die Verwischung zwischen Zwischen- und Endlagerung. Frag mal die Leute in Gorleben...

Zitat:
...der Brennstäbe macht mir das Herumballern der NATO mit abgereicherten Uran. Das liegt dann überall ohne Schutz herum und tötet Unschuldige. Das macht mir derzeit mehr Sorgen als die Brennstäbe, die (erst einmal) halbwegs gut aufgehoben sind.

Zumal es nicht so ist, daß da Klumpen Uran rumliegen - die könnte man einsammeln oder meiden.

Beim Aufprall eines Uranprojektils auf Panzerung kommt es zu einem pyrophorischen Effekt, bei dem das Uran mit der Umgebung reagiert. Uranverbindungen sind wasserlöslich, werden vom Körper absorbiert und gehören zu den giftigsten Stoffen überhaupt...

Zitat:
Zumal es ja mittelfristig keine echte Alternative gibt. Fossile Brennstoffe gehen zur Neige. Und regenerative Energie eignet sich noch nicht, um in Deutschland den Energie-Grundbedarf zuverlässig zu decken.

Was unter anderem daran liegt, daß sie den "bequemen" Leuten zu teuer ist, und die meisten lieber ein Kernkraftwerk weit weg und Hochspannungsleitungen über dem Rübenacker haben als ein halbes Dutzend Windräder auf dem Hügel hinterm Haus...

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16.06.2005, 12:58 Uhr

Gonozal
Posts: 778
Nutzer
Hi Solar,

Zitat:
Original von Solar:
Wenn man direkt betroffen ist, urteilt man immer etwas anders.


Stimmt.

Zitat:
Stell Dir vor, Deine Erbinformationen werden hergenommen, um damit industriell Embryonen zu "fertigen", aus denen dann Medikamente gemacht werden...

Solange es nicht ohne mein Einverständnis geschieht, habe ich damit kein Problem. Zumindest keines, das größer wäre, als die Krankheit, an der ich oder mir liebe Menschen sonst sterben müssten.
Der Fall ist in meinen Augen ähnlich der Organspende. Ich habe auch kein großes Problem, dass meine Kuddeln nach meinem Ableben noch fremdes Leben retten.
Dabei fällt mir ein, dass ich nicht mehr weis, wo mein Organspenderausweis ist. Naja, 3 mal umgezogen ist wie 1 mal abgebrannt, nicht wahr? Da muss ich mir eben einen neuen holen.

Zitat:
Weniger von dem Kram. Ein Schritt in die richtige Richtung. Müssen erst alle anderen aussteigen, bevor wir es tun?

Es müssen nicht alle aussteigen, aber es wäre ganz gut, wenn wir dabei in guter Gesellschaft wären.
Und wie scheinheilig ist es denn, hier den Atomausstieg zu propagieren und dann den Atomstrom aus Frankreich usw. zu importieren.
Damit DORT noch mehr Kraftwerke gebaut werden. DIE vergiften sich ja damit, uns geht das dann nichts mehr an, oder?!

Zitat:
Jaja, die Verwischung zwischen Zwischen- und Endlagerung. Frag mal die Leute in Gorleben...

Eine Bekannte von mir hat jahrelang in München an einer vielbefahrenen Straße gewohnt. Dort hat sie TÄGLICH den Ruß vom Fensterbrett gewischt. Ist das etwa besser?

Zitat:
Beim Aufprall eines Uranprojektils auf Panzerung kommt es zu einem pyrophorischen Effekt, bei dem das Uran mit der Umgebung reagiert. Uranverbindungen sind wasserlöslich, werden vom Körper absorbiert und gehören zu den giftigsten Stoffen überhaupt...

Danke für die Erklärung. Wieder was gelernt.
Es ändert aber nichts daran, dass dies weit gefährlicher als die Zwischenlagerung ist. Sind wir uns da einig?

Zitat:
Was unter anderem daran liegt, daß sie den "bequemen" Leuten zu teuer ist, und die meisten lieber ein Kernkraftwerk weit weg und Hochspannungsleitungen über dem Rübenacker haben als ein halbes Dutzend Windräder auf dem Hügel hinterm Haus...

Was ich persönlich nicht ganz verstehe. Aber ich habe eh eine Affinität zu Windkraftanlagen.

Es gibt Argumente bzgl. Lichtreflexen, Lärm, erschlagenen Vögeln und der Landschaftsverschandelung. Da gehe ich aber auch nicht mit, weil ich der Meinung bin, dass die Lärmbelästigung und die Lichtreflexe in gesetzestreuer Entfernung zu den Anlagen sicherlich nicht schlimmer sind, als an einer Autobahn oder einer vielbefahrenen Straße in der Stadt.

Mein "Lieblingsargument" ist immer die Verschandelung unserer Landschaft. Aber das liegt erstens im Auge des Betrachters - ich habe meine Windenergiebegeisterung schon erwähnt, oder - und dann bin ich mir nicht sicher, ob Tagebaugebiete und Ölraffinerien unbedingt wesentlich besser aussehen...

Übrigens, nur vom optischen Eindruck her, kann ein AKW durchaus was hermachen. Ich habe erst einmal eines gesehen, aber das hatte fantastische (Wasserdampf-) Wolkenbildung und sogar einen eigenen Regenbogen. Cool. :D

Zu guter Letzt bin ich aber der Meinung, die Energieversorger müssten alle Kosten der Atomkraft decken. Eben auch den Schutz der Transporte und die Lagerung. Dann zeigt sich, ob die Atomraft wirklich konkurrenzfähig ist, oder vielleicht doch nicht. Vielleicht erledigt sich das Problem langfristig auf diese Weise von alleine.

Tschüs,
Gonozal.

[ Dieser Beitrag wurde von Gonozal am 16.06.2005 um 12:59 Uhr editiert. ]

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16.06.2005, 16:53 Uhr

unixv
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[Ex-Mitglied]
Hallo Leute,

mal wieder etwas am ori. Thema vorbei. ;)

irgendwie bedienen sie sich alle, ganz nebenbei lag heute eine Grundsteuer Erhöhung im Briefkasten, um satte 19,28% mal eben angehoben. Ein paar Prozent hier ein paar Prozent da, nur wie sollen Firmen das noch über Lohnerhöhungen ausgleichen. Was wir hier an Strom und Gas bezahlen obwohl wir schon Extrem sparen, so z.B. haben wir ab Mai die Heizung komplett ausgeschaltet und selbstverständlich läuft kein einziges Gerät mehr im Standby-Modus. Trotzdem kommt man gegen die ganzen Erhöhungen nicht mehr gegen an. Wo und vor allem was soll man noch Sparen? Die Benzinpreise sind ja auch gerade mal wieder „etwas“ angehoben worden und kein ende in sicht. Bei uns im kleinen Städtchen macht ein Grieche neben dem nächsten Italiener dicht, weil nur noch Möbelausstellung, das Volk hat kein Geld mehr um Essen zu gehen, das ist schon etwas Besonderes geworden. Ganz ehrlich weiß ich auch nicht mehr wann ich das letzte mal meine Süße zum Essen ausgeführt habe. Das ganze aber nicht weil Geiz Geil ist sondern weil Geld rar geworden ist!


Gruß unixV

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16.06.2005, 17:46 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Deutschland verfehlt seit Jahren konsequent das EU-Defizitlimit. Das heißt, wir geben signifikant mehr aus, als wir einnehmen.
Ein Limit, dass es erst seit ein paar Jahren gibt, künstlich exitiert, faktisch aber nicht. Und praktisch ist das draus resultierende, künstliche Zwangssparen einer der Ursachen für die Probleme nicht nur in unserem Land.
Zitat:
Das heißt, das für größere Investitionen in "die richtigen Dinge" (welche wären das?) der Spielraum fehlt. Es geht nicht darum, Gelder "freizusetzen", die dann woanders ausgegeben werden können - es geht darum, Gelder einzusparen.
Welches die richtigen Dinge wären, muss jeder für sich selbst beurteilen. Sparen auf Teufel komm raus zur Einhaltung eines selbst auferlegten Defizitlimits schadet jedenfalls jeder Volkswirtschaft. Subventionen zum Zwecke des Schuldenabbaus abzuschaffen wäre extrem kontraproduktiv. Deutschland spart sich bereits jetzt in Grund und Boden. Den Euro macht das kein bisschen stärker. Internationale Wechselkurse sind nicht allein von der Haushaltssituation eines Landes oder eines Staatenbundes abhängig. Das weißt du so gut wie ich. Ich kann allerdings das "jeder Bundesbürger hat x.xxx Euro Schulden nicht mehr hören. Das ist Panikmache und suggeriert, Staatsschulden seien generell etwas verwerfliches. Ich habe keine Schulden, nur weil der Staat in dem ich lebe, Verbindlichkeiten zu erfüllen hat.
Zitat:
Das macht die Sache um so schmerzvoller, aber das ist der Kern der Sache: Subventionen und soziales Netz haben eine Scheinrealität des Wohlstandes geschaffen, die sich jetzt auflöst und den Blick auf die Wirklichkeit freigibt.
Die Situation ist ernst. Es gibt jedoch keinen Grund, solche Endzeitstimmung zu verbreiten.
Zitat:
Zum einen ist die Expansion der Kohle ebenfalls durch geografische Gegebenheiten begrenzt.
Das habe ich nicht abgestritten.
Zitat:
Zum ersten ist nicht unendlich viel davon da, zum zweiten wird die Förderung mit jedem Jahr schwieriger statt leichter. (Unter anderem deswegen wurde sie ja subventioniert.)
Der "Kohlepfennig" wurde 1975 anlässlich der Ölkrise eingeführt. Damit sollte bis zum Ende des Jahrhunderts die Kohleverstromung gesichert werden, um sich vom unsicheren Energieträger Öl ein Stück weit unabhängig zu machen. Mit Art und Schwierigkeitsgrad des Abbaus hatte die Entscheidung zu dieser Subvention nichts zu tun. Es ging nur darum, Angesichts einer akuten Ölknappheit die heimische Kohle als Energieträger zur Stromgewinnung durch finanzielle Unterstüzung langfristig zu sichern.
Zitat:
Windenergie ist im Gegensatz dazu eine nicht erschöpfliche Energiequelle. Auch in hundert, zweihundert, dreihundert Jahren wird es nicht weniger Windenergie geben.
Das werden wir erst in 100, 200, 300 Jahren wissen. ;)
Zitat:
Außerdem wird hier ein Know-How aufgebaut, das sich exportieren läßt.
Das einzig gute daran. Dieses Argument gilt allerdings für die Steinkohle in gleichem Maße.
Zitat:
Du hast davon gesprochen, daß "ethische Barrieren" entfernt werden müßten, um Deutschland im Forschungsbereich wieder nach vorne zu bringen. Deutlich weniger kontroverse Themen wie erneuerbare Energien stellst Du aber in Frage?
Ich stelle in frage, ob es sinnvoll ist, Windenergie in einem Land zwangszufördern, in dem es nicht genug Flächen gibt, um jemals einen signifikanten Anteil des Strombedarfs durch Windernergie decken zu können, und dabei gleichzeitig die Bereiche Gen- und Stammzellenforschung bereits im Keim zu ersticken und unsere Forscher zum Zusehen oder Auswanderen zu zwingen.

@NoImage
Zitat:
Die Windenergie wird nicht subventioniert. Eine Subvention ist immer eine Geldleistung aus dem Staatshaushalt. Dies ist bei der Förderung der Windenergie nicht der Fall. Die Gelder kommen nämlich direkt aus den Geldbeuteln der Stromverbraucher.
Formal nicht. Allerdings indirekt über des "Erneuerbare Energien Gesetz", welches die Anbieter dazu zwingt, Strom aus erneuerbaren Energien zu einem festgesetzten Mindestpreis ins Netz einzuspeisen. Somit wird u.a. Windenergie nicht aus Steuern, trotzdem aber von jedem Steuerzahler finanziert. Ob der nun persönlich Strom aus erneuerbaren Energien bezieht oder nicht, spielt dabei keine Rolle, weil die Einspeisungskosten bei den Stromkonzernen in der Gesamtkalkulation einfließen. Man kann über die Notwendigkeit alternativer Energieträger nicht streiten. Man kann aber sehr wohl darüber unterschiedlicher Ansicht sein, ob es nicht andere, u.U. sinnvollere Alternativen geben könnte als Windkraftanlagen, für die u.a. Bäume abgeholzt, Flüsse umgeleitet und Hügellandschaften in Plateaus umgewandelt werden.




[ Dieser Beitrag wurde von Maja am 16.06.2005 um 17:48 Uhr editiert. ]

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16.06.2005, 18:20 Uhr

Holger
Posts: 8116
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Zitat:
Original von Maja:
Zitat:
Deutschland verfehlt seit Jahren konsequent das EU-Defizitlimit. Das heißt, wir geben signifikant mehr aus, als wir einnehmen.
Ein Limit, dass es erst seit ein paar Jahren gibt, künstlich exitiert, faktisch aber nicht. Und praktisch ist das draus resultierende, künstliche Zwangssparen einer der Ursachen für die Probleme nicht nur in unserem Land.
Erst einmal ist es ein Limit, an dessen Festlegung Deutschland selbst aktiv mitgewirkt hat. Das aber vor allem auch eine Notwendigkeit ist, wenn man nicht den Grundstein für eine gallopierende Staatsverschuldung und Inflation legen will. Ein Limit muß gesetzt werden und es muß ein hartes Limit sein, sonst ist es genauso sinnvoll wie "ein bißchen schwanger". Ob es in letzter Konsequenz 3% oder 5% sind, ist vollkommen belangslos.
Viel interessanter ist doch, mit welcher Zielsicherheit der Staat genau diese Grenze erreicht und Mühe hat, nicht noch weiter darüber hinaus zu gehen. Wären wir immer noch bei 3.x%, wenn die Grenze 5% wäre, oder nicht doch bei 5.x%?
Zitat:
Den Euro macht das kein bisschen stärker. Internationale Wechselkurse sind nicht allein von der Haushaltssituation eines Landes oder eines Staatenbundes abhängig.
Das hat nichts mit starkem Euro zu tun, der ist für den Export eher hinderlich. Es geht um einen stabilen Euro und der ist selbst dann eine wirtschaftliche Notwendigkeit, wenn es ein "da draußen" gar nicht gäbe. *Für uns selbst*
Zitat:
Ich kann allerdings das "jeder Bundesbürger hat x.xxx Euro Schulden nicht mehr hören. Das ist Panikmache und suggeriert, Staatsschulden seien generell etwas verwerfliches. Ich habe keine Schulden, nur weil der Staat in dem ich lebe, Verbindlichkeiten zu erfüllen hat.
Aber Dir ist doch wohl klar, daß wir, also alle Bürger in ihrer Gesamtheit, diejenigen sind, die für diese Verbindlichkeiten aufkommen müssen?
das zu diesem Zweck tatsächlich genau diese Summe pro Kopf erwirtschaftet werden muß? daß die Summe für Dich als wirtschaftsfähiger Person sogar noch höher ist, da Du auch für die nicht wirtschaftsfähigen Bürger die Leistung erbringen mußt?
Zitat:
Zitat:
Außerdem wird hier ein Know-How aufgebaut, das sich exportieren läßt.
Das einzig gute daran. Dieses Argument gilt allerdings für die Steinkohle in gleichem Maße.
Das ist nicht Dein Ernst, oder?
Welches exportfähige Know-How ist in Sachen Steinkohleabbau in den letzten Jahrzehnten, also der Zeit der Subvention, aufgebaut worden?

mfg
--
Good coders do not comment. What was hard to write should be hard to read too.

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16.06.2005, 18:41 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@Holger:

> Aber Dir ist doch wohl klar, daß wir, also alle Bürger in ihrer
> Gesamtheit, diejenigen sind, die für diese Verbindlichkeiten
> aufkommen müssen?

Natürlich.

> das zu diesem Zweck tatsächlich genau diese Summe pro Kopf
> erwirtschaftet werden muß?

Richtig. Und das ist der Punkt, wo sich die Geister über das Thema Staatsverschuldung und deren Dramatik scheiden.

> daß die Summe für Dich als wirtschaftsfähiger Person sogar noch
> höher ist, da Du auch für die nicht wirtschaftsfähigen Bürger die
> Leistung erbringen mußt?

Ich weiß.

> Welches exportfähige Know-How ist in Sachen Steinkohleabbau in den
> letzten Jahrzehnten, also der Zeit der Subvention, aufgebaut
> worden?

Gehörst du auch zu den Leuten, die glauben, seit dem Beginn des Subventionsabbaus würde die Zeit in den Gruben still stehen? Dann mach dich mal schlau. Es würde zu weit führen, darüber hier ins Detail zu gehen. Nur so viel. Die Steinkohlegruben in NRW sind sowohl abbau- als auch sicherheitstechnisch auf dem neuesten Stand. Vieles davon sind eingene Entwicklungen. Kohleabbau beschränkt sich nicht nur auf den Hobel, die Schilde und ein paar Transportbänder. Der von Solar schon angesprochene Schwierigkeitsgrad beim Abbau erfordert Kontinuität in der Weiterentwicklung, um unter den gegebenen Bedinungen den größt möglichen Nutzungsgrad bei maximaler Sicherheit zu erzielen.




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16.06.2005, 18:54 Uhr

Holger
Posts: 8116
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Zitat:
Original von Maja:
Die Steinkohlegruben in NRW sind sowohl abbau- als auch sicherheitstechnisch auf dem neuesten Stand. Vieles davon sind eingene Entwicklungen. Kohleabbau beschränkt sich nicht nur auf den Hobel, die Schilde und ein paar Transportbänder. Der von Solar schon angesprochene Schwierigkeitsgrad beim Abbau erfordert Kontinuität in der Weiterentwicklung, um unter den gegebenen Bedinungen den größt möglichen Nutzungsgrad bei maximaler Sicherheit zu erzielen.

Das glaube ich ich Dir gerne. Aber die Rede war von exportfähigem Know-How. Solange der Steinkohleabbau offenbar nicht ohne Subventionen überlebensfähig ist, ist die Technik nicht exportfähig für Käufer aus Ländern, in denen es keine Steinkohlesubvention gibt (=alle anderen?).
Sollte ich mich irren, und die entwickelte Technik/Know How doch für einen nicht subventionierten Abbau tauglich sein, wäre das erst recht ein Grund, die Subventionierung aufzuheben.

mfg
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Good coders do not comment. What was hard to write should be hard to read too.

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16.06.2005, 20:28 Uhr

Gonozal
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Hi Maja,

[quote]
Original von Maja:
Zitat:
Original von Gonozal:
Zitat:
Die typischen Sozialhilfeempfänger sind eben deutlich weniger als die früheren Arbeitslosenhilfeempfänger.

Ein recht mutige Behauptung. Das wage ich heftig zu bezweifeln.


Du hast recht. Ich habe das mal nachgeschlagen.
Im Durchschnitt gab es 2003 in Deutschland 4.376.026 gemeldete Arbeitslose.
2002 gab es ca. 2.757.000 Sozialhilfeempfänger. Ich nehme an, das sah dann 2003 nicht viel anders aus.
(Quelle: Fischer Weltalmanach 2005)

Wenn also die Sozialhilfeempfänger bei den Arbeitslosen mitgerechnet wurden, und ich finde nichts, was dagegen spräche, dann gab es in der Tat mehr Sozialhilfeempfänger als AL-Hilfeempfänger.

Das hätte ich echt nicht gedacht. Interessant ist auch, dass die Zahl der Sozialhilfeempfänger 2002 um 30% ggü. 2001 gestiegen war. Ich nehme an, das waren vorher AL-Hilfe-Empfänger.
Also ist meine Meinung veraltet. Schlimm genug.

Unklar bleibt jedoch, ob die Ausgaben für den Unterhalt der Langzeitarbeitslosen wirklich gestiegen sind mit Hartz IV. Dazu konnte ich nichts finden. Möglich ist es aber in der Tat, wenn man sich die o.g. Zahlen anschaut.

Tschüs,
Gonozal.

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16.06.2005, 20:34 Uhr

Gonozal
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Hi,

mal eine Anekdote zum Know-How-Export.

Letztes Jahr war ein Artikel in der Zeit, in dem es um die Demontage der modernsten Kokerei der Welt ging.

Da wurde irgendwo in NRW diese modernste Kokerer, erst in den 90er Jahren gebaut, für einen Appel und ein Ei an die Chinesen verkauft. Die haben dann, 2,5 Jahre lange glaube ich, diese per Hand in NRW demontiert. Dabei alles beschriftet, damit es wieder zusammenpasst. Und dann sollte sie in China wieder aufgebaut werden.

DAS nenne ich mal Know-How-Export. Hurra Deutschland. :smokin:

Die deutsche Firma hatte diese Fabrik quasi verschenkt, weil sie sich, modern wie sie war, in Deutschland nicht mehr rechnete.
Jetzt beißen sie sich in den Allerwertesten, da die Koks- und Stahlnachfrage angezogen hat...

Hurra Deutschland! Sagte ich das schon?

Tschüs,
Gonozal.

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16.06.2005, 22:21 Uhr

Wolfman
Posts: 3668
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Zitat:
Original von Gonozal:
Hallo Wolfman,

Zitat:
Original von Wolfman:
Ach was ;)

*SCNR* - ich bin seit fast 15 Jahren Sozialhilfesachbearbeiter und hatte ab dem 01.01.2005 einige Fälle weniger, weil bei uns die AlHi-Bezieher die vorher aufstockend Sozi bezogen, das AlG II übergangsweise von der Arbeitsagentur erhalten haben


Und was sagt uns das? Nur, dass arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger jetzt nicht mehr beim Sozialamt sind. Das wussten wir aber auch schon vorher.
Was sagt das über die Gesamthöhe der Leistungen aus?


Okay, unzureichende Info meinerseits - hier wurde für Hartz IV eine Arbeitsgemeinschaft zwischen Arbeitsagentur und Sozialamt gegründet, die erst zum 01.04.2005 die Arbeit aufnehmen konnte.
Übergangsweise haben daher ab Januar 2005 alle bisherigen Alhi-Empfänger AlG II von der Agentur erhalten und Sozialhilfeempfänger, die keine Alhi bezogen haben, weiter vom Sozialamt.
Dass wir beim Sozialamt ab Januar 2005 viel weniger Fälle hatten, zeigte eben, dass es genug Personen gab, deren Alhi unter dem Sozialhilfeniveau lag und eben nicht pauschal gesagt werden kann, dass AlG II weniger ist.
Das trifft auf die Leute zu, die vor der Arbeitslosigkeit (relativ) gut verdient haben und daher entsprechende Lohnersatzleistungen bezogen haben.

Ich bin da immer etwas hin und her gerissen - einerseits empfinde ich es als ungerecht, dass derjenige, der vorher einen guten Job hatte genau so viel kriegt, wie einer, der (zumindest scheinbar) eher wenig gearbeitet hat, andrerseits hatte ich Anträge vorliegen von Personen, die 1500 ¤ AlG bezogen und bei denen ich den Eindruck hatte, die konnten damit so gut leben, dass sie gar nicht motiviert waren, sich wieder Arbeit zu suchen.

Ich muss selber sagen, als ich vor 20 Jahren nach dem Bund AlHi bezog, gings mir anfangs gar nicht mal schlecht - 750 DM fürs Nichtstun war damals eine Menge Geld für mich ;) . Erst als mir später ein Unterhaltsbeitrag meines Vaters (den dieser tatsächlich nicht aufbringen konnte, das er selber länger arbeitslos gewesen war) abgezogen wurde und ich nur noch 300 DM erhielt, hab ich angefangen, mich etwas intensiver um eine Arbeit bzw. Ausbildung zu bemühen.

oder so


Zitat:
Achso, was heist SCNR?

Das wurde ja bereits erklärt :D Ich bezog das auf mein "Ach was", da Du mir nicht erklären musst, wer Sozialhilfe erhält 8)
--
Bild: http://home.arcor.de/the_wolf/Bilder/wolfman.jpg

rock down and roll when you're ready
I can't take that DJ thing



[ Dieser Beitrag wurde von Wolfman am 16.06.2005 um 23:21 Uhr editiert. ]

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17.06.2005, 00:35 Uhr

NoImag
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Zitat:
Original von Gonozal:
Es fordert ja kaum jemand, ALLE Ethik fahren zu lassen. Allerdings sieht es so aus, als stelltest du alle ausländischen Forscher auf eine Stufe mit den Naziforschern.


Wen meinst du mit "alle ausländische Forscher"?

Zitat:
Eine Frage: Stell dir vor, du hast Krebs. Dieser könnte mit den Resultaten der Stammzellenforschung behandelt werden. Würdest Du eine ausländische Therapie oder ein ausländisches Medikament nehmen, welches aus dieser Forschung resultiert? Ich schon.

Dir scheint nicht klar zu sein, dass die Forschung mit embryonalen Stammzellen reine Grundlagenforschung ist. Ob dabei etwas Verwendbares bei herauskommt, werden wir erst in vielen Jahren wissen.

Außerdem scheinst du der Meinung zu sein, dass der Zweck die Mittel heiligt. Das war in der Vergangenheit noch nie der Fall und wird auch in Zukunft nie der Fall sein ("Wer einmal beschreitet den dunklen Pfad, für immer er wird bestimmen sein Geschick", oder so ähnlich, Yoda).

Zitat:
Der Unterschied ist, dass wir Atomenergie jetzt schon (noch?) nutzen und ihn darüber hinaus auch noch importieren. Inwiefern hätte da der deutsche Atomausstieg einen Einfluss auf das generelle Problem der Endlagerung.

Nur weil andere an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen, müssen wir kräftig mitsägen? Das ist doch Unsinn. Wenn man etwas verändern will, dann muss man mit gutem Beispiel verangehen. Wenn niemand den Anfang macht, dann wird sich nie etwas bewegen.

Tschüß,



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