amiga-news ENGLISH VERSION
.
Links| Forum| Kommentare| News melden
.
Chat| Umfragen| Newsticker| Archiv
.

amiga-news.de Forum > Get a Life > Mit 35 zu alt für einen neuen Job [ - Suche - Neue Beiträge - Registrieren - Login - ]

-1- 2 3 [ - Beitrag schreiben - ]

02.04.2006, 13:04 Uhr

Archeon
Posts: 1810
Nutzer
Eine Bekannte von mir ist 37 Jahre alt, wurde vor Zeite arbeitslos. Ihre Bewerbungen verliefen bisjetzt alle in den Sand. Finanziell läuft es so gerade bis auf das Ende des Monats nichts mehr übrig bleibt. Ihre Ausbildung war der Einzelhandel. Ihr bisherige Bewerbung verliefen im Sande. In vielen Absagen wurde sie als zu Alt bezeichnet. In einer Zeitung stand eine Beitrag das 50zig jährige regelrecht aus dem Berufleben ENTFERNT werden, um diese dann NICHT mehr neu zu besetzen bzw einem jüngeren zu geben. Ich habe selber noch einen festen Job! Aber wie werden in Deutschland für Verhältnisse herrschen, wenn erstmal die Arbeitslosenzahlen losgehen wie in den 20ern!
Jetzt sind es laut Arbeitsagenturen nur 5.000.000 die Dunkelziffer liegt jedoch bei 7-8 Millionen. Was für ein Stadt wird dann existieren wenn Firmen und Arbeitsplätze immer weniger werden.
Und Arbeitslosenzahlen über 10.000.000 und mehr werden.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

02.04.2006, 13:40 Uhr

Gonozal
Posts: 778
Nutzer
Hallo,

ich bin nicht sicher. Aber ist es nicht widerrechtlich, jemanden aufgrund seines Alters AUSDRÜCKLICH abzulehnen, es sei denn es wäre relevant für den Job?

Z.b. als Spitzensportlerin oder Model könnte ich es noch verstehen, aber bei den meisten Berufen sollte das doch kein Argument sein.

Ich meine, richtig helfen wird es ihr nicht. Aber hat sie schon mal rechtliche Schritte gegen diesen Mist geprüft?

Tschüs,
Gonozal.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

02.04.2006, 14:06 Uhr

jopower
Posts: 364
Nutzer
Bei uns in der Stadt ist der Einzelhandel tot. Das ist kein Wunder. Hohe Ladenmieten und kaum noch Kunden. Entweder fährt man in das Einkaufsgebiet vor der Stadt oder kauft sein Zeug im Internet. Letztes Jahr haben alleine in der Fußgängerzone über 10 kleine Läden dichtgemacht. Da bringt auch keine Werbung unserer Bürgermeister für eine attraktive Innenstadt was...
Grundsätzlich wird eben so verfahren, wenn eine Stelle frei ist, kommt jemand Junges zum Zug - oder niemand. Ist auch logisch. Die Jungen sind weniger krank und denen kann man weniger Lohn zahlen. Die Stadt selbst macht es ja mit seinen Angestellten nicht anders.
Chancen für eine kaufmännische Stelle sehe ich nur noch in der Industrie. Da gibts bei uns in der Gegend noch Stellen - aber nicht in der Stadt.
Achja -ein Arbeitsloser in einer Umschulung oder sonstigen Maßnahme, fällt nicht in die Statistik. Somit können wir heute schon von etwa 9 Millionen Arbeitslosen ausgehen.


--
CDTV-Tuner

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

02.04.2006, 21:25 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@Gonozal:

> ich bin nicht sicher. Aber ist es nicht widerrechtlich, jemanden
> aufgrund seines Alters AUSDRÜCKLICH abzulehnen, es sei denn es
> wäre relevant für den Job?

Das ist Dikriminierung.

> Ich meine, richtig helfen wird es ihr nicht. Aber hat sie schon
> mal rechtliche Schritte gegen diesen Mist geprüft?

Und was würde ihr das aktuell helfen? Möchtest Du gern irgendwo arbeiten, wo der Arbeitgeber per Gericht gezwungen wurde Dich einzustellen, um nachher wegen Mobbing klagen zu müssen?

Klar, so eine Klage könnte dazu führen, dass kein AG mehr diesen Grund angeben würde. Dann würden andere Gründe angegeben. Die Auswahl ist da groß.

@jopower

> Grundsätzlich wird eben so verfahren, wenn eine Stelle frei ist,
> kommt jemand Junges zum Zug - oder niemand. Ist auch logisch. Die
> Jungen sind weniger krank und denen kann man weniger Lohn zahlen.

Dass Jüngere weniger Krank sind, ist ein Ammenmärchen. Sie sind billiger "zu haben" und man kann sie noch "ins Team integrieren". Da hat der Pudel den Kern.

> Somit können wir heute
> schon von etwa 9 Millionen Arbeitslosen ausgehen.

Dunkelziffern sind eine fantastische Sache. Die kann man sich so rechnen, wie man sie mag. ;)

@Archeon

> Aber wie werden in Deutschland für Verhältnisse herrschen, wenn
> erstmal die Arbeitslosenzahlen losgehen wie in den 20ern!

Dann werden sie sich die Finger nach und "Alten" lecken. Doch bis dahin sind wir in Rente. ;)





[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

02.04.2006, 21:49 Uhr

Gonozal
Posts: 778
Nutzer
Hallo,

Zitat:
Original von Maja:
Das ist Dikriminierung.


Eben. Niemand darf aufgrund seiner Rasse, seines Geschlechts, seines Alters, religiöser Überzeugung usw. benachteiligt werden, soweit kein zwingender Grund dafür vorliegt.
Z.B. ein Protestant in einem katholischen Kindergarten oder sowas. Da ist die Unterscheidung noch zulässig. Aber meistens eben nicht.

Zitat:
Original von Maja:
Und was würde ihr das aktuell helfen? Möchtest Du gern irgendwo arbeiten, wo der Arbeitgeber per Gericht gezwungen wurde Dich einzustellen, um nachher wegen Mobbing klagen zu müssen?


Es würde IHR nicht wirklich helfen. Allerdings gehören Argeitgeber, die so dreist sind, einfach für ihr Verhalten bestraft.

Zitat:
Original von Maja:
Klar, so eine Klage könnte dazu führen, dass kein AG mehr diesen Grund angeben würde. Dann würden andere Gründe angegeben. Die Auswahl ist da groß.


Stimmt, aber die sind nicht ganz so frustrierend. immerhein ist die Frau mit 37 alles andere als alt.

Zitat:
Original von jopower:
> Grundsätzlich wird eben so verfahren, wenn eine Stelle frei ist,
> kommt jemand Junges zum Zug - oder niemand. Ist auch logisch. Die
> Jungen sind weniger krank und denen kann man weniger Lohn zahlen.


Das ist nicht ganz falsch, aber 37 Jahre ist nicht alt.
Das ganze ist ne Riesensauerei!

Tschüs,
Gonozal.


[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

03.04.2006, 01:20 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@Gonozal:

> Es würde IHR nicht wirklich helfen. Allerdings gehören
> Argeitgeber, die so dreist sind, einfach für ihr Verhalten bestraft.

Gut gebrüllt, Löwe. Ich sags noch mal. Das nützt nix. Dann werden 37-Jährige in Zukunft halt mit anderen, vorgeschobenen Gründen abgelehnt.

Diese ganze Klagewut bringt da rein gar nichts. Das ist die Mentalität unserer Gesellschaft. Die ändert man nicht in Gerichtssälen.

> Stimmt, aber die sind nicht ganz so frustrierend. immerhein ist
> die Frau mit 37 alles andere als alt.

Das schreibst Du gerade einer 42-Jährigen. ;)

> Das ganze ist ne Riesensauerei!

Das ist richtig. Das wird sich mit Klagen allerdings nicht grundlegen ändern lassen.


[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 08:48 Uhr

aPEX
Posts: 4692
Nutzer
Sag dem tollen Managerpack danke... diese Spezie die sich selber Millionen in die Tasche scheffelt, aber ein Dreck auf die Leute geben OHNE die sie erst gar keinen Job hätten...

Ein Handwerker kann immer arbeiten, ein Manager schaut dumm drein wenn man ihm den Kuli klaut. :)

Im Radio kam ein Bericht von einer Konstruktionsfirma die fast ausschliesslich Ingenieure ab 50 beschäftigt! Diese Firma kommt aus BaWü und zählt irgendwie zu den erfolgreichsten auf der Welt. Die ganzen Ingenieure die Firmen wie Daimler, Bosch und Siemens nicht mehr wollte...

Aber die "Jungen" müssen erstmal richtig böse auf die Fresse fliegen, bevor sie was lernen und das sage ich obwohl ich erst 29 bin...

--
cu, aPEX
:commo: http://www.a1k.org - Die Amiga Community :commo:


[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 10:00 Uhr

Han_Omag
Posts: 1458
Nutzer
@aPEX:

> Sag dem tollen Managerpack danke... diese Spezie die sich selber Millionen in die Tasche scheffelt, aber ein Dreck auf die Leute geben OHNE die sie erst gar keinen Job hätten...

???

> Ein Handwerker kann immer arbeiten, ein Manager schaut dumm drein wenn man ihm den Kuli klaut.

Wenn du das wirklich glaubst, kann man dir nicht helfen. Das ist Meilen zu kurz gedacht...

> Im Radio kam ein Bericht von einer Konstruktionsfirma die fast ausschliesslich Ingenieure ab 50 beschäftigt! Diese Firma kommt aus BaWü und zählt irgendwie zu den erfolgreichsten auf der Welt. Die ganzen Ingenieure die Firmen wie Daimler, Bosch und Siemens nicht mehr wollte...

Hier in OWL gibt es einen Handel für Gartenmöbel. Die stellen nur Leute ab 55 ein. Doch das hilft weder Archeons 37 jährigen Bekannten noch mir, denn mit 53 bin ich zu jung für die Bude. Bei dir gings um Ingenieure. Wieviel Prozent der Arbeitslosen sind das wohl?
Arbeitsplätze werden derzeit hier reichlich angeboten, aber es wird scharf selektiert. Wenn du Bankkaufmann gelernt hast, aber nicht im Kundenbereich tätig warst, kannst du es vergessen, als Bürokaufmann, Industriekaufmann oder Speditionskaufmann einen Job zu kriegen, und zwar noch bevor du dein Alter genannt hast.

> Aber die "Jungen" müssen erstmal richtig böse auf die Fresse fliegen, bevor sie was lernen und das sage ich obwohl ich erst 29 bin...

Dieser Aussage kann ich zustimmen. Aber es gibt auch eine Kehrseite der Medaille.
Mein Sohn lernt seit 1,5 Jahren Kfz-Mechatroniker. Sein Arbeitstag besteht aus 30% Fahrzeuge probefahren, überführen, ausliefern. Der Rest an Arbeitszeit ist Gebrauchtwagen aufbereiten und Inspektionen, und Werkstatt fegen. Letztes macht er freiwillig, denn dumm rumzustehen und nichts zu tun sieht noch blöder aus und macht kein gutes Bild vor der Kundschaft.
Der zweite Azubi hat Anfang des Jahres die Prüfung zum Kfz-Mechaniker bestanden. Die gleichen Prüfungsaufgaben hatte mein Sohn vor drei Wochen bei der Zwischenprüfung nach 1,5 Jahren. Fazit: weder der Ausbildungsbetrieb, noch die Berufsschule sind auf die beruflichen Anforderungen eines Mechatronikers vorbereitet und ziehen ihr Ding durch, wie sie es immer getan haben. Das Einzige, wo er wirklich etwas lernt, sind die wenigen Wochen beim HBZ (Handwerksbildungszentrum), und da soll er eigentlich nicht lernen, sondern zeigen, was er gelernt hat. Wenn die Arbeitgeber sich über den schlechten Ausbildungsstand beklagen, haben sie zwar recht, aber ein Teil von Ihnen ist selbst schuld, wenn sie Lernwilligen nicht die Möglichkeit geben.
--
Wir haben Augen, doch wir schauen nicht hin.
Wir haben Ohren, doch wir hören nicht zu.
Wir haben einen Mund. Damit reden wir ohne Unterlass
und doch sagen wir nichts.

Der Zeitreisende

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 10:52 Uhr

Archeon
Posts: 1810
Nutzer
Es ist zwar richtig das im Grundgesetzt steht das man nicht wegen seines Alters ect. Diskiminiert werden darf. Aber sagen wir mal, wem scherrt es noch Leuten die am Geldhahn bzw an der Macht sitzen ihnen dieses Gesetzt. Wieviele Gesetzesinitiativen werden getroffen um Grundgesetze zu ändern. Man sehe die änderung wegen dem Bundeswehreinsatz zur WM 2006, damals den Lauschangriff. Dann diese Telefonat und Internetdatenspeicherung.

Ich merke das der Bürger immer mehr entmündigte und kontrolliert wird.
Ok zurück zum Thema 35...

Die meisten Firmen suchen am liebsten 18 Jährige die mindestens 20 Berufsjahre mitbringen. Das ist Jugendwahn pur. Gut ich habe meinen Job noch im Einzelhandel im Vollzeit, aber ich muss ja heute fürchten das meine Stelle auch wegfällt.

In der Westdeutschen Zeitung stand zum Beispiel das Vollbeschäffigung in Deutschland nicht mehr vor 2030 kommen wird. Sprich Firmen die in Deutschland Leute suchen suchen ehr 400 Euro bzw Teilzeitjobs aber keine Stellen mehr wo ich 8-9 Stunden arbeiten kann.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 13:06 Uhr

DrNOP
Posts: 4118
Nutzer
Zitat:
Original von Han_Omag:
> Ein Handwerker kann immer arbeiten, ein Manager schaut dumm drein wenn man ihm den Kuli klaut.

Wenn du das wirklich glaubst, kann man dir nicht helfen. Das ist Meilen zu kurz gedacht...

Stimmt, denn ohne Kuli greift er zum Handy und ruft seinen Hiwi an, der für ihn schreiben soll ... :P
--
Es gibt keine Notbremse für all den technischen Humbug, mit dem wir unsere Zeit vertrödeln.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 13:16 Uhr

aPEX
Posts: 4692
Nutzer
Zitat:
Original von Han_Omag:
> Ein Handwerker kann immer arbeiten, ein Manager schaut dumm drein wenn man ihm den Kuli klaut.

Wenn du das wirklich glaubst, kann man dir nicht helfen. Das ist Meilen zu kurz gedacht...


Sorry, aber wenn ich mir so die Konzepte der hochstudierten Manager anschaue, kommt einem dieser Verdacht auf. Um noch mehr Gewinn zu machen, muss man halt ein paar tausend Leute auf die Strasse setzen... das ist doch kein gescheites Konzept. :(

Selber soviel verdienen das man sich absolut keine Gedanken machen braucht, aber am kleinen Mann der die Arbeit ausführen muss immer mehr sparen, da wird nicht geschaut ob dieser noch normal leben kann.

Zudem, wenn der normale Techniker/Arbeiter usw. kaum was verdient, oder gar keinen Job hat, kann er auch nichts ausgeben, sich also keine Produkte kaufen... Ist alles ein Teufelskreis in dem wir immer mehr absaufen.


--
cu, aPEX
:commo: http://www.a1k.org - Die Amiga Community :commo:


[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 14:17 Uhr

Han_Omag
Posts: 1458
Nutzer
@aPEX:

> Zudem, wenn der normale Techniker/Arbeiter usw. kaum was verdient, oder gar keinen Job hat, kann er auch nichts ausgeben, sich also keine Produkte kaufen... Ist alles ein Teufelskreis in dem wir immer mehr absaufen.

... womit du soeben selbst widerlegst, das ein Handwerker immer arbeiten kann. Was soll er arbeiten, wenn ihn sich keiner leisten kann?

> Sorry, aber wenn ich mir so die Konzepte der hochstudierten Manager anschaue, kommt einem dieser Verdacht auf. Um noch mehr Gewinn zu machen, muss man halt ein paar tausend Leute auf die Strasse setzen... das ist doch kein gescheites Konzept.

Mir scheint, du wirfst da mehreres in einen Topf. Chefs, bzw. Direktoren sind keine Manager. Ihre Hauptverantwortung liegt neben dem eigenen Einkommen vor allem auf dem Bestand der Firma. Dazu gehört unter anderem auch die Personalpolitik (das Wohlergehen der Mitarbeiter).
Manager dagegen schauen auf den Marktwert und die Gewinne des Unternehmens. Ihre Vokabeln sind Wertschöpfung, Mitarbeiterkapazitäten bzw. Human Recourses (es ist nicht die Rede von Menschen), usw...
Fachliches Wissen bezüglich der Produktpalette wird als nicht notwendig erachtet, im Gegenteil, es gilt als hinderlich (wofür hat man denn seine Leute?). Und wenn das Unternehmen baden geht, dann verschwindet es nicht selten in einem noch grösseren Unternehmen, wo ein passender Stuhl auf unseren Manager wartet. Und so wechselt der Manager vom Autokonzern in die Bank, danach in die Luftfahrt. Für diese Berufsgruppe spielt die Branche des jeweiligen Unternehmens keine Rolle, der Job ist immer der Gleiche, egal ob Handelskonzern oder Waschmaschinenhersteller...
--
Wir haben Augen, doch wir schauen nicht hin.
Wir haben Ohren, doch wir hören nicht zu.
Wir haben einen Mund. Damit reden wir ohne Unterlass
und doch sagen wir nichts.

Der Zeitreisende

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 14:22 Uhr

Solar
Posts: 3680
Nutzer
Ich neige dazu, in diesem Kontext zwischen Managern (Ackermann) und Unternehmern (Wedeking) zu unterscheiden...

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 14:26 Uhr

aPEX
Posts: 4692
Nutzer
Für mich gibt es einfach zuviele Ackermanns auf dieser Welt... :)
Ich selber habe 10 Jahre beim Siemens gearbeitet und gesehen wie total weltfremde und stümperhafte Managerentscheidungen zu Kundenverlust, Motivationsverlust, Mitarbeiterverlust geführt haben und jetzt die Telekommunikationssparte ganz am Ende ist.

Nein, das hat nichts mit dem Markt und den Preisen zu tun gehabt, sondern damit wie mit Mitarbeitern und Kunden umgegangen wird. Sobald eine Mitarbeiter nur noch eine Nummer auf dem Blatt ist und der Kunde ebenso, ist eine Firma schon zum scheitern verurteilt...

Hier im Ländle gibt es noch sehr viele Alt-Unternehmer, die ihren Job von Picke auf gelernt haben, die für ihre Mitarbeiter da sind, die sogar mal in die Produktion gehen und mit den Leuten sprechen. Viele dieser Firmen bezahlen übertariflich und es geht ihnen verdammt gut obwohl ganz Deutschland jammert...

--
cu, aPEX
:commo: http://www.a1k.org - Die Amiga Community :commo:


[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 16:29 Uhr

DrNOP
Posts: 4118
Nutzer
Zitat:
Original von Solar:
Ich neige dazu, in diesem Kontext zwischen Managern (Ackermann) und Unternehmern (Wedeking) zu unterscheiden...

Eben, ich auch: Der Unternehmer unternimmt etwas - und der Manager? Tja, öh... I-)
--
Es gibt keine Notbremse für all den technischen Humbug, mit dem wir unsere Zeit vertrödeln.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 16:50 Uhr

_PAB_
Posts: 3016
Nutzer
Ich weiß nicht genau, was das Arbeitsrecht dazu sagt, aber da das Anti-Diskriminierungs-Gesetz kurz vor der Neuwahl noch von der CDU im Bundesrat gestoppt wurde (man hatte sich ja eigentlich schon darauf verständigt), ist in Deutschland die offensichtliche Diskriminierung bei Stellenausschreibungen nur auf Grund des Alters wohl noch legal - soweit ich das überblicken kann.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 19:07 Uhr

Archeon
Posts: 1810
Nutzer
Wenn darum geht, würden sie alles stoppen, was der Menschlichkeit nützt :(

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 19:11 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@aPEX:

> Sobald eine Mitarbeiter nur noch eine Nummer auf dem Blatt ist und
> der Kunde ebenso, ist eine Firma schon zum scheitern verurteilt...

Ob ein Unternehmen erfogreich ist oder nicht, hat damit überhaupt nichts zu tun. Oder glaubst Du allen Ernstes, beim Marktführer Nokia wären Mitarbeiter und Kunden tatsächlich mehr als Nummern in Datenbänken? Gaubst Du das? Dann träum weiter.

> Hier im Ländle gibt es noch sehr viele Alt-Unternehmer, die ihren
> Job von Picke auf gelernt haben, die für ihre Mitarbeiter da sind,
> die sogar mal in die Produktion gehen und mit den Leuten sprechen.

Ich kann getrost darauf verzichten, den obersten Boss alle paar Tage an der Backe zu haben, der dann einen auf Kumpel macht. Der soll seinen Job machen. Wenn der in der Produktion rumläuft, verpasst er höchstens eine Gelegenheit auch meinen Arbeitsplatz etwas sicherer zu machen.

> Viele dieser Firmen bezahlen übertariflich und es geht ihnen
> verdammt gut obwohl ganz Deutschland jammert...

Viele der Konzerne mit den ach so bösen Managern, über die Du so gern pauschal ablästerst (es gibt nicht nur Ackermänner), bezahlen ebenfalls (teils weit) über Tarif. Da gehts mal mehr, mal weniger gut. Was "verdammt gut" bedeutet, liegt im Auge des Betrachters und somit nicht zuletzt daran, wem gegenüber sich der Verantwortliche zu verantworten hat. Es gibt einen riesigen Unteschied zwischen Familienunternehmen, wo der Eigentümer der Chef ist und nur sein Unternehmen und seine Lebenshaltung finanzieren will, ober ob man Aufsichtsratschef einer großen AG ist. Der Erste findet es wahrscheinlich schon verdammt gut, wenn die Bude einfach nur rund läuft. Der Letzte muss für jedes Quartal erneut die Aktionäre motivieren. Dafür reicht eine nur rund laufende Bude nun mal nicht aus.

Tja, und last but not least hats auch was mit Preisen zu tun. Spätestens seit der Handel nicht blöd und geil auf Geiz ist, werden Herstellern Abgabepreise aufdiktiert, die nur durch exessive Sparpolitik zu realisieren sind. Dieses Preisdiktat fängt beim Rohstofflieferanten an und hört beim Teilezulieferer längst nicht auf. Da kostet jedes weiter x% auf alles Arbeitsplätze in mehr als einem Betrieb. Aus diesem Sparzwang resultieren dann auch auf den ersten Blick stümperhaft erscheinende Entscheidungen.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

04.04.2006, 23:24 Uhr

aPEX
Posts: 4692
Nutzer
Mag sein das meine Sichtweise beschränkt wirkt, aber das bei mir sind persönliche Erfahrungen eines Servicetechnikers der die Runterwirtschaftung der Kommunikationssparte bis fast zum Ende miterlebt hat. Angefangen habe ich in einem erfolgreichen sozialen Konzern, am Ende war es nach 10 Umstrukturierungen ein richtig kundenfeindlicher Konzern, mit dem gerade die Unternehmen aus dem "Ländle" nichts mehr zu tun haben wollten.

Über die Misstände und vorallem Mitarbeitermotivation und die Auswirkungen auf den Kunden könnte ich dir ein ganzen Buch schreiben, grrrr. :D ;)
--
cu, aPEX
:commo: http://www.a1k.org - Die Amiga Community :commo:


[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

05.04.2006, 08:42 Uhr

DrNOP
Posts: 4118
Nutzer
Zitat:
Original von Maja:
Der Letzte muss für jedes Quartal erneut die Aktionäre motivieren.

Wäre es nicht vielleicht sinnvoller für das Unternehmen, wenn er statt dessen die Mitarbeiter motiviert? Die Aktionäre bringen weder Umsatz noch erledigen sie Arbeit.
--
Es gibt keine Notbremse für all den technischen Humbug, mit dem wir unsere Zeit vertrödeln.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

05.04.2006, 09:37 Uhr

aPEX
Posts: 4692
Nutzer
Zitat:
Original von DrNOP:
Wäre es nicht vielleicht sinnvoller für das Unternehmen, wenn er statt dessen die Mitarbeiter motiviert? Die Aktionäre bringen weder Umsatz noch erledigen sie Arbeit.


Aber nur noch die Aktionäre zählen... Die Techniker beim Siemens sind die letzten Jahre regelrecht ausgeblutet worden (keine Schulungen, immer weniger Geld usw.), die haben beim Kunden ein Gesicht gemacht... teilweise war der Techniker ja schon 10 Jahre und mehr für diesen Kunden zuständig und wenn dann der Kunde mitbekommt was die Firma mit den Mitarbeitern macht, hat er auch kein Bock mehr weiter Kunde vom Siemens zu sein... so fängt ein langsamer Abstieg an.

Alles fängt beim Mitarbeiter an und hört dort auf. Unterbezahlte, schlecht motivierte Mitarbeiter bringen weniger Leistung, als jemand der zu der Firma steht und dem der Job Spass macht.

Meine Freundin macht bei HP gerade das Geschäft von 4 Leuten, die im letzten halben Jahr abgebaut wurden (weil zuviele!!!), hat Überstunden, da könnte man monatelang in Urlaub gehen... unter so einem Druck und Stress zu arbeiten, da leiden viele drunter, im Endeffekt auch mal wieder der Kunde der eigentlich GUTEN Service erwartet...

Und wenn er schon in Deutschland keinen guten Service und keine gescheite Ware bekommt (Siemens Telefonanlagen die in Brasilien gefertigt werden und nicht mehr in Witten/Deutschland -> kamen beim Kunden total defekt an, also nochmal mind. 1 Monat warten), was hindert den Kunden daran billige Fernostware (Telekommunikationssektor) zu kaufen, wo er schon keinen Support/Service erwarten muss...

--
cu, aPEX
:commo: http://www.a1k.org - Die Amiga Community :commo:


[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

05.04.2006, 09:48 Uhr

Han_Omag
Posts: 1458
Nutzer
Zitat:
Original von DrNOP:
Zitat:
Original von Maja:
Der Letzte muss für jedes Quartal erneut die Aktionäre motivieren.

Wäre es nicht vielleicht sinnvoller für das Unternehmen, wenn er statt dessen die Mitarbeiter motiviert? Die Aktionäre bringen weder Umsatz noch erledigen sie Arbeit.
--
Es gibt keine Notbremse für all den technischen Humbug, mit dem wir unsere Zeit vertrödeln.


Die Aktionäre bringen das Kapital. Wenn du die nicht bei der Stange hälst, ziehen sie sich zurück, und du hast mal einen Managerposten gehabt, weil soeben dein Unternehmen von jemand anderem, der nur auf fallende Börsenkurse gewartet hat, übernommen wurde. Danach wird deine Bude zerschlagen, ausgeschlachtet usw.
Was wird dann aus deinen "human resources"?

Seit man Unternehmen nicht mehr "bar" bezahlen muss, sondern auch durch Aktientausch übernehmen kann, ist so mancher Konzern bedroht, von dem man das nie erwartet hätte. Siehe Vodafone - Mannesmann. Vergleiche die beiden mal zum Zeitpunkt der Übernahme. Was hatte Vodafone denn zu volkwirtschaftlich zu bieten, ausser Aktien?
--
Wir haben Augen, doch wir schauen nicht hin.
Wir haben Ohren, doch wir hören nicht zu.
Wir haben einen Mund. Damit reden wir ohne Unterlass
und doch sagen wir nichts.

Der Zeitreisende

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

05.04.2006, 10:05 Uhr

Han_Omag
Posts: 1458
Nutzer
@aPEX:

Das ist alles richtig, aus deiner Sicht.
Du vergisst nur eines. Du bist selbst so ein Kunde!
Hast du je einen Amiga Mitarbeiter gefragt, wie er sich fühlt, wie es um seine berufliche Zukunft aussieht? Nein? Das hindert dich aber nicht daran, am Amiga festzuhalten. Mehr als 90% der Kunden erfahren nie, was sich in so einem Unternehmen hinter den Kulissen abspielt, und es interessiert sie auch nicht wirklich. Kann man das Produkt günstig kaufen und ist der Support "vermeintlich" gesichert, spielen andere Überlegungen keine wirkliche Rolle. Ich jedenfalls gebe zu: wenn ich ein Produkt kaufen will, egal was für eins, habe ich noch nie gefragt, wie sich die Mitarbeiter des Herstellers fühlen. Ist das bei dir anders? Weist du, wie sich die Mitarbeiter von Müller-Milch, deinem Wurstproduzenten oder deinem Bäcker fühlen? Bestenfalls kannst du dem Gesicht der Verkäuferin ansehen, wie die sich gerade fühlt, aber interessiert dich das?
--
Wir haben Augen, doch wir schauen nicht hin.
Wir haben Ohren, doch wir hören nicht zu.
Wir haben einen Mund. Damit reden wir ohne Unterlass
und doch sagen wir nichts.

Der Zeitreisende

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

05.04.2006, 10:35 Uhr

Borut
Posts: 674
Nutzer
Zitat:
Original von DrNOP:
Zitat:
Original von Maja:
Der Letzte muss für jedes Quartal erneut die Aktionäre motivieren.

Wäre es nicht vielleicht sinnvoller für das Unternehmen, wenn er statt dessen die Mitarbeiter motiviert? Die Aktionäre bringen weder Umsatz noch erledigen sie Arbeit.
--
Es gibt keine Notbremse für all den technischen Humbug, mit dem wir unsere Zeit vertrödeln.


Zum Mitarbeitermotivieren sind die Abteilungsleiter da. Die Manager haben zwar indirekt auch die Aufgabe aber mehr der direkte Vorgesetzte.


--
mfg Borut

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

05.04.2006, 10:41 Uhr

Borut
Posts: 674
Nutzer
Am effektivsten sind sowieso Klein- bis mittelgrosse Unternehmen.
Da gibts weniger teils unnütze Administration und weniger solche Leute die nur mitgetragen werden.
Da weiss man was in der Regel der andere macht. Man kommuniziert mit jedem - man arbeitet miteinander.
In grossen Unternehmen gibt es immer mehr Grabenkämpfe zwischen den Abteilungen - kaum jemand hat ein Bild wie es ganzheitlich funktioniert.

My 2 Cents.
--
mfg Borut

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

05.04.2006, 11:21 Uhr

Archeon
Posts: 1810
Nutzer
Davon kann ich ein Lied singen. Normal ist das Arbeiter bzw Angestellte miteinander zusammen arbeiten. Aber leider herscht ein
Grabenkampf um die eigenene Jobsicherheit.
Zwar sind keine Entlassungen in Sicht, aber die Angst doch einer der zu werden ist gross.
Stimmt es nicht das viele Arbeitslosen mittlerweile im Ausland ihren Job suchen und gefunden haben. Ich habe manchmal das Gefühl das Deutschland zerstreut werden soll.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

05.04.2006, 20:02 Uhr

Gonozal
Posts: 778
Nutzer
Hi,

Zitat:
Original von DrNOP:
Die Aktionäre bringen weder Umsatz och erledigen sie Arbeit.


Die Aktionäre stellen dem Unternehmen Geld zur Verfügung. Geld, dass sonst für große Projekte nicht aufgetrieben werden könnte.
Von daher sollte man sich schon auch um die Aktionäre kümmern.
Aber eben nicht nur...

Wobei das Management blöderweise den Gesellschaftern (z.B. Aktionären) dirkekt Rechenschaft schuldig ist und der Belegschaft eben nicht. Damit sind Managerprioritäten klar.

Tschüs,
Gonozal.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

05.04.2006, 22:47 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@aPEX

Ich würde deine Sichtweise nicht als beschränkt bezeichnen. Die Sichtweise eines jeden Menschen wird von dessen eigenen Erfahrungen geprägt und davon, welche weiteren Informationen wie berücktsichtigt werden.

Das Thema ist sehr viel komplexer. Bleiben wir zuerst mal bei den Managern großer Konzerne. Die sind - wie hier schon richtig geschrieben wurde - nicht dafür da, Mitarbeiter in den Betrieben des Konzerns zu motivieren. Dafür hat jeder Betrieb im Konzern Geschäftsführer, Betriebsleiter und die mittlere Führungsebene (die Abteilungsleiter).

Jene, die sich häufig leider auch nur darauf beschränken, über die unverständlichen Entscheidungen der Manager zu jammern, anstatt ihren Job zu machen. Aber das nur am Rande.

Manager stehen für das Ganze, für den Konzern. Manager sind in der Regel Betriebswirte, die von Produktentwicklung, Produktion und Herstellungsverfahren nichts wissen. Das müssen sie auch nicht. Sich darum zu kümmern, ist auch nicht deren Aufgabe. Die einzige Aufgabe eines Managers ist es, dafür zu sorgen, dass der Konzern als Ganzes profitabel läuft. Dazu gehört es nun mal auch, unrentable Bereiche und Sparten zu sanieren oder ganz abzustossen.

Ich bin dabei jedoch der Ansicht, dass man dann auch mal die Geschäftsführer, Betriebsleiter und mittleren Führungsebenen fragen sollte, warum dieser Bereiche, diese Sparten überhaupt erst so unrentabel geworden sind. Ist ja nich so, als wäre das ein Naturgesetz.

Ich brachte bei Deinen Klagen über unwerständlich erscheinende Entscheidungen und Stellenabbau den Handel ins Spiel. Darauf bist Du nicht eingegangen. Das aber ist ein entscheidender Faktor in diesem "Spiel". Welcher Abgabepreis noch akzeptabel ist, wird lange vor dem Endkunden im Laden von den großen Handelsketten vorgegeben. Sicherlich sind Dir die nicht enden wollenden Aktionen mit immer irrwitziger erscheinenden "Preisnachlässen" bekannt. Werbung ist eigentlich nur noch bunt, laut, knallig und dreht sich besonders im Bereich Unterhaltungselektronik ausschliesslich nur noch um den Preis. Wo früher mit Produktmerkmalen geworben wurde und es darum ging, sich durch die besseren Produkte von der Konkurrenz abzuheben, geht es heute nur noch darum glaubhaft zu machen, der billigste Anbieter zu sein.

Man muss sich dabei fragen, wie diese Preise zustande kommen. Mal ungachtet der Frage, ob die Aktionspreise der großen Handelsketten bei Licht betrachtet wirklich billig sind. Preise fangen dort an, wo Produkte hergestellt werden.

Für ein profitables Unternehmen braucht es ausreichenden Umsatz (Einnahmen in Euro und Cent). Früher war es relativ einfach möglich, steigende Kosten über die Erhöhung der Abgabepreise zu kompensieren. Das ist heute nur noch bedingt, in manchen Bereichen gar nicht mehr möglich. Das bedeutet: Steigende Kosten bedeuten sinkenden Umsatz, wenn der Absatz nicht gesteigert werden kann. Man ist auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, möglichst billig anbieten und dabei möglichst viel verkaufen zu können. Bedenke bitte dabei, das Kosten nicht nur Personalkosten sind. Personalkosten aber die einzige Kostenart ist, auf die in vielen Unternehmen noch eingewirkt werden kann. Ständig steigenden Energie und Rohstoffkosten kann man meist nicht beeinflussen.

Der Wind bläst den Herstellern in Deutschland aus verschiedenen Richtungen ins Gesicht. Zum Einen wartet der Großhandel mit immer neuen Forderungen nach Preisnachlässen auf. Und da kann schon die Forderung nach 5 Euro Preisnachlass für z. B. jedes abgenommene TFT-Display in einer Charge von - sagen wir mal - 10.0000 Geräten zu einem gewaltigen Problem in der Bilanz werden. Zum Anderen ist da die Konkurenz aus Fernost, die zurzeit immer massiver werdend China heißt. Mit Herstellungskosten im Bereich von weniger als 10 Prozent der Kosten in Deutschland, hat man da einen "Gegner", dem mit konservativen Mitteln nicht beizukommen ist.

Nichts gegen die Chinesen. Auch die Menschen dort haben ein Recht auf einen Arbeitsplatz und mintestens dasgleiche Recht auf ein Leben in Wohlstand wie wir hier.

Ferner lebt Produktion in Deutschland nicht nur von Verkauf in Deutschland. Ein großer Teil der hier produzierten Waren wird exportiert. Exportiert in Länder, in denen Abgabepreise zum Teil noch niedriger sein müssen als hier. Ein Grund für viele Verlagerungen. Es soll marktnah Produziert werden, wo auch verkauft wird. Mit den Kosten, die zu den dortigen Preisen passen. Ich schäzte, als Manager würdest Du es nicht anders machen. Du könntest es gar nicht anders machen.

Die Folge aus all dem für uns ist, das Kosten sich nicht mehr so wie in der Vergangenheit über Abgabepreise finanzieren lassen. Wer seine Abgabepreise zu oft erhöht läuft Gefahr, Kunden (hier den Großhandel und den Export) zu verlieren. So bleibt nur der Weg, Umsätze über steigenden Absatz (mehr Verkauf) stabil zu halten und ggf. zu steigern. Was in Deutschland aber offenbar nicht mehr möglich ist.

Zu Deinen vertändlichen Klagen über mangelnden Kundendienst. Service am Kunden ist personalintensiv und verursacht unverhältnismäßig hohe Kosten, weil hier keine Wertschöpfung stattfindet. Kosten, die in den Abgabepreisen verrechnet werden müssen. Jedes "zu viel" an Kundendienst bedeutet ein zu wenig an Flexibilität in der Preisgestaltung. Da könnten sie noch drin sein, die fünf Euro pro Gerät, die der Handel nicht mehr zahlen will.

Am Ende der Kette steht der Endkunde. Wir. Auf den ersten Blick profitierne wir von dieser negativen Preisdynamik. Wir nehmen die Tiefpreisanktionen gerne an. Wir schauen, dass wir beim Einkauf nicht "zu viel" bezahlen. Derzeit wird diese Schnäppchenjagd gern auch damit erklärt, dass private Haushalte die steigenden Kosten für Energie kompensieren müssen. Ein verständliches Argument. An dem Punkt sind wir aber nicht besser als jeder Manager. Am Endes des Tages sind es jedoch wir, die durch massiven Abbau von Arbeitsplätzen in diesem Spiel die Verlierer sind.

Wer hat den schwarzen Peter dabei? Diese Frage ist, wenn überhaupt, nur schwer zu beantworten. Man kann dabei genau genommen keinem der Beteiligten ernsthaft einen Vorwurf machen. Jeder, die Manager, der Handel, die Endkunden, "dienen" dem System der Marktwirtschaft und folgt dessen "Gesetzen".

Was bleibt ist die Folge, dass das druchschnittliche Preisniveau in diesem Land nüchtern betrachtet längst nicht mehr zum durchschnittlichen Einkommensniveau passt. Banal betrachtet gibt es nur zwei mögliche Wege der Lösung. Entweder Preise rauf oder Einkommen runter. Da Martwirtschaft nun aber auch eine sehr emtionsgeladene Geschichte ist (so albern das jetzt klingen mag), ist Beides nicht vermittelbar. Bei Preise rauf befürchten die einen sinkenden Absatz, der in der heutigen Zeit ohne groß darüber nachzudenken instinktiv mit sinkendem Umsatz assoziiert wird. Bei Einkommen runter sichten andere voklsweite Verarmung.

Freschweg behaupte ich mal, Beides würde in der empfundenen Dramatik nicht zutreffen. Beim Thema Umsatz bin ich sogar gegenteiliger Meinung. Da ist viel Tunneldenken dabei.

Ein dritter Weg, ist Kostensenkung über die Abkopplung der Kosten für die sozialen Sicherungssysteme vom Faktor Arbeit. Ohne jetzt darüber philosophieren zu wollen, wie lange es dauern würde, bis der positive Effekt für die Wirtschaft daraus aufgebraucht sein wird. An dem Punkt passiert zu wenig. Leider traut sich niemand so recht, dieses Ziel mit der nötigen Konsequenz zu verfolgen. Was im übrigen auch verständich ist. Das ist ein sensibles Thema und mindestens ebenso emotionsgeladen wie das Thema Einkommen. Wer lädt sich schon gern den massenhaften Unmut der Wählerschaft auf, um schmerzhafte, aber leider notwendige echte Reformen durchzusetzen, die frühestens in der übernächsten Legislaturperiode Wirkung zeigen würden.

Ein weiteres "Problem" der deutschen Wirtschaft sind die enormen Möglickeiten moderner Kommunikationstechniken.

Was wir hier haben ist nicht erst gestern passiert. Diese Situation ist über Jahrzehnte gewachsen. Offenbar ohne dass sich jemals jemand die Frage gestellt hat, wohin das wohl führen wird und was man tun kann, den möglichen negativen Folgen zu begegnen. Jahrzehntelang haben wir sehr gut von der Tatsache gelebt, dass weltweite Kommunikation nur eingeschränkt möglich und dabei sehr teuer war, weshalb u.a. der Großhandel eben nicht mal kurz in z. B. Japan nachfragen konnte, was das TFT-Display dort kostet. Das hat man sich schon wegen der Kommunkationskosten vorher überlegt. Für vieles, vorallem für den wichtigen visuellen Eindruck vom Produkt, musste man noch vor nicht allzu langen Zeit hinfahren oder sich Muster liefern lassen. Das hatte nicht nur Zeit gekostet.

Jetzt haben wir "plötzlich" eine global vernetzte Welt, in der es einfach und kosentgünstig möglich ist, Informationen jedeweder Art, in Wort, Bild und Ton zeitnah zu transportieren, ja sogar in Realzeit in Ton und Bild zu kommunizieren. Liberalisierte Märkte räumen die letzten Schranken aus. Ja, Billiganbieter aus Fernost dürfen ihre Waren in Deutschland verkaufen. Ob uns das nun gefällt oder nicht. Worüber zu Beschweren wir als Endverbraucher die letzten sein sollten. Schließlich profitieren wir als Solche davon. Das ist zwar recht kurz gedacht, aber deswegen nicht weniger real.

Und obwohl Deutschlands Wirtschaft für Hersteller schon seit min. 15 Jahren keine Insel der Glückseligen mehr ist, tun wir immer noch so, als wäre sie das noch. Tun wir immer noch so, als wären wir allein auf dieser Welt. Glauben wir immer noch, als wäre es möglich, das Problem einer weltweit stärker werdenden Konkurrenz (die so gewollt war) allein mit lokal begrenzten Maßnahmen zu lösen.

Yoh, das war jetzt wieder lang geworden. :)


[ Dieser Beitrag wurde von Maja am 05.04.2006 um 22:49 Uhr geändert. ]

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

06.04.2006, 08:21 Uhr

Gonozal
Posts: 778
Nutzer
Moin,

ich kann Maja nur zustimmen.

Einen Punkt an dieser Stelle noch von mir:

Wenn die (Mitte-) Politik und die produzierenden Betriebe in D argumentieren, so reden sie immer von dem zu hohen Einkommen in D.
Der Handel (und die Bürger) leiden aber an zu niedrigem VERFÜGBAREN Einkommen.
Die verfügbaren Einkommen sind z.B. in USA höher, weil Sozialabgaben, Steuern und Fixkosten für z.B. Energie, viel niedriger sind als hier.
Mit dem Effekt, dass es dem US-Handel (wie der Wirtschaft insgesamt) weit besser geht als in D.
Und wir als Exportweltmeister ohne die hohen verfügbaren Einkommen in USA noch schlechter dastehen würden.

Das ist meiner Meinung nach der Knackpunkt. Sinkendes verfügbares Einkommen seit Jahren. Die Bürger können nicht mehr anders als billig und damit auch der Handel. Und damit wieder die Industrie. Und wenn man sieht, dass der Staat alleine etwa 750 Mrd. Euro im Jahr der Volkswirtschaft entzieht (von ca. 2 Billionen Euro), dann braucht man sich nicht wundern. Dazu kommen noch die Rekordgewinne für die Energieversorger usw.

Der verstärkte internationale Wettbewerb setzt dem ganzen dann noch die Krone auf. Wobei dieser nicht das Hauptproblem ist. Freihandel funktioniert in beide Richtungen. Und wir profitieren auch von chinesischen Markt. Nicht nur anders herum.

Tschüs,
Gonozal.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

06.04.2006, 19:27 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@Gonozal:

Auch in den USA steigen Energiekosten. Der Liter Heizöl lag dort im vergangenen Winter bei umgerechnet 0,80 Euro, und somit deutlich höher als hierzulande. Solche Öl-Preise sind für US-Amerikaner etwas völlig Neues für einen Stoff, der für sie all die Jahre quasi "aus dem Hahn sprudelte". Die sonstigen Lebenhaltungskosten sind dort im Schnitt jedoch niedriger als hier. Dem gegenüber steht aber auch ein entsprechend niedrigeres Duchschnittseinkommen. Unterm Strich, im Vergleich Einkommenshöhe und Lebenhaltungskosten, hat ein durchschnittlicher US-Amerikaner auch kein höheres Realeinkommen als der Durchschnitt in Deutschland. Ein Arbeitnehmer in den USA verdient im direkten Vergleich zum gleichen Arbeitsplatz in Deutschland nicht mehr, sondern umgerechnet weniger als sein deutscher Kollege. Real, also gemessen in Kaufkraft bleibt sich das im Vergleich Deutschland und USA ungefähr gleich, was den alltäglichen Bedarf betrifft.

Doch zurück zu uns. Man muss vielleicht noch stärker differenzieren, um sich klar zu machen, was das mit uns passiert. Bleiben wir beim Bereich Unterhaltungselektronik. Genau betrachtet ist das, was uns hier als "billig" verkauft werden soll, überhaupt nicht so billig, wenn man die für, mittlerweile fast durchweg in Billiglohnländern hergestellten, Waren anfallenden Produktions- und Logistikkosten berücksichtigt. Da sind nach wie vor saftige Gewinnspannen vorhanden. Daran gemessen ist der Werbeslogen, "Lalala lass dich nicht verarschen", der suggerieren soll, der Anbieter würde sich hier zugunsten des "geliebten" Kunden in besondere Bescheidenheit hüllen, nichts weiter als Hohn und Spott in Richtung Verbraucher.

Das soll kein Vorwurf gegen die so Werbende Marktkette sein. Gewinn muss sein und jeh mehr desto besser auch für die Mitarbeiter dieser Märkte. Nur sollte nicht als billig beworben werden, was nun mal nicht billig ist.

Im Bereich Textilien sieht es nicht anders aus. Abgesehen davon, dass dort (noch) nicht so agressiv geworben wird.

Wie diese Preise zum Teil erreicht werden, unter welchen menschenunwürdigen und häufig lebensbedrohlichen Bedingungen die Produkte hergestellt werden, steht auf einem anderen Blatt. Ganz besonders in der Textilindustrie finden sich katastrophale Zustände. Deutschlands geiler Geiz wird anderenorts sehr teuer erkauft.

Hier nur mal ein Beispiel, was z. B. T-Shirts für nur 1,99 Euro in Wahrheit kosten: http://www.oneworld.at/cck/start.asp?showmenu=yes&fr=&b=31&ID=10566

Ich hoffe Du kannst mir verzeihen, wenn ich vor diesem Hintergrund das Klagen über sinkende Realeinkommen in unserem Land nicht mehr ganz so dramatisch sehen kann und mir viel lieber wünsche, dass T-Shirts wieder 5,99 oder 6,99 Euro kosten würden, wodurch diese Menschen auch ihre Chance auf ein menschenwürdiges Leben bekommen würden.

Wie schon geschrieben. Deutschland ist keine Insel. Die Probleme lassen sich nicht national lösen.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]


-1- 2 3 [ - Beitrag schreiben - ]


amiga-news.de Forum > Get a Life > Mit 35 zu alt für einen neuen Job [ - Suche - Neue Beiträge - Registrieren - Login - ]


.
Impressum | Datenschutzerklärung | Netiquette | Werbung | Kontakt
Copyright © 1998-2024 by amiga-news.de - alle Rechte vorbehalten.
.