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amiga-news.de Forum > Get a Life > Rotkäppchen aus der Sicht eines Chemikers [ - Suche - Neue Beiträge - Registrieren - Login - ]

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20.06.2006, 13:39 Uhr

amilate
Posts: 193
Nutzer
Fuer das aus der Reaktion eines unbekannten Chemikers mit seinem weiblichen
Reaktionspartner, der im folgenden kurz mit dem Trivialnamen Mutter
bezeichnet wird, hervorgegangene Produkt hat sich in der internationalen
Nomenklatur der Name 'Rotkäppchen' allmählich durchgesetzt, das das seinen
Kopf bedeckende Kunstfasergewebe mit dem roten Phenazinfarbstoff Safranin
gefäbt war. Aus einer Veröffentlichung in Carnevalistica Chimica Acta 11,11
entnahm die Mutter, daß der weibliche Reaktionspartner der Reaktion, bei
der sie ihrerseits gebildet worden war - im folgenden mit Großmutter
bezeichnet - einem Angriff von Stoffwechselprodukten von Bakterien
ausgesetzt war. Die Großmutter reagierte exotherm, was an einer negativen
Reaktionswärme zu erkennen war, die von ihrer Oberfläche an die sie
umgebende Gasphase abgegeben wurde. Zur Erhöhung ihrer Aktivierungsenergie
hatte sich die Großmutter auf einem sonst zu Reacrationszwecken des
menschlichen Körpers dienenden Gestell ausgebreitet. Die Mutter entnahm
ihrer Chemikaliensammlung einige Flaschen mit Reagenzien , die geeignet
waren, die schädlichen bakteriellen Stoffwechselprodukte nebst ihren
Präparatoren aus der Großmutterlauge auszufällen. Die Reagenzien verpackte
sie bruchsicher in einem mit Holzwolle ausgekleidetem Traggestell und
beauftragte Rotkäppchen, dieses zur Großmutter zu befördern, es ermahnend,
nicht das durch silikatische Gesteinsstuecke befestigte Wegesystem zu
verlassen.

Durch Anthocyaninfarbstoffe enthaltende Bluetenblätter ließ es sich doch in
die Cellulose-Lignin-Chlorophylll-Vorräte links und rechts der Wege locken.
Dort begegnete es einem entlaufenen Versuchstier des
physiologisch-chemischen Institutes namens Wolf. Dieses pruefte eingehend
die Reagenzien und erkundigte sich nach ihrem Verwendungszweck. Der Wolf,
der nach einer Substanz suchte, um in seiner Verdauungsapparatur einen
neuen Ansatz fahren zu können, kam auf den Gedanken, dazu Großmutterfleisch
als geeignetes Substrat zu verwenden. Er legte rasch den Weg zur Großmutter
zurueck. Da das Tier annahm, daß Großmutterfleisch leicht oxydierbar sei,
legte es auf schnelles Arbeiten wert und verwendete nicht wie bei frueheren
Reaktionsansätzen die von ihm entwickelte Fleischzerkleinerungsapparatur,
die nach ihrem Erfinder auch Fleischwolf genannt wird, sondern zwängte die
Großmutter in einem Stueck in seinen Weithalskolben. Da sich der
angreifenden Säure jetzt nur eine geringe Oberfläche bot, war die
Reaktionsgeschwindigkeit natuerlich sehr niedrig, und der Wolf legte sich
auf ein von vier Stativen gehaltenes Liegegestell. Um Wärmeverluste an die
Umgebung zu vermeiden, isolierte er sich mit Kleidung und Federbett der
Großmutter. Das Rotkäppchen, das bald eintraf, identifizierte den Wolf
infolge zu oberflächlicher Analysemethoden als Großmutter. Es begann
vorsichtig, den aliquoten Teil einer mitgefuehrten Reagenzlösung in den
vermeintlichen Großmutterhals einzupipettieren. Der Wolf, der wegen der
Reaktionshemmung in seinem Magen dringend einen Katalysator benötigte,
glaubte diesen unter den Reagenzien zu erkennen und fuellte sie alle in
sich hinein, einschließlich Rotkäppchen und der ganzen Flasche
Barbitursäurederivat, das der Großmutter eigentlich als Schlafmittel hätte
dienen sollen.

Zur Erklärung dieses experimentellen Fehlers sei bemerkt, daß er mit
sauberem präparativen Arbeiten nicht vertraut war. Die danach zu erwartende
Wirkung trat schnell ein. Der aufsichtsfuehrende Chemiker, der vom Institut
ueber das Entlaufen des Versuchstiers informiert worden war, fand den Wolf
in diesem Zustand vor. Durch starkes Stoßen in der Bauchapparatur wurde er
auf eine vorschriftswidrige Beschickung aufmerksam. Er öffnete die
Apparatur und konnte Großmutter und Rotkäppchen ziemlich intakt entnehmen.

Sie waren kaum angeätzt. Den Wolf, dessen Außenwände durch das starke
Stoßen schon Spruenge aufwiesen, zertruemmerte er vollständig und warf ihn
auf den Abfallplatz. Die beiden isolierten Substanzen wurden durch die
plötzliche Lichteinstrahlung in einen angeregten Zustand versetzt. Die
schüssige Energie wurde in Form von Translations-, Rotations- und
Oszillationsbewegungen abgegeben. Der Vorfall wurde in einer Zuschrift an
die Herausgeber von Grimms Annalen der Chemie veröffentlicht.
--
Krieg ist Frieden
Freiheit ist Sklaverei
Unwissenheit ist Stärke

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21.06.2006, 14:57 Uhr

Gutzi
Posts: 1712
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Wow, könnte glatt aus meiner Abschlussprüfung stammen :)
--
:bounce: Gutzi :bounce:

Neu!

http://www.familie.gutzwiller.name

Jetzt noch schlechter....
Augenkrebs und Brechkrämpfe garantiert.

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