amiga-news ENGLISH VERSION
.
Links| Forum| Kommentare| News melden
.
Chat| Umfragen| Newsticker| Archiv
.

amiga-news.de Forum > Get a Life > Scheiss Manager, jetzt ist NOKIA dran... [ - Suche - Neue Beiträge - Registrieren - Login - ]

Erste 3 4 5 6 7 -8- 9 [ - Beitrag schreiben - ]

26.01.2008, 00:16 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@t2skynet:

Wo hätten die Nokia-Beschäftigten in Bochum denn ohne Subventionen in den vergangenen 20 Jahren arbeiten sollen?

Dieser Standort in Bochum wurde afaik Ende der 1940er von der Graetz KG gegründet. Die Mittvierziger unter uns werden sich noch an Graetz Radios und Fernseher erinnern könenn. Graetz wurde 1961 von der Standard Elektrik Lorenz AG ( heute Alcatel) übernommen, die zum US-amerikanischen Konzern "International Telephone and Telegraph Company" gehörte. Bis in die späten 1980er war das eine Produktionsstätte für den Bereich Audio Video. 1987 übernahm Nokia diesen Unternehmensbereich. Seit 1989 werden dort Handys produziert. Das bedeutet, Nokia hat dort innerhalb von 2 Jahren die komplette Produktion von Radio, TV auf Handys umgestellt, was wiederum bedeutet, dass Nokia dort ein Vielfaches der erhaltenen Subventionen investiert hat. Doch ohne diese Subventionen hätten die Leute ihre Jobs wahrscheinlich schon 1987 verloren. So aber hatten sie weitere 20 Jahre Arbeit und ein gesichertes Einkommen, statt sofort auf der Straße zu stehen, weil ein nicht minder Profit orientierter US-Konzern sich dazu entschlossen hatte, einen ganzen Unternehmensbereich an ein branchenfremdes, finnisches Unternehmen zu verkaufen.

Und nun erzielt Nokia geschätzte 60% seines Absatzes in Schwellenländern mit niedrigpreisigen Geräten, während Preise und Absätze in Hochlohnländern stagnieren, und hat die Wahl, mittelfirstig einer Reduzierung der Gewinne zuzusehen oder einen Standort in Deuschland in einem Hochlohnland zu schließen, dessen Kosten für diese Absatzverteilung auf Dauer nun mal zu hoch sind. Wer der Meinung ist, man müsse auf andere Länder scheißen, der kann auf der anderen Seite von einem Konzern mit Muttersitz im Ausland kaum erwarten, dass er eine zu erwartende Verschlechterung seiner Geschäftsergebnissse zulässt und somit seinen Aktionären schadet, um in Deutschland Arbeitsplätze zu erhalten. Und da in Deutschland für einen noch lukrativen Standort keine prophylaktische Kostensenkung erreicht werden kann (Abweichung vom Flächentarif), sondern dass erst möglich ist, wenn bereits über längere Zeit Verluste geschrieben wurden, blieb Nokia aus unternehmerischer Sicht nichts anders übrig, als die Bude zuzumachen. Davon kann man halten was man will. Ändern kann man es nicht.

So. Und nun frage ich mal in die Runde der Romantiker hinein. Warum hat denn 1987 kein Deutsches Unternehmen die Audio Video Sparte von der "International Telephone and Telegraph Company" gekauft und staatlich subventioniert auch hohe Summen eigenes Geld in die Hand genommen, um daraus eine Produktionsstätte für einen ihrer Geschäftsbereiche zu machen und somit in Arbeitsplätz in Deutschalnd zu investieren? Dass das durchaus gewinnbringend möglich war, hat Nokia bewiesen. Die späten 1990er waren die Phase, in der innländische Unternehmen anfingen, zunehmend Arbeitsplätze in großer Zahl ins billigere Ausland zu verlagern. Damals fing Indien an, als Standort von großem Interesse zu sein. Ausgerechnet da kommt ein finnischer Konzern und erhält und sicher hier langfristig Arbeitsplätze. Ja, diese Welt ist verrückt.

Wir müssen nach uns schauen? Richtig. Wir müssen schauen, dass wir den Anschluss nicht verlieren. Mit Beklagen und Anklagen wird das nicht gelingen. Es wird auch nicht reichen, der Politik alle Schuld zuzuweisen. Der einzige Bereich, in der Politik aktiv Arbeitsplätze schaffen kann, ist der öffentliche Dienst und Inverstitionen in öffentliche Gebäude und Infrastruktur. Unternemen wie Nokia existieren von privatem Konsum. Die rücken dort näher heran, wo sie den meisten Umsatz erzielen können.

Das war nie anders. Warum wuchs denn hier nach Gründung der BRD eine Fabrik nach der anderen aus dem Boden? Aus irgendeiner sozialen Verantwortung heraus? Sentimentaler Unsinn. Weil die Nachfrage nach Produkten nach den Jahren der Entbehrungen im Krieg ständig stieg. Weil man hier massig Kohle machen konnte und es noch keine Alterantiven wie Billiglohnänder gab! Und weil rasanter, technischer Fortschritt nicht nur mit neuen Produkten, sonderen mit echten Innovationen die Nachfrage noch zusätzlich ankurbeln konnte. Nur leider ist das nicht erst seit gestern vorbei. Hier findet Konsum überwiegend nur noch über Austausch statt. Blöderweise ist gerade dabei hochwertige Qualität kontraproduktiv. Denn was länger hält, wird seltener neu gekauft. Dem steht gegenüber, dass besonders in Zeiten, in denen vom Verbraucher Niedrigstpreise gefordert werden, Unternehmen Gewinne nur noch über Absatzsteigerungen erzielen bzw. erhöhen können.

Das soll kein Aufruf sein, morgen alle Läden leer zu kaufen. Das ist nur eine bewertungsfreie Darstellung der Zusammenhänge. Und das ist - verdammt noch mal - Sinn und Zweck eines Unternehmens in der freien Wirtschaft: Gewinnmaximierung. So und nicht anders hat Wirtschaft von Anfang an funktioniert. Neu ist nur, dass eigentlich kein Konzern mehr von einem deutschen Markt abhängig ist. Weshalb die Skrupel, auch harte Entscheidungen zu treffen, zunehemend sinken.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

26.01.2008, 15:04 Uhr

AndreasM
Posts: 2478
Nutzer
Zitat:
Original von t2skynet:
Grenze nähern und nicht ständig Angst um UNSEREN Arbeitsplatz haben müssen...


Die Zeiten sind eben vorbei wo man einen Arbeitsplatz auf Lebenszeit haben konnte.

Zitat:
Aber diese Heuschrecken Investoren interessiert das nicht die Bohne! Hauptsache die Milliarden Gewinne fließen in ihre Taschen...

Nun, die denken im Grunde genauso wie Du. Dich interessiert es nicht was in Rumänien passiert und diese finnische Firma interessiert es nicht was in Deutschland passiert.

Zitat:
Das schlimmste ist allerdings , das Sie die Subventionen schlucken und nichts passiert wenn sie sich aus dem Staub machen. Das klingt so harmlos: "Subventionen von Bund & Ländern" . Aber mal ganz einfach gefragt: Wo hat Bund & Länder dieses Geld wohl her? Natürlich von uns allen Steuerzahlern !

Und der Steuerzahler hat ein gewaltiges Geschäft durch die Subventionen gemacht.

Der Steuerzahler hat läppische 80 Millionen investiert damit Nokia in Deutschland Arbeitsplätze schafft.

Alleine durch die gezahlten Sozialversicherungsbeiträge + gespartes HarzIV hat sich der Staat in 10 Jahren über 250.000.000 Euro gespart.

Wenn das mal kein geiles Geschäft für den Steuerzahler war.

Dazu kommt das Bochum angeblich jährlich rund 30 Millionen Gewerbesteuer kassiert hat.

Von Zulieferern, der gesteigerten Kaufkraft usw. reden wir erst mal gar nicht...

Zitat:
Aber Deutschland ist ja soooooo großzügig.... Als ob wir was zu verschenken hätten.

Wo hat Deutschland was verschenkt? Deutschland hat hier wunderbar abkassiert.

Natürlich wäre es toll wenn Nokia da bleiben würde. Würde mir auch besser gefallen. Aber zu behaupten das Nokia nur abkassiert hat, Steuergelder verschwendet wurden usw. ist eine extreme Art die Wahrheit zu verdrehen... oder man ist einfach mies in Mathe.
Denn genau das Gegenteil war der Fall.
--
Andreas Magerl
APC&TCP
Amiga Future, Big Book of Amiga Hardware, AmiATLAS, CygnusEd, DigiBoosterPro, Med Soundstudio 2, Amiga Guru Book, Flyin High, Pinball Brain Damage...

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

26.01.2008, 16:06 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@AndreasM:

Meines Wissens waren es rd. 20 Jahre. Von der Übernahme in 1987 bis jetzt. Dass der dt. Staat über Einsparungen von Leistungen und Steuereinnahmen im Verlauf dieser Jahre ein Vielfaches der Subventionssumme von den in der Presse genannten 88 Mio. EUR eingenommen hat, sollte eigentlich jedem einleuchten, der nachdenkt und rechnen kann. Fragt sich bloß, was mit dem Geld geschehen ist. Und vor Nokia muss man deshalb nicht auf die Knie sinken. Die werden auch ganz gut dran verdient haben, sonst wären sie schon viel früher gegangen.

Was Nokia macht, ist so völlig neu nicht. Beispielsweise in der Automobilindustrie wird seit langem in deutschen Standorten Lohnverzicht geübt und es wurden tausende Arbeitsplätze abgebaut, um sinkende Gewinne der Mutter zu kompensieren, obwohl der Standort selbst finanziell gesund war. Nokia macht sich nun nicht die "Mühe", die Zahlen schlecht zu rechnen, sondern erklärt offen, dass man sehr gute Ergebnisse weiter verbessern will. Zumindest sind sie in der Argumentation an dem Punkt ehrlich. Burtal, aber ehrlich.

Das ist für Deutschland Arbeitsplatzabbau von neuer Qualität. Das ist eine klares, "wir brauchen euch gar nicht". Und genau das bereitet den Menschen im ganzen Land so viel Bauchschmerzen. Nach Bochum wird man sich als Standort eines global operierenden Konzerns auch dann nicht mehr sicher sein können, wenn dort schwarze Zahlen geschrieben werden. Obwohl man auch in Arbeitgeberkreisen nicht alle über einen Kamm scheren kann; das ist kein schönes Gefühl, wie Du sicher wirst nachfühlen können. Außerdem scheinen die Leute in Bochum noch bis bis kurz vor der offiziellen Ankündigung der Schließung den Eindruck gehabt zu haben, dass es eine verlässliche Zukunftsperspektive gibt. Offenbar gab es da Gespräche über zukünftige Projekte in Bochum, die eine drohende Schließung nicht im Ansatz hätten vermuten lassen können. Entweder die Entscheidung zur Schließung fiel kurzfristig und hat Nokia selbst "überrascht", oder man hat mit den Leuten in Bochum ein falsches Spiel gespielt, um bis zuletzt Motivation und Produktivität nicht zu gefährden.

Für Bochum selbst ist das eine Katastrophe. Man kann nur hoffen, dass die Kommunal- und Landespolitik, zusammen mit der IHK, bereits jetzt alles nur irgendwie Mögliche unternimmt, einen wenigstens annähernd vergleichbaren Folgeinvestor für Gelände und Gebäude zu finden, ggf. auch mehrere Kleine. Und sollte es gelingen, von Nokia einen Teil der Subventionen zurück zu bekommen, dann gehört dieses Geld in den Bochumer Arbeitsmarkt investiert.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

26.01.2008, 16:08 Uhr

lynx_hitmen
Posts: 281
Nutzer
@AndreasM:

und heute kam's in den news.nokia hat möglicherweise gegeb den vertrag verstoßen,und hunderte arbeiter zuwenig eingestellt.
--
A1200 Elbox Tower,PPC603e+@240MHZ+68060@50MHZ,FastATA MK III,DCE Scanmagic,G-Rex 1200,256MB,Voodoo 3 3000,Ultraplex 32.Yamakawa DVD Brenner,Cocolino,Zip 100,20GB Samsung HDD,MAS-Player ** Amiga 1200 Desktop,Blizzard 1230 IV 32MB,4GB CF Drive

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

26.01.2008, 16:16 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@lynx_hitmen:

Das rettet den Beschäftigen in Bochm ihre Arbeitsplätze auch nicht mehr. Genau genommen wären das jetzt nur ein paar Hundert Entlassungen mehr. Oder der Standort wäre früher geschlossen worden.

Der Politik geht es darum zu prüfen, ob man sich einen Teil der Subventionen von Nokia zurück holen kann. Wie sinnvoll das im Kontext Arbeitsmarkt ist, wird davon abhängen, wofür dieses Geld dann verwendet werden wird. Abgesehen davon wird das ein Prozess über Jahre werden. Denn Nokia wird ganz sicher nicht freiwillig irgendwas zurück zahlen.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

26.01.2008, 16:35 Uhr

AndreasM
Posts: 2478
Nutzer
Zitat:
Original von lynx_hitmen:
@AndreasM:

und heute kam's in den news.nokia hat möglicherweise gegeb den vertrag verstoßen,und hunderte arbeiter zuwenig eingestellt.


Jup, hab ich auch mitbekommen. Wobei immer ganz leise dazu gesagt wird "man vermutet" und "es wird noch geprüft"...

Das "hunderte" sollen 200-400 sein.

Ich frage mich allerdings welche Konsiquenzen das für die verantwortlichen Politiker hat. Den war es ja anscheinend bis heute absolut schnurze ob Nokia gegen den Vertrag verstossen hat oder nicht.

Die haben nur fleissig jedes Jahr rund 70 Millionen Steuern kassiert und waren schön ruhig.


--
Andreas Magerl
APC&TCP
Amiga Future, Big Book of Amiga Hardware, AmiATLAS, CygnusEd, DigiBoosterPro, Med Soundstudio 2, Amiga Guru Book, Flyin High, Pinball Brain Damage...

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

26.01.2008, 16:41 Uhr

AndreasM
Posts: 2478
Nutzer
Zitat:
Original von Maja:
@AndreasM:

Meines Wissens waren es rd. 20 Jahre. Von der Übernahme in 1987 bis jetzt. Dass der dt. Staat über Einsparungen von Leistungen und Steuereinnahmen im Verlauf dieser Jahre ein Vielfaches der Subventionssumme von den in der Presse genannten 88 Mio. EUR eingenommen hat, sollte eigentlich jedem einleuchten, der nachdenkt


Sollte, eigentlich. Wenn man dann aber so Sprüche hört wie Steuergelder wurde veschwendet usw. dann frage ich mich wirklich ob manche noch rechnen können.

Zitat:
Und vor Nokia muss man deshalb nicht auf die Knie sinken. Die werden auch ganz gut dran verdient haben, sonst wären sie schon viel früher gegangen.

Mit Sicherheit. Mich stört nur das man Nokia als Ausbeuter hinstellt aber nicht sieht das hunderte Millionen Euro für den Staat drinnen waren...

Zitat:
Offenbar gab es da Gespräche über zukünftige Projekte in Bochum, die eine drohende Schließung nicht im Ansatz hätten vermuten lassen können. Entweder die Entscheidung zur Schließung fiel kurzfristig und hat Nokia selbst "überrascht", oder man hat mit den Leuten in Bochum ein falsches Spiel gespielt, um bis zuletzt Motivation und Produktivität nicht zu gefährden.

Angeblich wusste der Betriebsrat und einige Politiker schon länger Bescheid. Mein ich irgendwo gelesen zu haben.

Zitat:
Für Bochum selbst ist das eine Katastrophe.

Mit Sicherheit. Nokia war der größte Steuerzahlen in Bochum. Rund 23-30 Millionen Gewerbesteuer im Jahr. Das macht nen großes Loch in der Kasse. Dazu dann noch ein paar tausend Arbeitslose.

Zitat:
Man kann nur hoffen, dass die Kommunal- und Landespolitik, zusammen mit der IHK, bereits jetzt alles nur irgendwie Mögliche unternimmt, einen wenigstens annähernd vergleichbaren Folgeinvestor für Gelände und Gebäude zu finden, ggf. auch mehrere Kleine. Und sollte es gelingen, von Nokia einen Teil der Subventionen zurück zu bekommen, dann gehört dieses Geld in den Bochumer Arbeitsmarkt investiert.

Wird schwierig werden.


--
Andreas Magerl
APC&TCP
Amiga Future, Big Book of Amiga Hardware, AmiATLAS, CygnusEd, DigiBoosterPro, Med Soundstudio 2, Amiga Guru Book, Flyin High, Pinball Brain Damage...

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

26.01.2008, 17:10 Uhr

lynx_hitmen
Posts: 281
Nutzer
Zitat:
Original von Maja:
@lynx_hitmen:

Das rettet den Beschäftigen in Bochm ihre Arbeitsplätze auch nicht mehr. Genau genommen wären das jetzt nur ein paar Hundert Entlassungen mehr. Oder der Standort wäre früher geschlossen worden.

Der Politik geht es darum zu prüfen, ob man sich einen Teil der Subventionen von Nokia zurück holen kann. Wie sinnvoll das im Kontext Arbeitsmarkt ist, wird davon abhängen, wofür dieses Geld dann verwendet werden wird. Abgesehen davon wird das ein Prozess über Jahre werden. Denn Nokia wird ganz sicher nicht freiwillig irgendwas zurück zahlen.


Das sollten sie auf jeden fall versuchen
--
A1200 Elbox Tower,PPC603e+@240MHZ+68060@50MHZ,FastATA MK III,DCE Scanmagic,G-Rex 1200,256MB,Voodoo 3 3000,Ultraplex 32.Yamakawa DVD Brenner,Cocolino,Zip 100,20GB Samsung HDD,MAS-Player ** Amiga 1200 Desktop,Blizzard 1230 IV 32MB,4GB CF Drive

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

26.01.2008, 17:18 Uhr

jochen22
Posts: 1139
[Benutzer gesperrt]
@Maja

Kann deiner Betrachtung nur voll und ganz zustimmen.

Zur Zeit leben wir aber noch in den guten Zeiten, der Wirtschaftboom
beschert uns hohe Steuereinnahmen.
Fachkräfte sind auch gesucht. Es ist schon absurd, daß trotz nach wie
vor hoher Arbeitslosigkeit ein Mangel an Arbeitskräften besteht, bzw.,
daß es auf allen Qualifikationsebenen schwierig ist geeignetes Personal
zu finden.

Das Handys überhaupt in Deutschland produziert werden, wußte ich gar
nicht. Ist doch eigentlich ein einfachstes Massenteil, bei dem ich
als Prod.-Standort eher Fernost vermutet hätte.

Etwas Positives hat der Umzug nach Rumänien jedoch.
Rumänien ist EU. Die Zahlungen von Eu für Rumänien werden dann
vermutlich sinken.


[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

26.01.2008, 17:23 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@AndreasM

Natürlich wird das schwierig werden. Das bedeutet, Ärmel hochkrempeln und den Kopf anstrengen. Gute Politiker begreifen dergleichen als Herausforderung. Was ein Rumäne schafft, das kann in Deutschland doch nicht unmöglich sein....

Es ist im Übrigen keine Seltenheit, dass sich Pressemeldungen widersprechen. In einer Talkshow sagte der Betriebsratsvorsitzende von Nokia Bochum vergangene Woche, man wäre von der Nachricht völlig überrascht worden. Mag sein, dass das die Fantasie einiger Journalisten sprudeln lässt.

@lynx_hitmen:

Auf jeden Fall? Bloße Egopflege von Politikern mag ich dann doch nicht finanzieren wollen (Prüfung, Ermittlungen, Prozesse). Sorry, aber 40 Mio. Euro sind im Bundehaushalt (283,2 Mrd. für 2008) Peanuts.


[ Dieser Beitrag wurde von Maja am 26.01.2008 um 17:32 Uhr geändert. ]

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

26.01.2008, 18:10 Uhr

ylf
Posts: 4112
Nutzer
Zitat:
Original von AndreasM:
Zitat:
Original von Maja:
@AndreasM:

Meines Wissens waren es rd. 20 Jahre. Von der Übernahme in 1987 bis jetzt. Dass der dt. Staat über Einsparungen von Leistungen und Steuereinnahmen im Verlauf dieser Jahre ein Vielfaches der Subventionssumme von den in der Presse genannten 88 Mio. EUR eingenommen hat, sollte eigentlich jedem einleuchten, der nachdenkt


Sollte, eigentlich. Wenn man dann aber so Sprüche hört wie Steuergelder wurde veschwendet usw. dann frage ich mich wirklich ob manche noch rechnen können.


Im Prinzip wurden sie das.
Die paar Millionen sind Peanuts für solch einen Standort und spielen praktisch keine, höchstens eine untergeordnete Rolle, ob ein Global Player a la Nokia kommt oder geht. Subventionen dienen eher dem Gewissen der Politiker, damit sie das Gefühl haben, etwas für den Standort getan zu haben.

Zitat:
Zitat:
Offenbar gab es da Gespräche über zukünftige Projekte in Bochum, die eine drohende Schließung nicht im Ansatz hätten vermuten lassen können. Entweder die Entscheidung zur Schließung fiel kurzfristig und hat Nokia selbst "überrascht", oder man hat mit den Leuten in Bochum ein falsches Spiel gespielt, um bis zuletzt Motivation und Produktivität nicht zu gefährden.

Angeblich wusste der Betriebsrat und einige Politiker schon länger Bescheid. Mein ich irgendwo gelesen zu haben.

Das Werk in Rumänien wurde ab 2006 ausgehandelt. Da war also schon länger etwas im Busch, schließlich zieht man auch ein Handy-Werk nicht von heut auf morgen hoch. Über die Verhandlungen usw. lag natürlich Stillschweigen. Zu dem Zeitpunkt stand die Schließung Bochum wahrscheinlich auch noch nicht 100% fest. Lt. Nokia wurde diese ja erst im Dezember gefällt. Ein Mitarbeiter aus der Entwicklung hat sich aber dahingehend geäußert, daß sie in Bochum schon seit einem Jahr keine Roadmap mehr zu sehen bekommen haben. Also Anzeichen gab es schon, nur fällt es schwer, diese richtig zu deuten, wenn der Laden brummt. Und die meisten Mitarbeiter, die am Band sitzen, bekommen von solchen Dingen in der Regel gar nichts mit. Das ist das "Hinterhältige" an Betriebsverlagerungen im Vergleich zu Firmenpleiten, denen zwar nicht immer aber eben oft ein Auftragsrückgang usw. vorausgeht. Es gibt nur die Phase im Jahr, wo das Geschäftsjahr endet und die GL Kassensturz macht.

Ob es netter von Nokia gewesen wäre, die Entscheidung schon im September zu treffen?
Wie damals bei Motorola, wo wir am 16.09.2003 erfuhren, daß die letzte (Vorzeige)GSM Linie geschlossen wird und die Volumenproduktion von UMTS nach Singapur geht, ab Januar 2004 also 600 Leute überflüssig sind. Um dann im Oktober 2003 mit Urlaubssperre, kein Freizeitausgleich und Ansageschichten konfrontiert zu werden, weil so ein österreichischer Netzbetreiber auf die Idee kam, sein UMTS Netz zu starten und Flensburg war in dem Moment der einzige Standort weltweit (bei Mot), der UMTS Geräte bauen konnte, Singapur war noch nicht so weit und Nokia auch nicht.
Ja die Handy-Branche ist eine schnelle Branche, da wird nur Quartalsweise gerechnet und maximal ein Jahr im Voraus geplant.

Zitat:
Zitat:
Für Bochum selbst ist das eine Katastrophe.

Mit Sicherheit. Nokia war der größte Steuerzahlen in Bochum. Rund 23-30 Millionen Gewerbesteuer im Jahr. Das macht nen großes Loch in der Kasse. Dazu dann noch ein paar tausend Arbeitslose.

Zitat:
Man kann nur hoffen, dass die Kommunal- und Landespolitik, zusammen mit der IHK, bereits jetzt alles nur irgendwie Mögliche unternimmt, einen wenigstens annähernd vergleichbaren Folgeinvestor für Gelände und Gebäude zu finden, ggf. auch mehrere Kleine. Und sollte es gelingen, von Nokia einen Teil der Subventionen zurück zu bekommen, dann gehört dieses Geld in den Bochumer Arbeitsmarkt investiert.

Wird schwierig werden.


Ist nicht die erste Massenentlassung im Ruhrpott ...

bye, ylf

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

26.01.2008, 18:33 Uhr

jochen22
Posts: 1139
[Benutzer gesperrt]
Test
Test
Test

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

26.01.2008, 22:58 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von ylf:
Die paar Millionen sind Peanuts für solch einen Standort und spielen praktisch keine, höchstens eine untergeordnete Rolle, ob ein Global Player a la Nokia kommt oder geht.


Das ist etwas zu kurz gedacht. Geld lockt. Das ist der Punkt. Entscheidend ist, wie hoch der Anteil der Subvention am Gesamtvolumen der geplanten Investition ist. Zumindest zur damaligen Zeit konnte das noch entscheidend wirken. Heute siehts wieder anders aus. So war z.B. Rumänien als möglicher Standort Ende der 1980er überhaupt kein Thema. Die Möglichkeiten wachsen. Ist aber egal wie man es dreht oder wendet. Ohne diese Finanzspritze vom Staat würde es diese Arbeitsplätze in Bochum wahrscheinlich schon sehr lange nicht mehr geben. Von daher hat es sich gelohnt. Ob sich dafür ein paar Politiker auf die Schulter geklopft haben oder nicht, ist eine nebensächliche Randerscheinung.

Zitat:
Ob es netter von Nokia gewesen wäre, die Entscheidung schon im September zu treffen?

Das ist völlig wurscht. Dafür gibt es keinen guten Zeitpunkt.

Was das Betrifft, worüber Nokia mit dem Betriebsrat in Bochum wann und wie gesprochen oder verhandelt hat oder nicht hat, darüber sollte man sich als Außenstehender besser gar nicht äußern. Ein Werk in einem anderen Land zu eröffnen, muss im Übrigen nicht zwangsläufig die Schließung eines anderen Standortes nach sich ziehen. Da gibt es keine allgemeingültigen Kausalitäten.

Zitat:
Ist nicht die erste Massenentlassung im Ruhrpott ...

Die größte Entlassungswelle im Ruhrpott, die gleichzeitig die größte seit bestehen der BRD ist, wurde durch die Streichung von Subventionen hervorgerufen und ist bis heute nicht abgeschlossen....


[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

27.01.2008, 03:27 Uhr

jochen22
Posts: 1139
[Benutzer gesperrt]
Was wird in Bochum eigentlich alles gemacht.

Platinen gefertigt ?
Gehäuseschalen gefertigt ?

Chips,Displays und Akkus werden ja mit ziemlicher Sicherheit
zugekauft.

Endmontage + Verpacken ist ja klar.

Da ein Handy aus wenigen Komponenten besteht ist mir eigentlich nicht
so ganz klar was so groß mit Handywerk umschrieben wird.

[ Dieser Beitrag wurde von jochen22 am 27.01.2008 um 03:28 Uhr geändert. ]

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

27.01.2008, 03:28 Uhr

jochen22
Posts: 1139
[Benutzer gesperrt]


[ Dieser Beitrag wurde von jochen22 am 27.01.2008 um 04:02 Uhr geändert. ]

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

27.01.2008, 11:12 Uhr

ylf
Posts: 4112
Nutzer
Zitat:
Original von jochen22:
Was wird in Bochum eigentlich alles gemacht.

Platinen gefertigt ?
Gehäuseschalen gefertigt ?

Chips,Displays und Akkus werden ja mit ziemlicher Sicherheit
zugekauft.

Endmontage + Verpacken ist ja klar.

Da ein Handy aus wenigen Komponenten besteht ist mir eigentlich nicht
so ganz klar was so groß mit Handywerk umschrieben wird.


Derartige Details sind etwas spärlich in der Öffentlichkeit zu erfahren.

Grundsätzlich kommen die leeren Platinen vom Leiterplattenhersteller. Die elektronischen Bauelemente von den entsprechenden Großhändlern oder Hersteller direkt, wobei Nokia im Gegensatz zu Motorola/Siemens keine eigene Halbleiterfertigung hat/hatte (meines Wissens nach). Display vom Zulieferer bzw. Displayhersteller, Gehäuse vom Zulieferer, wobei Zulieferer schon gewisse Zuarbeiten übernehmen.
Zur Platinenbestückung gibt es im Falle Nokia unterschiedliche Aussagen (Motorola und Siemens haben diese auch selbst bestückt), einmal heißt, es gibt in Bochum nur Endmontage, ein anderes mal wird alles in Bochum gemacht. Die Wahrheit liegt wohl dazwischen. Die preiswerten Modelle, deren Elektronik weniger komplex ist, wird von Dienstleistern oder anderen Nokia Werken hergestellt (Platinen bestückt), bei den teureren und aufwendigeren Geräten, die mehr Funktionen und somit auch mehr Hardeware enthalten, lohnt sich die Elektronikfertigung vor Ort, weil Fehler durch qualifiziertes Personal viel schneller in den Griff zu bekommen sind. Und Fehler gibt es in der Elektronikmassenfertigung ständig. Da rechnet sich der Personalaufwand sehr schnell, wenn die nackte Elektronik einen gewissen Wert übersteigt.

bye, ylf

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

27.01.2008, 12:44 Uhr

Archeon
Posts: 1810
Nutzer
Was Nokia abzieht ist ganz einfach, da können wir hier vor und nachteile schreiben. Eiskalte kalkulation. Ich hoffe das bei den Börsenkriesen und dem Akiencrash bei Nokia auch einiges in den Keller geht. Wäre als Reaktion für das sie hier abziehen die gerechte Strafe. Ich wünsche mit manchmal wir hätten einen Christlichen Kapitalismus der würde wenigsten Humaner mit Standorten umgehen. Selbst wenn hier aus Islamischer Sicht betrachtet würde.
Im Islam würden Unternehmen auch an die Guten Werke erinnert.
Aber der Knallharte Raubritterkapitalismus ist ein Werk an den vielen bald zu Grunde gehen werden. ;(

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

27.01.2008, 14:30 Uhr

AndreasM
Posts: 2478
Nutzer
Zitat:
Original von ylf:
Im Prinzip wurden sie das.


Echt? 80 Millionen investieren und das 10fache bekommt man zurück? Das sind Steuerverschwendungen wenn man mehr bekommt als man ausgibt?

Zitat:
Die paar Millionen sind Peanuts für solch einen Standort und spielen praktisch keine, höchstens eine untergeordnete Rolle, ob ein Global Player a la Nokia kommt oder geht. Subventionen dienen eher dem Gewissen der Politiker, damit sie das Gefühl haben, etwas für den Standort getan zu haben.

Es ist ein Anreiz. Aber sicher nicht der einzige das Firmen wie Nokia sich für Deutschland entschieden haben. Genauso wie es sicher nicht nur einen einzigen Grund gibt warum Nokia nach Rumänien geht.

Mich störts nur das Nokia immer als Ausbeuter und Abzocker hingestellt wird. Als wärfe es so gewesen das Deutschland keine Vorteile durch Nokia bekommen hätte...


--
Andreas Magerl
APC&TCP
Amiga Future, Big Book of Amiga Hardware, AmiATLAS, CygnusEd, DigiBoosterPro, Med Soundstudio 2, Amiga Guru Book, Flyin High, Pinball Brain Damage...

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

27.01.2008, 14:30 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
@jochen22:

Aus diversen Meldungen geht hervor, dass in Bochum seit 2001 nur noch die Endmontage stattfindet. Dazu wären damals bereist 300 Arbeitsplätze abgebaut worden. Was mir angesichts der angeblich 200 bis 400 zu wenig geschaffenen Arbeitsplätze zu denken gibt. Nicht dass sich die Politik sich da selbst eine Grube schaufelt.

Darüber Hinaus gibt es in Bochum wohl noch eine Entwicklungsabteilung, die seit längerem keine Roadmap mehr bekommen haben soll.

Heute ist der Tagespresse zu entnehmen, dass Nokia Bochum 6% der weltweiten Produktion von Nokia liefert, bei 23% der Personalkosten weltweit.
Das ist unter Kenntnis der Kostenstrukturen in Asien leider nachvollziehbar. Nokia hat Standorte in China, Hongkong, Macao und Taiwan. Die Produktion in China wurde in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut. Abgesehen von den konkurrenzlos niedrigen Stundenlöhnen: Arbeitgeberbeiträge zu Sozialversicherungen, tarifliche Ansprüche auf bezahlten Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Zuschläge für Mehr-, Schicht-, Spät-, Sonntags-, Feiertagsarbeit, sind weiter Lohnkostenfaktoren die es in China nicht gibt.

Ebenso fallen in China Kosten nicht an, die hierzulande u.a. für Umweltschutzauflagen entstehen, so wie diverse, bürokratische Hürden. Zudem sind Logistik und Transport viel billiger. Das sind zwar keine Personalkosten, aber trotzdem Kosten der Produktion.


[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

27.01.2008, 14:51 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von AndreasM:
Mich störts nur das Nokia immer als Ausbeuter und Abzocker hingestellt wird.


Die Belegschaft fühlt sich vor den Kopf geschlagen. Deren Unmutsäußerungen kann ich gut verstehen.

Politik und Gewerkschaften wird vor Augen geführt, dass sie nichts aufhalten, sonder nur aufschieben können. Das können/wollen sie nicht offen zugeben, weil die einen sonst Wähler und die anderen Mitglieder verlieren würden. Darum wird jetzt so getan, als hätte man Macht über unternehmerische Entscheidungen. Es geht um die Vermeidung von Gesichtsverlust, Imageverlust. Also Schadensbegrenzung in den eigenen Reihen. Beide wissen dabei sehr gut, dass sie da nichts werden verhindern können.

Zitat:
Als wärfe es so gewesen das Deutschland keine Vorteile durch Nokia bekommen hätte...

Dem ist auch nicht so. Der Bund, und gerade Bochum und die Region haben an Nokia gut verdient. Nokia war afaik einer der größten Gewerbesteuerzahler in Bochum. Die hohe Kaufkraft, Lohnsteuer und Sozialabgaben von über 2000, gut bezahlten Beschäftigten über weitere 20 Jahre. Das Drumerhum noch gar nicht mitgerechnet. Das wissen Polilik und Gewerkschaften auch. Doch was sollen sie tun? Das in Kundgebungen offen ausprechen? Nein. Die können nicht anders als Nokia als den Buhmann schlechthin hinzustellen. Irgenwie müssen insbesondere Gewerkschaften den Eindruck erwecken, in solchen Fällen noch etwas bewegen zu können. Mit Ehrlichkeit würden sie in den Augen der Masse in diesem Land entgülig ihre Dasenisberechtigung verlieren. Insbesondere die IG-Metall hat mit schwindenden Mitgliederzahlen aufgrund von Arbeitsplatzabbau zu kämpfen. Das Verschwinden von Nokia in Bochum wird diesen Trend noch weiter versträken. Huber weiß das und versucht in Bochum zu retten, was zu retten ist: Das Ansehen der Gewerkschaft in der Öffentlichkeit. Er spielt seine Rolle. Zu beneiden ist er nicht. Denn er weiß sehr gut, wie der Hase wirklich läuft.

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

27.01.2008, 15:25 Uhr

ylf
Posts: 4112
Nutzer
Zitat:
Echt? 80 Millionen investieren und das 10fache bekommt man zurück? Das sind Steuerverschwendungen wenn man mehr bekommt als man ausgibt?

Ihr habt es immer noch nicht zur Kenntnis genommen:
man hätte den, wie du sagst zehnfachen, Betrag auch "zurück" bekommen, wenn man die 80 Mil Subventionen nicht gezahlt hätte.

Zitat:
Zitat:
Die paar Millionen sind Peanuts für solch einen Standort und spielen praktisch keine, höchstens eine untergeordnete Rolle, ob ein Global Player a la Nokia kommt oder geht. Subventionen dienen eher dem Gewissen der Politiker, damit sie das Gefühl haben, etwas für den Standort getan zu haben.

Es ist ein Anreiz. Aber sicher nicht der einzige das Firmen wie Nokia sich für Deutschland entschieden haben. Genauso wie es sicher nicht nur einen einzigen Grund gibt warum Nokia nach Rumänien geht.

Ihr habt es immer noch nicht zur Kenntnis genommen:
NOKIA war schon über 10 Jahre da, bevor die Subventionen flossen.
Die Ansiedlung in D hat also nichts mit den Subventionen zu tuen.
Diese kamen, soweit ich mich erinnern kann, erst nach dem die Mobilfunkblase 2000 platzte. Insofern hat man nur ein paar Hundert und nicht die 2000 Arbeitsplätze erkauft.
Bei der Ansiedlungen spielen tatsächlich noch ein Haufen anderer Faktoren eine Rolle. Z.B. Infrastruktur, wie schnell bekomme ich mein Material, wie gut bekomme ich mein Produkt weg zum Kunden. Das muß wohl der springende Punkt an Rumänien sein. Dort im Nokia Village siedeln sich auch alle Zulieferer für Nokia an und bei diesen spielen die Lohnkosten eine viel größere Rolle.
Als es Anfang der Neunziger mit den GSM Mobiltelefonen los ging, war die Technik noch eine völlig andere. Da spielten andere Standortfaktoren eine viel gewichtigere Rolle. Es war einfach ein gewisses Know-How nötig, was es nur hier in Mitteleuropa bzw. USA gab und schließlich war GSM erst ein rein westeuropäischer Standard. Oder um es für Laien verständlich zu machen: China & Co waren noch zu blöd, um Handies zu bauen.
Aber die Technik hat sie rasant weiterentwickelt und jetzt ist ein Handy ein elektronisches allerwelts Massenprodukt. Somit ist der Fortgang NOKIA und all den anderen vorher weniger eine Folge der Globalisierung, sondern eher eine Konsequenz auf Grund des technischen Fortschritts.

Zitat:
Mich störts nur das Nokia immer als Ausbeuter und Abzocker hingestellt wird. Als wärfe es so gewesen das Deutschland keine Vorteile durch Nokia bekommen hätte...
Ich sehe NOKIA weder als Ausbeuter, noch als Abzocker, Subventionen nimmt halt jeder gerne mit, wenn er sie bekommen kann.
Aber ich habe etwas gegen die Sichtweise, die Subventionen wären ein gutes Geschäft gewesen, ich halte Subventionen für absolut sinnlos. Oder sollen wir mal ausrechnen, was gewesen wäre, hätte man die 80 Mille an Siemens oder Motorola gezahlt? Vielleicht wären dabei mehr Arbeitsplätze für einen längeren Zeitraum herausgesprungen? Dann wäre das vielleicht das bessere Geschäft gewesen?

bye, ylf

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

27.01.2008, 15:33 Uhr

ylf
Posts: 4112
Nutzer
Zitat:
Original von Maja:
Das ist unter Kenntnis der Kostenstrukturen in Asien leider nachvollziehbar. Nokia hat Standorte in China, Hongkong, Macao und Taiwan. Die Produktion in China wurde in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut. Abgesehen von den konkurrenzlos niedrigen Stundenlöhnen: Arbeitgeberbeiträge zu Sozialversicherungen, tarifliche Ansprüche auf bezahlten Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Zuschläge für Mehr-, Schicht-, Spät-, Sonntags-, Feiertagsarbeit, sind weiter Lohnkostenfaktoren die es in China nicht gibt.

Ebenso fallen in China Kosten nicht an, die hierzulande u.a. für Umweltschutzauflagen entstehen, so wie diverse, bürokratische Hürden. Zudem sind Logistik und Transport viel billiger. Das sind zwar keine Personalkosten, aber trotzdem Kosten der Produktion.


Das führt auch dazu, daß man die Arbeit in China anders organisieren kann. Wo in Europa bzw. Deutschland eine Maschine aus Kostengründen zwingend erforderlich ist, stellt man in China ein oder zwei Mitarbeiter mehr hin. So erspart man sich die Investitionen für die ebebso genannten Investitionsgüter und man bleibt flexibel. Der Mensch ist immer noch das flexibelste aller Werkzeuge. Und einen Menschen kann man entlassen, eine Maschine nicht, die kann man bestenfalls gebraucht verkaufen. Nicht umsonst ist Leasing so interessant.

bye, ylf

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

27.01.2008, 15:45 Uhr

AndreasM
Posts: 2478
Nutzer
Zitat:
Ihr habt es immer noch nicht zur Kenntnis genommen:
man hätte den, wie du sagst zehnfachen, Betrag auch "zurück" bekommen, wenn man die 80 Mil Subventionen nicht gezahlt hätte.


Weißt Du das sicher oder ist es nur geraten?

Zitat:
Ihr habt es immer noch nicht zur Kenntnis genommen:
NOKIA war schon über 10 Jahre da, bevor die Subventionen flossen.


Es geht auch nicht darum das sie überhaupt nach Deutschland gekommen sind, sondern das sie einige Jährchen noch dageblieben sind anstatt schon vor Jahren abzuzuehen.

Natürlich, wob diese Subvention wirklich etwas ausgemacht hat, ob Nokia das Werk damals auch ohne die Gelder vergrössert hätte und zusätzliches Personal eingestellt hätte... das weiss niemand von uns.

Genauso weiss hier niemand ob sie ohne Subventionen nicht schon damals den Standort verlagert hätten...

Zitat:
Z.B. Infrastruktur, wie schnell bekomme ich mein Material, wie gut bekomme ich mein Produkt weg zum Kunden. Das muß wohl der springende Punkt an Rumänien sein.

Ist es auch. Die Zuliefer sind z.b. in Deutschland relativ weit weg von Bochum. Im Rumänien sind sie direkt nebenan. Ein anderer Grund ist das der Zukunftsmarkt von Westen nach Osten wandert. Und den zieht Nokia hinterther.

Zitat:
Aber ich habe etwas gegen die Sichtweise, die Subventionen wären ein gutes Geschäft gewesen, ich halte Subventionen für absolut sinnlos.

Darüber kann man lange streiten. Was wäre gewesen wenn Nokia keine Subventionen bekommen hätte und der Konzern sich dazu entschlossen hätte das Werk in Bochum nicht zu modernisieren? Was wäre gewesen wenn Nokia anstatt Personal aufzubauen es abgebaut hätte. Und was wäre gewesen wenn Nokia die Standortentscheidung ein paar Jahre früher gegen Deutschland gefällt hätte.

Zitat:
Oder sollen wir mal ausrechnen, was gewesen wäre, hätte man die 80 Mille an Siemens oder Motorola gezahlt? Vielleicht wären dabei mehr Arbeitsplätze für einen längeren Zeitraum herausgesprungen? Dann wäre das vielleicht das bessere Geschäft gewesen?

Jup, genau die gleiche Situation nur umgekehrt.
--
Andreas Magerl
APC&TCP
Amiga Future, Big Book of Amiga Hardware, AmiATLAS, CygnusEd, DigiBoosterPro, Med Soundstudio 2, Amiga Guru Book, Flyin High, Pinball Brain Damage...

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

27.01.2008, 16:39 Uhr

Andreas_Wolf
Posts: 2980
Nutzer
> wobei Nokia im Gegensatz zu Motorola/Siemens keine eigene
> Halbleiterfertigung hat/hatte (meines Wissens nach).

Motorola und Siemens haben seit 2004 resp. 1999 keine eigene Halbleiterfertigung mehr. Und selbst bzgl. der Zeit davor bin ich nicht sicher, in welchen Maßen überhaupt die eigenen Chips verbaut wurden.


> Ich wünsche mit manchmal wir hätten einen Christlichen Kapitalismus

Wieso? Wir in Deutschland haben doch die Soziale Marktwirtschaft. Nur greift die halt schlecht, wenn es um nichtdeutsche Unternehmen geht. Ein "Christlicher Kapitalismus" (was immer auch du damit meinst) in Deutschland würde daran auch nichts ändern.

> der würde wenigsten Humaner mit Standorten umgehen.

Da wäre ich nicht so sicher, wenn ich mir z.B. die Calvinistische Arbeitsethik -- die ich am ehesten mit "Christlichem Kapitalismus" assoziieren würde -- als Vorreiter des "harten" Kapitalismus so anschaue. Christen sind auch wirtschaftlich gesehen nun mal nicht gleich Christen, was daran liegen könnte, daß Religion und Wirtschaftswesen nur bedingt miteinander zu tun haben.

> Selbst wenn hier aus Islamischer Sicht betrachtet würde.
> Im Islam würden Unternehmen auch an die Guten Werke erinnert.

Ich halte deinen Vorschlag, Religion hier ins Spiel zu bringen -- egal ob Christentum oder Islam -- für völlig unsinnig.

[ Dieser Beitrag wurde von Andreas_Wolf am 27.01.2008 um 17:09 Uhr geändert. ]

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

27.01.2008, 16:42 Uhr

Maja
Posts: 15429
Nutzer
Zitat:
Original von ylf:
man hätte den, wie du sagst zehnfachen, Betrag auch "zurück" bekommen, wenn man die 80 Mil Subventionen nicht gezahlt hätte.


Das gehört in den Bereich Vermutung. Imgrunde ist das auch völlig egal. Der Punkt ist, dass dem Steuerzahler durch die an Nokia gezahlten Subventionen kein Schaden entstanden ist, wie es der Öffentlichkeit nun suggeriert wird. Im Gegenteil.

Zitat:
Ihr habt es immer noch nicht zur Kenntnis genommen:
NOKIA war schon über 10 Jahre da, bevor die Subventionen flossen.
Die Ansiedlung in D hat also nichts mit den Subventionen zu tuen.


Diese Debatte ist überflüssig. Siehe oben und nehme das wenigstens zur Kenntnis.

Zitat:
Insofern hat man nur ein paar Hundert und nicht die 2000 Arbeitsplätze erkauft.

*sigh* Man hat gar nichts "erkauft". Man hat unter dem Strich ein hervorragendes Geschäft gemacht.

Zitat:
Bei der Ansiedlungen spielen tatsächlich noch ein Haufen anderer Faktoren eine Rolle. Z.B. Infrastruktur, wie schnell bekomme ich mein Material, wie gut bekomme ich mein Produkt weg zum Kunden.

Eben. Die spielten auch eine Rolle. Nicht aussschließlich. Das ist alles nichts Neues.

Zitat:
Als es Anfang der Neunziger mit den GSM Mobiltelefonen los ging, war die Technik noch eine völlig andere. Da spielten andere Standortfaktoren eine viel gewichtigere Rolle. Es war einfach ein gewisses Know-How nötig, was es nur hier in Mitteleuropa bzw. USA gab und schließlich war GSM erst ein rein westeuropäischer Standard. Oder um es für Laien verständlich zu machen: China & Co waren noch zu blöd, um Handies zu bauen.

Und hier hat man sich auf seinen Lorbeeren ausgeruht, in der Überzeugung, dass man in China so "blöd" bleibt?

Zitat:
Aber die Technik hat sie rasant weiterentwickelt und jetzt ist ein Handy ein elektronisches allerwelts Massenprodukt. Somit ist der Fortgang NOKIA und all den anderen vorher weniger eine Folge der Globalisierung, sondern eher eine Konsequenz auf Grund des technischen Fortschritts.

In anderen Ländern ist man eben nicht "blöder" als hier. Unsere Arroganz hat uns lange eine Sicherheit vorgegaukelt, die es nicht gibt.

Zitat:
Aber ich habe etwas gegen die Sichtweise, die Subventionen wären ein gutes Geschäft gewesen, ich halte Subventionen für absolut sinnlos.

Wenn das Ergebnis tief schwarze Zahlen sind, kann von absolut sinnlos kaum die Rede sein. Es sei denn, Du gehst davon aus, diese 88 Mio. an Subventionen wären an anderer Stelle noch effektiver eingesetzt worden. Ein so hohes Vertrauen in die Sachkompetenz von Finanzpolitik, gleich welcher Partei, fehlt mir jedoch.


[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

19.02.2008, 08:25 Uhr

BoeserOnkel
Posts:
[Ex-Mitglied]
@Maja
"Was ein Rumäne schafft, das kann in Deutschland doch nicht unmöglich sein...."

Nun ja, wenn man bereit ist für 4,50 Euro Brutto die Stunde zu Arbeiten, oder 60-70 Stunden die Woche.

Aber man sollte nicht auf Nokia treten, die nutzen nur den Roten Teppich der von den Politikern ausgerollt wurde.

Globalisierung ist ein Notwendiges übel, da das Geldwirtschaftssysten schon lange nicht mehr "Zukunft Kompatibel" ist.

Entweder man passt sein Preis Niveo den anderen Ländern an, oder die Kunden und Investoren gehen da wo es am Günstigsten ist.

Also nach China, Tunesien, Brasilien usw.

Oder man macht keine Kinder mehr, und kämpft um die letzten gut bezahlen Arbeitsplätze, oder man malocht bis 70 mit 5 Euro Brutto die Stunde.

Die Wohlhabenden wachsen, die großen Unternehmer verkaufen ihr Betrieb.
Und wenn z.B. China in den nächsten 10-15 Jahren mit der Qualität aufholt, gehen die meisten Firmen in Europa wie ein Flächenbrand pleite.

Es sei den man ist bereit für 1 Euro Brutto die Stunde zu Arbeiten. Viele Chinesen Arbeiten schon dafür. Und sogar für viel weniger.


Und Europäern bleibt in den nächsten 20 Jahren nur dieses Lied zu singen:

http://de.youtube.com/watch?v=2cqSsy9U2Ew

Alles Sch....!





[ - Ändern - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

15.04.2009, 09:43 Uhr

aPEX
Posts: 4692
Nutzer
Nachgehackt...

Gestern kam in Frontal 21 ein Bericht von der schönen neuen NOKIA-Zukunft in Rumänien und wie sie megamässig gefloppt ist. :) Die Manager von NOKIA haben sich mehr als nur verschätzt, aus NOKIA-Village ist bis heute nichts geworden und Zulieferer usw. wollen sich auch nicht dort ansiedeln wo das Werk steht. Zudem gibt es wohl personelle Probleme was Ausbildung und Können usw. betrifft. ;)

Aussage des Reporters: Man kann die Leute nicht einfach anhand ihrer Gehaltes vergleichen (Deutschland 2000 Euro, Rumänien 500 Euro), da geht schon noch das ganze Drumherum dazu...


PS: Ich bin mittlerweile von NOKIA auf ein iPhone umgestiegen und werde da wohl auch lange, lange bleiben.

--
MacMini (PPC), MacBook Pro (Intel)
...und kein DLL-Terrorcamp im Systemordner mehr. ;-)

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

15.04.2009, 10:21 Uhr

Bjoern
Posts: 1730
Nutzer
Zitat:
Original von aPEX:
PS: Ich bin mittlerweile von NOKIA auf ein iPhone umgestiegen und werde da wohl auch lange, lange bleiben.


Sehr richtige Entscheidung :)

Gruß,
Björn

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

16.04.2009, 02:39 Uhr

Wolfman
Posts: 3668
Nutzer
Zitat:
Original von Bjoern:
Zitat:
Original von aPEX:
PS: Ich bin mittlerweile von NOKIA auf ein iPhone umgestiegen und werde da wohl auch lange, lange bleiben.


Sehr richtige Entscheidung :)

Gruß,
Björn


Und wie immer mache ich mich hier unbeliebt und bleibe politisch unkorrekt, denn auch wenn ich meinen iPod Touch liebe, behalte ich mein N95 und werde auch als nächstes Handy kein iPhone, sondern wenn überhaupt ein N97 kaufen :P :D .
(Und ein Dual Core MacBook kann mich auch nicht dazu bewegen, mich von meinem Quad Core Laptop zu trennen - höchstens fliegt da Vista runter und kommt XP drauf ;) )
--
God forgives - who forgives God ?

[ Dieser Beitrag wurde von Wolfman am 16.04.2009 um 02:41 Uhr geändert. ]

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]

16.04.2009, 09:35 Uhr

aPEX
Posts: 4692
Nutzer
Nokia und Windows verwenden, tssss, die Werkzeuge für Sklaven. :D :D :D
--
MacMini (PPC), MacBook Pro (Intel)
...und kein DLL-Terrorcamp im Systemordner mehr. ;-)

[ - Antworten - Zitieren - Direktlink - ]


Erste 3 4 5 6 7 -8- 9 [ - Beitrag schreiben - ]


amiga-news.de Forum > Get a Life > Scheiss Manager, jetzt ist NOKIA dran... [ - Suche - Neue Beiträge - Registrieren - Login - ]


.
Impressum | Datenschutzerklärung | Netiquette | Werbung | Kontakt
Copyright © 1998-2024 by amiga-news.de - alle Rechte vorbehalten.
.