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18.Sep.2006



Deutsche Übersetzung des Interviews mit Bill McEwen
Vergangene Woche wurden vom Team von amiga.org Fragen an Bill McEwen von Amiga Inc. gesammelt und an den Adressaten weitergeleitet. Wir bedanken uns bei Martin Henke, der uns bei der nun folgenden Übersetzung des Interviews assistiert hat.

1. Warum jetzt? Eigentlich trennte sich Amiga Inc. vor über einem Jahr selbst vom Classic und OS4, was beispielsweise aus dem schlichten Hinweis auf Ihrer Webseite hervorgeht, dass Interessenten in allen OS4 betreffenden Belangen Kontakt mit Hyperion aufnehmen müssen. Verschiedentlich wurde versucht Zwecks Lizensierungen Kontakt mit Amiga Inc. aufzunemen und alle, die das versuchten, berichten über das Fehlen jeglicher Reaktion (kein "Nein", einfach überhaupt keine Reaktion). Jetzt, aus heiterem Himmel, zeigen Sie wieder Interesse. Was hat sich geändert und, sofern Sie planen irgendetwas anderes außer AmigaDE zu unterstützen, woher sollen wir wissen, ob Sie nicht erneut die Tür verschließen werden?

Bill McEwen: Aus dieser und anderen Fragen dieser Art geht für mich deutlich hervor, dass wir in der Kommunikation über Amiga sehr schlechte Arbeit geleistet haben. Amiga war immer an dem Betriebssystem interessiert, einschließlich 0S4 und darüber hinaus. Wir planten stets das Betriebssystem herzustellen, zu erschaffen, weiter zu entwickeln, zu vermarkten, zu verbessern, zu verkaufen und zu unterstützen. Amigas Ziel ist, wie bei unserem ersten öffentlichen Auftreten erklärt wurde, ein skalierbares, integrierbares, mediazentrales Betriebssystem zu erschaffen, welches in der Lage ist Handys, Set-Top-Boxen, Computer und jedes andere vom Betriebssystem unterstützte, digitale Gerät zu vereinen. Wir waren nicht der Ansicht, diese Vison wäre mit Amiga OS 3.1 zu erreichen, weshalb wir mit der Entwicklung eines neuen Betriebssystems, bzw. mit der Entwicklung einer neuen digitalen Umgebung begannen. Die ersten Schritte in diese Richtung waren die Partnerschaft mit der Tao Group und der Aufbau auf deren Intent-Plattform. Unser Ziel und Vorhaben sind immer noch dieselben und ich hoffe, durch die vermehrte Beantwortung Ihrer Fragen [dies deutlich machen zu können], und wenn Sie mir erlauben möchten am Ende dieses Interviews einige ergänzende Anmerkungen zu machen, glaube ich, werden wir uns alle auf demselben Weg in die Zukunft befinden.

In Bezug auf die Hardware-Frage kann ich nur sagen, dass ich auf "jede" Anfrage geantwortet habe. Damit keine Händler auftauchen und verschwinden und der Endverbraucher nachher mit Ausrüstung dasteht, die nicht unterstützt werden kann, stellt Amiga eine Reihe von Fragen an diese Interessenten. Ich kann Ihnen mitteilen, dass bis auf zwei Gruppen niemand jemals akzepable Antworten lieferte. Es gibt haufenweise Leute die liebend gerne helfen möchten und wirklich etwas herausfinden und neue Hardware herstellen wollen, doch mehrfach war ersichtlich, dass sie sich zur Unterstützung ihrer Bemühungen auf irgendwelche unbekannten Ereignisse oder Freunde mit Kreditkarten verließen. Derlei ist nicht akzeptabel. Wir müssen jene Firmen oder Personen herausfinden, die über eine ordnungsgemäße Beschaffungskette und korrektem Verständnis von Herstellung und Produktpfleg von Hardware verfügen. Natürlich ist es immer einfacher pauschal zu erkären, Amiga würde "niemals" reagieren bzw. man hätte nie ein Antwort bekommen.

2. "Am 23. April 2003 schloss Amiga eine Übereinkunft mit der später durch KMOS Inc. übernommenen Itec LCC, über die Übertragung und den Verkauf aller im Besitz von Amiga liegenden Rechte, Titel, Quell-Codes, aller Versionen des "Classic Amiga Operating System", bis hin zu AmigaOS 4.0 und aller folgenden Versionen an KMOS Inc....". "Ich [Garry Hare] sollte klarstellen, dass, mit Ausnahme der Amiga-OS-Familie, KMOS den Namen Amiga, das geistige Eigentum daran, bzw. die DE-Produktline nicht übernommen hat. Diese Posten bleiben Eigentum von Amiga Inc."

Am 16. März 2005 verlautbarte KMOS mit dem Staat Delaware alle notwendigen Formalitäten zum Wechsel des Namens ihrer Unternehmens in Amiga Inc. erledigt zu haben.

Daher sieht es danach aus, als würde Amiga Inc. (Delaware, ehemals KMOS) AmigaOS besitzen und Amiga Inc. (Washington) besitzt die Handelsmarken, usw. Wie sind der aktuelle Status und die Organisation des oder der Unternehmen und wer besitzt was?"

(Weitere Frage in diesem Zusammenhang: Wir alle verfolgten das Hin und Her zum Verbergen des geistigen Eigentums von Amiga Inc. - von Amiga Inc (Washington) zu Itec LLC, zu KMOS, die sich dann wieder in Amiga Inc. (Delaware) umbenannt haben. Wer ist wirklich im Besitz von was und wozu das ganze Täuschungsmanöver?)


Bill McEwen: Es gab kein Täuschungsmanöver und kein Verstecken von geistigem Eigentum, in keiner Form. Amino Development Corporaton aus Washington erwarb alle Rechte an den Amiga-Posten von Gateway. Amino Development Corporation änderte seinen Namen in Amiga Inc (immer noch ein Unternehmen mit Sitz in Washington) und nahm den Betrieb auf. 2003 startete Amino den Verkauf "aller" Amiga-Posten an Itec und dann an KMOS. Am Ende kaufte KMOS Inc. in zwei Transaktionen alle im Besitz von Amino Development befindliche Posten (einschließlich der Handelsmarken). KMOS Inc. änderte seinen Namen anschließend in Amiga Inc. (Das Zitat von Garry Hare stammte aus der Zeit zwischen diesen beiden Transaktionen, als KMOS im Besitz bestimmter Amiga-Posten war, aber noch nicht die Handelsmarken besaß, womit diese Aussage zu dem Zeitpunkt der Wahrheit entsprach. Nachdem KMOS die Handelsmarken erworben hatte, entsprach diese Aussage nicht länger der Wahrheit.)

Dies war eine Übereinkunft über den Kauf von geistigem Eigentum, und nach dessen Vollendung schloss Amiga Inc. in Washington (das ja nun über keinerlei geistiges Eigentum mehr verfügte) seine Pforten. Bis auf drei Mitarbeiter erklärten sich die meisten der Angestellen mit einer Anstellung im neuen Unternehmen einverstanden. Der Einfachheit halber werde ich in den folgenden Antworten von Amiga Inc. in all seinen Erscheinungsformen als "Amiga" sprechen, die Firmen Amiga Washington und Amiga Delaware haben jedoch nichts miteinander zu tun.

Es gab keine Täuschungsmöver und kein Versteckspiel - die Tatsache, dass wir all dies in der Öffentlichkeit bekannt gaben, sollte das eigentlich deutlich zeigen.

3. Amiga Inc. wird von der Community dafür verantwortlich gemacht dass AmigaOS 4.0 noch nicht ausgeliefert wird und bisher noch nicht auf andere Plattformen als die von Eyetech vertriebenen Rechner portiert wurde. Wie Sie vermutlich wissen, sind wesentliche Teile des ursprünglichen Vertrages [zwischen Amiga Inc. und Hyperion] inzwischen an die Öffentlichkeit gelangt. Daraus scheint hervorzugehen, dass Amiga Inc. eine Option zum Rückkauf der Rechte [an AmigaOS 4] besitzt, und zwar zu einem Preis der vermutlich bei weitem nicht die von Hyperion in OS4 investierten Summen abdeckt.

Die Community hat daraus den Schluss gezogen, dass es in Hyperions Interesse wäre, die finale Version von OS4 erst gar nicht zu veröffentlichen, um zu verhindern dass Amiga Inc. von der Option zum Rückkauf der Rechte Gebrauch macht. Es wurde darüberhinaus deutlich, dass Amiga Inc. immer noch kontrolliert, auf welche Plattformen OS4 portiert werden kann und auf welche nicht.

Die Community hat sich deshalb auf die Schlussfolgerung versteift dass Amiga Inc. die bösen Jungs sind, die das Weiterkommen von OS4 und verwandeten Projekten verhindern. Wie planen Sie diesem (vielleicht etwas naiven) Eindruck entgegen zu wirken und Amiga Inc. wieder als "die guten" dastehen zu lassen?


Bill McEwen: Mir war nicht bewusst, dass überhaupt etwas an die Öffentlichkeit durchgesickert war, weshalb es für mich ziemlich verwirrend ist, davon aus dieser Befragung zu erfahren. Doch machen wir weiter.

Das erste das sie wissen sollten, ist dass Ich es sehr gerne sehen würde wenn OS4 ausgeliefert wird und für verschiedene Geräte bzw. Gerätetypen zur Verfügung stehen würde. Das war von Anfang an unser Plan. Es gab zahlreiche Gespräche und Pläne über die AmigaOne-Hardware hinaus und ich bete immer noch, dass wir das schaffen können. Zur Zeit stecken wir in einem großen rechtlichem Unsinn fest, was gelinde gesagt mehr als ärgerlich ist. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass wir das überwinden und zu einem postiven Ergebnis kommen werden.

Was den "Rückkauf" angeht, von dem alle zu wissen scheinen: Dieses Geld wurde gezahlt und am 24. April 2003 von Ben Hermans ein [entsprechender] Vertrag unterzeichnet. Als Hyperion mit uns Kontakt aufnahm brauchten sie die Mittel unbedingt, also haben wir entsprechende Absprachen getroffen und schickten ihnen das Geld, nach dessen Erhalt sie den Vertrag unterzeichneten.

Dann sind wir einen Schritt weiter gegangen und zahlten weitere zehntausende Dollar für die Portierung von OS4 auf den IBM PowerPC 405 Embedded Prozessor und hatten OS 4 auf der Artic-Referenz-Plattform laufen. Dies lief in Partnerschaft mit IBM und wir waren sehr aufgeregt angesichts der Aussichten und der Vorfreude auf den Bau verschiedener neuer Hardware-Plattformen in Partnerschaft mit Hyperion. Leider liegt das nun in den Händen von Anwälten, während wir das alles durcharbeiten, um jedem, einschließlich der Gemeinschaft zu ermöglichen, sich am nächsten Schritt in die Zukunft zu erfreuen.

Ich persönlich kann sagen, dass ich mit den Friedens großartige Gespräche hatte und die Arbeit mit ihnen genossen habe, und ich freue mich auf die Gelegenheit, in Zukunft mit ihnen zu arbeiten. Die Streitigkeiten, die wir derzeit behandeln, haben nichts mit den Friedens zu tun.

4. Vor einigen Jahren wurde die Amiga-Community Zeuge eines Dramas einer Handvoll rechtlicher Verfahren früherer Angestellter (Bolten Peck) gegen Amiga, Inc., die wegen ausstehender Gehälter klagten, bis zu einer Klage von Genesi bezüglich eines strittigen Vertrages. Amiga hat eine Reihe dieser verhandlungen verloren. Was, falls überhaupt, hat Amiga, Inc. getan oder plant sie zu tun, um die getroffenen Urteile zu erfüllen?

Bill McEwen: Die oben geannten rechtlichen Streitigkeiten richten sich gegen Amiga Inc. (ehemals Amino Development) in Washington State, NICHT Amiga Inc. in Delaware. (Die Antwort auf Frage 2 geht hierzu tiefer ins Detail.) Dabei handelt es sich um sehr ärgerliche Streitpunkte, die jeden in der Gemeinschaft schwächen. Dass persönliche, private Informationen in öffentlichen Foren auftauchten, ist kleinmütig und falsch.

5. Als einer der AmigaOne-Partner, hat Eyetech 3 Modelle des A1-Motherboards verkauft. Da Eyetech nicht länger A1-Motherboards verkauft, haben andere versucht, die Lücke mit eigenen Motherboard-Lösungen zu füllen, nur um dann Probleme bei dem Erwerb einer Lizenz von Amiga, Inc. zu vermelden. Gibt es gegenwärtig irgendwelche Lizenzvereinbarungen für Amiga-Hardware oder sind welche in Planung? Falls ja, könnten Sie sie benennen oder die Produkte beschreiben?

Bill McEwen: Derzeit diskutieren wir mit drei Firmen. Ich glaube, zwei davon verfügen über Produkte und Angebote, die eine konkurrenzfähige Chance für die Amiga-Gemeinschaft darstellen. Wir sind bestrebt, diese Geschäfte zum Abschluss zu bringen, und bis die Verträge unterzeichnet wurden bin ich nicht berechtigt darüber zu sprechen. Ich kann sagen, dass, entgegen dem was da draussen die Runde macht, Troika nicht dazu gehört. Derzeit gibt es nur ein Unternehmen das über einen Vertrag verfügt, der ihnen die Auslieferung von OS4 mit ihrer Hardware erlaubt, und das ist Eyetech. Mein Ziel ist es, zumindest einen (vielleicht zwei) Händler zu haben, welche die Bedürfnisse der Amiga-Gemeinschaft bedienen und dabei helfen können, sie wachsen zu lassen - es dauert schon viel zu lange.

6. Wir haben von einigen Geschäften gehört, mit denen Amiga, Inc. versucht seine AmigaAnywhere-Inhalte zu verkaufen (NHL & eine brasilianische Handyfirma). Hat Amiga, Inc. Pläne, diese Art von Geschäften auszuweiten oder andere Märkte aufzutun?

Bill McEwen: Ja, wir arbeiten mit verschiedenen anderen Gruppen zusammen, um neue Markeninhalte und Angebote, die uns vorliegen, hinzuzufügen. Wir experimentieren auch mit neuen Wegen, die Akzeptanz des sich vorwärts bewegenden Amiga zu verbessern und auszuweiten. Inhalte sind eine weitere Methode, die wir im Prozess zur Aktivierung weiterer Geräte einsetzen. Ursprünglich planten wir, eine Engine an die Geräte-Hersteller zu liefern und später Applikationen und Dienste auf die Geräte herunterzuladen bzw. zu verkaufen. Mit dieser Idee waren wir dem Markt voraus und die von uns verfassten Abkommen nahmen nie den erhofften Verlauf, daher konzentrierten wir uns auf die Inhalte und haben jetzt die beiden Teile in einem Paket zusammengefasst, welche nun jedoch als ein einziges Produkt verkauft werden. Wir sind so auch in der Lage eine breitere Akzeptanz und Markttiefe zu bekommen. Wir haben ebenfalls begonnen, Markeninhalte für die Arena Football League auszuliefern.

7. Amiga, Inc. hat sich vor allem auf AmigaAnywhere und die zugehörigen Inhalte konzentriert und laut der Firmenwebsite wird AmigaOS 4.0 nicht von Amiga, Inc. vertrieben oder unterstützt. Hat Amiga, Inc. Pläne Amiga OS abzulegen, das Projekt zu begraben oder planen Sie Werbung und Unterstützung zu einem späteren Zeitpunkt?

Bill McEwen: Alles was wir aufbauen, herstellen, erschaffen, hat mit der Basis zu tun. Es hat mit dem OS zu tun. Wir entledigen uns nicht selbst des OS. Dies war jedoch von Hyperion und Eyetech als eine Methode angedacht, das Ziel schneller zu erreichen, bzw. dachten wir, es würde so schneller gehen. Die ganze Zeit über war es unser Plan, das neue OS zu liefern und dieses neue OS sollte für verschiedene Gerätetypen und Konfigurationen skalierbar sein.

8. Amiga Inc.'s Rechtsanwälte haben sich letztens bei einem ISP [Internet Service Provider, Anm. d. Übers.] über ein Video beklagt, das einen Amiga 1000 von 1985 zeigt, der mit einem speziellen ROM Amiga OS 3.9 bootet. Der Nostalgie-Retro-Markt ist groß und wächst. Viele Benutzer hacken ihre alten Computer, einige bauen "Work-a-likes" (Rechner die ähnlich arbeiten, Anm. d. Übers.] mit moderner Hardware. Droht solchen Unternehmungen eine Gefahr durch Amiga Inc.'s Rechtsanwälten oder sind sie auf sich allein gestellt oder erhalten sie Unterstützung?

Bill McEwen: Amiga hat seinen Rechten immer Geltung verschafft, in den meisten Fällen taten wir das direkt und arbeiteten mit Leuten oder Firmen, die unsere IP verletzen, wobei niemand jemals etwas davon mitbekam. Im vergangenen Jahr entschieden wir uns dazu, unsere Anwälte dazu zu benutzen Rechteverletzungen aufzuspüren und zu beobachten. Wir machen sie nur auf jeden aufmerksam, von dem wir Kenntnis erlangen, dass er Markenzeichen oder unser geistiges Eigentum verletzet, und sie kümmern sich darum.

In Bezug auf den Fall von dem Sie sprechen, wurden wir von Dritten informiert, dass jemand die ROMs manipuliert hätte. Das stellt eine Verletzung unserer Rechte dar, weshalb die Anwälte informiert wurden. Daraufhin wurden uns mitgeteilt, dass dies nicht der Wahrheit entsprach, nichts wirklich gemacht wurde, es sich um ein manipuliertes Video handelte und tatsächlich kein Code verändert wurde.

Wenn jemand wünscht, eine Lizenz zur Nutzung der Amiga-Rechte oder Warenzeichen zu bekommen, so sollte er direkt mit uns Kontakt aufnehmen und wir werden uns freuen zu erfahren, wie der Amiga und die Gemeinschaft davon profitieren könnte. Dann können wir die richtige Entscheidung über die weitere Vorgehensweise treffen. Wenn Sie bereits unsere Rechte oder Warenzeichen ohne Lizenz nutzen, gehe ich davon aus, dass Sie mit uns in Kontakt treten, bevor unsere Rechtsabteilung Sie kontaktiert.

9. Da Eyetech die AmigaOne-Motherboards nicht länger verkauft, Amiga, Inc. ruhig ist und Hyperion zwar kommuniziert aber gebunden ist und es keine neue Hardware gibt, auf der AmigaOS 4.0 läuft, was ist mit der AmigaOne-Partnerschaft passiert?

Bill McEwen: Der Vertrag ist weiterhin gültig.

10. Eine Lizenz für das geistige Eigentum von Amiga Inc. zu erhalten erscheint wegen der fehlenden Rückmeldungen [von seiten Amiga Inc.] unmöglich. Könnten Sie die Prozedur, die Minimalbedingungen oder gar die Details erläutern die zum Erhalt einer Lizenz nötig sind?

Bill McEwen: Eine Lizenz zu erhalten ist sicher nicht unmöglich, schließlich haben wir mehr als einen Vertrag für unser geistiges Eigentum unterzeichnet und es werden im Laufe des Jahres weitere Produkte von Drittherstellern veröffentlicht werden, die das ebenfalls belegen.

Der Prozess ist wirklich einfach. Lassen Sie uns wissen, dass sie unser geistiges Eigentum nutzen wollen. Wir werden Ihnen dann einige Fragen zusenden, überprüfen ob wir die entsprechenden Posten bereits anderweitig lizensiert haben und dann mit ihnen zusammen herausfinden ob ihr Projekt funktionieren kann und ob eine Zusammenarbeit Sinn macht.

Es sollte jedoch klar sein, dass wir hier von Gruppen bzw. Firmen sprechen, deren gegenwärtige Einnahmen derartige Unternehmungen tragen können. Wir verlangen einen Business-Plan, Informationen zum Budget und zum aktuellen Umsatz, sowie jährliche Einnahmen von mindestens 500.000 USD.

11. Der "Newtek video Toaster" hauchte neues Leben in die Amiga-Plattform, führte sie in einen komplett neuen Markt ein und brachte die Plattform Leuten nahe, die ansonsten niemals Amiga einen genutzt hätten, ganz besonders in den USA. Vor einiger Zeit habe ich gelesen, daß Newtek sehr daran interessiert war zu erfahren, wie es dem Amiga geht (sie sind ja alte Amiganer). Sind sie mit Newtek kürzlich in Kontakt gewesen und was können Sie uns über Ihre Gespräche mit Ihnen erzählen?

Bill McEwen: Ehrlich gesagt habe ich mit Herrn Jenison seit beinahe fünf Jahren nicht mehr gesprochen. In unserer letzten Unterhaltung musste ich ihm versichern, dass ich mich bei ihm melde sobald wir die Hardware-Situation gelöst hätten. Eine Lösung der Hardware-Frage rückt jetzt näher, also werde ich mich bei ihm melden.

12. Angenommen, Amiga, Inc. hätte ein Interesse an der Entwicklung von Amiga OS 4.0 und höher. Da es ja keine Hardware gibt, auf der AmigaOS 4.0 laufen würde und Apple, von denen ich annehme, daß sie der Hauptabnehmer von Hochleistungs-PPC-Prozessoren waren, von PPC nach x86 wechselt: Hat sich Apples Wechsel auf den PPC-Markt in irgendeiner Weise ausgewirkt, so dass Amiga, Inc. darüber nachdenken würde, andere CPU-Plattformen zu lizensieren, sagen wir x86?

Bill McEwen: Ich denke nicht dass OS4 auch andere Prozessorfamilien als den PowerPC unterstützen wird. In dieser Familie gibt es mehrere Prozessor-Typen, die für neue Hardware-Lösungen in Frage kommen (beachten Sie in diesem Zusammenhang aber auch meine übernächste Antwort)

Frage in diesem Zusammenhang: Ist Amiga, Inc. willens, die Classic-Plattform in der selben Art und Weise zu öffnen, wie IBM es mit dem PC tat?

Bill McEwen: Wir würden das sehr gerne mit Parteien erörtern, die in der Vergangenheit ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt haben Hardware-Lösungen an Kunden zu verkaufen. Das Verhindern von Wachstum ist nicht unser Geschäft, und wir werden weiterhin nach integren Partnern für die Auslieferung solcher Produkte suchen.

(Weitere Frage in diesem Zusammenhang: Warum tritt Amiga Inc. nicht in die historischen Fußstapfen von Apple und wechselt zu Intel/AMD, so dass PC-User eine Möglichkeit haben, AOS zu testen?

Bill McEwen: OS5 wird auf mehr als einer Prozessor-Familie laufen.

13. Was sind Amiga, Inc.'s gegenwärtige Pläne und Roadmap für die Zukunft, sagen wir die nächsten 5 Jahre?

Bill McEwen: Amiga wird eine konkurrenzfähige Lösung für OEM- und ODM-Anbieter sowie Endkunden zur Verfügung stellen, die auf verschiedenen Geräten, inklusive Desktop-Rechnern, läuft und diese Geräte vereinheitlicht um eine nahtlose Zusammenarbeit zu gewährleisten. Amiga wird einen robusten und wettbewerbsfähigen Unterbau anbieten der begeistert und die Art wie wir Computer wahrnehmen verändern wird.

Im Laufe der nächsten fünf Jahre werden OS4, 5 und 6 auf verschiedenen digitalen Geräten auf dem Markt sein, inklusive der notwendigen Support-Infrastruktur.

Frage in diesem Zusammenhang: Für die kommenden 12 Monate - welche Meilensteine und Ergebnisse hat sich Amiga Inc. selbst vorgenommen? Welche Kriterien können wir benutzen, um den Erfolg oder Mißerfolg von Amiga Inc's Geschäftsweg zu messen und welche Produkte planen Sie zu veröffentlichen?

Bill McEwen: Ich hoffe dass wir die OS4-Situation lösen und mit der Auslieferung dieses Produkts beginnen können und es für mehr als ein Gerät erhältlich sein wird. Wir haben dafür bezahlt es auf Embedded-Geräte zu portieren und wissen daher dass es auch in diesem Umfeld funktionieren kann. Deswegen gehen wir davon aus, dass die Möglichkeit besteht, dass es in den nächsten 12 Monaten mehr als ein [Hardware-] Produkt für OS4 geben wird. Sie werden auch mehrere Veröffentlichungen von AmigaAnywhere auf diversen Plattformen erleben sowie Partnerschaften mit weiteren Unternehmen die uns vorwärts bringen. Sie werden auch Übernahmen miterleben, wo wir geistiges Eigentum anderer Unternehmen einkaufen.

Frage in diesem Zusammenhang: Was werden die nächsten zwei Jahre dem Unternehmen Amiga Inc. bescheren?

Bill McEwen: Amiga wird weiterhin sowohl sein Content-Portfolio als auch sein OEM-Portfolio ausweiten. Sie werden sehen wie Teile von OS5 als Bestandteil von AmigaAnywhere ausgeliefert werden um dann später mit dem Rest von OS5 zu verschmelzen, das dann ebenfalls auf den Markt kommen wird.

Frage in diesem Zusammenhang: Gibt es irgendwelche Pläne, innerhalb der nächsten zwei Jahre, eine Desktop-Umgebung zu unterstützen/herauszugeben/zu entwickeln?

Bill McEwen: Selbstverständlich! Wir werden die Hardware nicht selbst herstellen, aber wir werden an der Entwicklung des Betriebssystems und aller andere Software-Komponenten zur Erschaffung eines tollen Desktop-Rechners beteiligt sein.

14. Gibt es Pläne für OS-Plattformen, beispielsweise neuen Herstellern durch die Rekruitierung etablierter Distributoren unter die Arme zu greifen oder für die direkte Unterstützung gegenwärtiger Anstrengungen wie z.B. Powervixen, Troika oder selbst Elbox?

Bill McEwen: Wir haben dies bereits mit mehreren führenden PC- und Chip-Herstellern diskutiert. Ich werde zu diesem Zeitpunkt keine Namen oder andere Informationen preisgeben, da bis zur endgültigen Auslieferung noch einiges passieren kann.

Amiga benötigt Partner die tatsächlich erstklassige Hardware liefern können und hat bereits entsprechende Verbindungen etabliert um ein konkurrenzfähiges Produkt zu einem konkurrenzfähigen Preis ausliefern zu können. Wir brauchen auch Verbindungen zu Unternehmen, die bereits bewiesen haben dass sie Hardware ausliefern können, und wir brauchen den Erfahrungsaustausch mit diesen Unternehmen.

15. Da es gegenwärtig keine Hardware für AmigaOS 4.0 zu kaufen gibt und neue Hardware, falls sie je erscheinen sollte, erst noch auf den Markt kommen muss: Wird AmigaOS 4.0 sowie die Folgeversionen ausschließlich das Eigentum von Hyperion werden, so dass Hyperion nach eigenem Ermessen entwickeln können oder wird es nur eine verdorrte Ranke sein, die wegen des Hardware-Mangels verhungert?

Bill McEwen: Nein, das wird nicht passieren. Wir wollen dass OS4 ausgeliefert wird, aber bis wir alle [rechtlichen] Probleme beseitigt haben werden Sie vielleicht schon Version 5 benutzen [können]. Ich sollte wohl erwähnen dass obwohl wir erst einmal über OS5 gesprochen haben, bereits seit zwei Jahren von Amiga-Ingenieuren und -Mitarbeitern daran gearbeitet wird. Wir haben beachtliche Fortschritte erzielt und sind mit den bisherigen Resultaten sehr zufrieden.

16. Hyperion hat erklärt, daß sie die finale Version OS4 nicht veröffentlichen werden, bevor es echte Hardware gibt, auf der es laufen könnte. Und damit ist lizensierte Hardware gemeint. Arbeitet Amiga, Inc. mit Hyperion zusammen um Lizenznehmer zu finden oder um Hardware zu beschaffen, auf der AmigaOS 4.0 laufen könnte?

Bill McEwen: Wir haben seit November daran gearbeitet, einen Hardware-Partner für neue PowerPC-basierte Hardware aufzutreiben, und wir machen langsam aber sicher Fortschritte. Ich hoffe dass das Hyperion-Problem gelöst werden kann so dass wir das OS fertigstellen und die Hardware ausliefern können.

17. Es wurde gesagt, daß jede weitere AmigaOS-Version von Amiga Inc. selbst entwickelt würde. Das bedeutet, daß Sie auch den Support dafür bieten und die Werbung und den Vertrieb übernehmen. Ist das immer noch so und falls ja, was sind die Pläne für die Weiterentwicklung von Hyperions Arbeit an AmigaOS 4.0?

Bill McEwen: Im April 2004 hat Amiga mit der Entwicklung von OS5 begonnen. Das Team wurde erweitert und wir sind derzeit damit beschäftigt, weitere talentierte Kräfte an Bord zu holen. OS5 ist so angelegt, dass wir Teile des funktionierenden Gesamtprodukts SDA-Entwicklern [Entwickler, die ein "Software Distribution Agreement" unterzeichnet haben, Anm. d. Übers.] zukommen lassen können und dadurch die Entwicklung von Content und Diensten für diese neue Plattform beschleunigen. Diese SDA-Entwickler waren sehr hilfreich, die sie uns aufgezeigt haben was aus Sicht eines externen Entwicklers in Zukunft noch verbessert werden müsste.

18. Von dem Moment an, als Sie 2000 CEO von Amiga Inc. wurden, gingen Sie nach vorn und in die Mitte der Bühne der Amiga Community. Könnten Sie Ihre Gedanken mit uns teilen, wie man sich im Focus einer Armee von hingebungsvollen und fanatischen Amiga-Usern fühlt, die (teils unrealistische) Hoffnungen in Sie und Amiga Inc. gesetzt haben und manchmal das Ziel beißender, persönlicher Angriffe zu sein?

Bill McEwen: Um ehrlich zu sein: Ich habe viele Vorhersagen und Aussagen gemacht, die bisher nicht wahr geworden sind. Als wir angefangen haben, waren viele Dinge nicht so, wie wir sie erwartet hätten, das Investor-Kapital ist ausgeblieben und die ersten sechs Verträge die wir unterzeichnet haben haben sich in Luft aufgelöst. Die Verkaufszahlen waren erheblich niedriger als das was man uns angekündigt hatte. Das sind keine Entschuldigungen, dies sind nur die Dinge die passiert sind und unsere Pläne und unser Weiterkommen behindert haben. Im Jahr 2003 gelang es mir einen Investor aufzutreiben, der unsere Ideen und unsere Pläne versteht und das notwendige Kapital auftreiben konnte um uns die Weiterarbeit zu ermöglichen. Ich war müde und ausgebrannt, da Amiga einen ziemlichen hohen Tribut von mir persönlich gefordert hatte, deswegen haben wir eine weitere Person engagiert um die Firma zu führen und ich habe eine etwas niedrigere Position eingenommen. Als diese Person uns verließ, hat mich der Chairman gebeten wieder das Heft in die Hand zu nehmen und die Dinge wieder ins Rollen zu bringen. Ich habe diese Herausforderung akzeptiert und die letzten Monate damit verbracht das Team zu vergrössern und mit externen Parteien zusammenzuarbeiten um die Dinge wieder ins Rollen zu bringen. Ich denke wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem es Sinn macht die Community wieder zu addressieren und euch allen mitzuteilen, dass wir euch nie vergessen haben, und dass das was wir früher angekündigt haben tatsächlich passieren wird - es wird nur etwas länger dauern als geplant.

Die Amiga-Community verdient dies. Ich habe definitiv nie unseren Traum aufgegeben und Ich weiß, dass jeder hier bei Amiga [Inc.] an unsere Vision glaubt und wir nicht aufhören werden, bevor wir sie verwirklicht haben.

Ich bin immer noch überrascht über die ganzen Lügen, und die ganzen erfundenen "Tatsachen", daran werde ich mich nie gewöhnen.

Wie auch immer, was ich sagen wollte ist: Ich bin noch hier, Amiga ist noch here, wir liefern Produkte und wir bewegen uns vorwärts. Wir werden unsere Versprechen erfüllen, wir werden erfolgreich sein und wir alle werden von den Opfern und der harten Arbeit profitieren die uns bis hierher gebracht haben und uns diese Zukunft ermöglicht haben.

19. In Ihrer letzten Werbung bezüglich der brasilianischen Website 'mobilezone.com.br' bezog sich der einleitende Text auf die Entwicklung des AmigaOS und den Wechsel zu AmigaAnywhere. AmigaOS 4 wurde nicht erwähnt. Wissen Sie, woher mobilezone solch inkorrekte Informationen haben könnte und warum haben Sie sie nicht korrigiert, nachdem Sie den Artikel gelesen haben?

Bill McEwen: Ich habe diesen Artikel bis gerade eben überhaupt nicht gelesen. Zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses und der Veröffentlichung [des Artikels] war ich mit diesem Bereich der Geschäftsführung nicht betraut.

20. Was, falls überhaupt etwas, kann die Amiga Community tun, um die Marke Amiga oder den Wunsch der Anwender nach einer Weiterentwicklung des AmigaOS zu unterstützen, entweder mit finanziellen Spenden oder durch die Entwicklung bzw. Portierung von Software bzw. Hardware? Und wird Amiga Inc. die Anwender bei solchen Vorhaben unterstützen?

Bill McEwen: Viele von euch haben bereits sehr viel getan um den Amiga am Leben zu erhalten und dem wunderbaren Geist dieser Idee neues Leben einzuhauchen. Keine anderes Unternehmen kann auf eine so aktive Gruppe von Leuten zurückgreifen und mit ihnen kommunizieren wie wir.

Worum ich bitten würde ist dass wir aufhören nach den Ursachen für das Versagen zu suchen und stattdessen unseren Fokus auf den [zukünftigen] Erfolg richten.

Die Amiga-Community hat einige der talentiertesten Entwickler und innovativsten Anwenden. Ich weiß dass nicht alles großartig ist: Wir haben immer noch kein OS4 und wir haben das Hardware-Problem noch nicht gelöst - [aber] wir arbeiten daran. Wir arbeiten an jedem Aspekt unseres Unternehmens und wir arbeiten daran das zu liefern was wir euch versprochen haben.

Was jeder einzelne tun kann ist die Zusammenarbeit mit anderen aufzunehmen, Wege zu finden um die Entwicklung von neuen Inhalten zu fürdern, die Ideen der anderen zu verfeinern und in der Gewissheit mit anderen zu kooperieren dass Amiga Inc. immer noch da ist und dass wir keinen von euch im Stich gelassen haben.

21. Würde Amiga Inc. Hyperion unterstützen/bestärken AOS4 auf die PS3 zu portieren? Bei Eyetech's offensichtlichen Rückzug vom Amiga-Hardwaremarkt und den Kosten für die Produktion einer adäquaten PowerPC-basierten Hardware in ausreichender Stückzahl, wäre eine Portierung auf Sony's CELL-basiertes System die einzige realistische Chance für die Plattform wieder auf den Massen-Markt zurückzukehren.

Bill McEwen: Ich habe dies mit den Friedens diskutiert, und sobald wir die rechtlichen Probleme gelöst haben, können wir auch das Pferd vor den Karren spannen. Wenn wir so etwas nicht mit OS4 erreichen können, bin ich mir sicher dass die FÜNF uns dies ermöglichen wird.

22. Angenommen, OS4 ist auf dem Markt: Planen Sie die Rückkaufsklausel einzusetzen und die Arbeit der OS4-Entwickler mit oder ohne Zusatzzahlung zu kaufen (die Feature-Liste enthält weit mehr als das, was ursprünglich für ein OS 4.0 geplant war)?

Bill McEwen: Jeder der an OS4 gearbeitet hat, arbeitet oder arbeiten wird sollte selbstverständlich bezahlt werden. Wir haben Hyperion in unseren Augen faire Angebote unterbreitet um diese Angelegenheit zu bereinigen, aber wir wurden bei drei verschiedenen Gelegenheiten abgewiesen. Wir versuchen immer noch, eine Lösung zu finden.

23. Da es scheinbar mehr Leute gibt, die den Amiga aus den 80ern/90ern kennen als von gegenwärtigen Veranstaltungen, sollte sich Amiga, Inc. des steigenden Interesses in 'Retro-Gaming' bewusst sein, insbesonders in den großen Wirtschaftsgebieten USA und Europa, weswegen in diesem Genre viel Geld verdient werden kann. Beispielsweise reißen sich Sony, Microsoft und Nintendo - zusammen mit allen großen Softwarefirmen - ein Bein aus, die Spiele der 80er/90er zu überarbeiten oder Retro-Kollektionen herauszugeben (schauen Sie sich nur die Aufstellung der PSP an).

Da Sie grundsätzlich einen der meistgesuchten immateriellen Werte besitzt, nämlich eine GROSSE Marke, ist es an der Zeit, Geld zu machen: Entweder durch den Verkauf der Amiga-Marke an sagen wir Commodore oder durch Partnerschaft mit einer anderen vorausdenkenden Organisation oder Person, wie z.B. dem MiniMig-Entwickler.

Hat Amiga, Inc. Pläne, aus diesem großen und wachsendem Markt Kapital zu schlagen, vielleicht in Form eines Amiga-Joysticks?


Bill McEwen: Ja, Amiga hat tatsächlich 2005 einen Vertrag mit einem Unternehmen unterschrieben, das einige auf der klassischen Amiga-Technologie basierende Produkte entwickeln wird und wir freuen uns auf die Ankunft dieser Produkte. Wir haben auch mit dem Entwickler des MiniMig verhandelt, aber er hat sich für eine andere Richtung entschieden.

Wir arbeiten an einem Produkt dass es ermöglichen wird Retro-Games auf verschiedenen Geräten zu spielen, und ich hoffe dass wir in Kürze etwas genauere Zeitpläne für dieses Produkt haben werden.

24. Es scheint, dass Sie nur die Spiele anderer Leute für Mobiltelefone/PDAs verkaufen, und das obwohl das Sicherheitszertifikat von amiga.com Ende 2005 abgelaufen ist, was vermutlich die Verkaufszahlen beeinträchtigt. Ist Amiga Inc. nicht mehr als ein Software-Publisher?

Bill McEwen: Ich würde dieses Zertifikats-"Problem" nicht als zu wichtig einstufen, das Zertifikat wurde erneuert und wird wieder benutzt.

Software-Publishing ist ein wichtiger Teil unseres Geschäftsmodells. Wir wollen nicht wie Microsoft oder Apple einfach von der Entwickler-Gemeinde profitieren, wir wollen auch nicht im Wettbewerb mit den Entwicklern stehen. Stattdessen wollen wir die Einkünfte mit dem Entwickler teilen und ihn in die Marketing- und Branding-Prozesse einbeziehen. Das erlaubt allen beteiligten eine größere Flexibilität und gleicht mehr dem Ansatz von Nintendo, Sony oder gar Dolby.

Derzeit werden AmigaAnywhere-Titel für bestimme Mobiltelefone, PDAs, Windows-Desktop-Computer und bestimmte Linux-Desktop-Rechner verkauft.

In unseren Testlabors läuft AmigaAnywhere auch auf diversen neuen Mobiltelefonen, Set Top Boxen, Tablet PCs, PDAs und einigen elektronischen Büchern. Sobald die Testphasen abgeschlossen sind werden die AmigaAnywhere-Titel auch für diese Produkte erhältlich sein.

25. Einige von uns haben das Party Pack und/oder die Amiga-Club-Mitgliedschaft gekauft, einige haben sogar ihr T-Shirt bekommen. Beide Produkte beinhalteten Rabatten-Angebote verschiedener Höhe beim Kauf von AmigaOS 4.0. Sind diese Angebote immer noch gültig?

Bill McEwen: Es gibt in diesem Bereich immer noch einige Aufräumarbeit zu leisten, wir hoffen diese Situation in naher Zukunft lösen zu können.

26. Es gibt zahlreiche Bedenken dass "OS5" einfach nur ein weiteres Add-On für Taos Intent ist?

Bill McEwen: Amiga OS 5 basiert NICHT auf Intent und hat nichts mit Tao zu tun. Es ist 100% Amiga und ja, es existiert ein Pfad von OS4 zu OS5.

Abschließend: Eine persönliche Anmerkung von Bill McEwen

Ich möchte mich bei allen bedanken, die dieses Interview ermöglicht haben und bei denen, die drangeblieben sind obwohl die Zukunftsaussichten in den letzten Jahren so düster waren. Ich weiß dass für mich persönlich sich das Leben nicht so entwickelt hat wie wir das geplant hatten.

Ich habe in keinster Weise vorhergesehen was auf mich zukam, noch habe ich mit den Reaktionen gerechnet, die auf persönlicher und geschäftlicher Ebene auf mich zukamen als die See etwas rauher wurde. Ich möchte mich bei denen bedanken, die mitfühlend reagiert haben, als sie vom Tod meiner Tochter und den darauf folgenden, auch durch die Schwierigkeiten bei Amiga begründeten, persönlichen finanziellen Problemen erfahren haben.

Mit Ausnahme von drei Leuten ist das Amiga-Team bei der Stange geblieben, arbeitet weiterhin und ist produktiv. Über einen Zeitraum von zwei Jahren haben einige von uns ohne Bezahlung weitergearbeitet und Produkte sowie Dienstleistungen auf die Beine gestellt. Diese "Wahl" hat jeder von uns täglich neu getroffen. Es gab niemanden, der zur Arbeit gezwungen wurde oder auch nur gefragt wurde ob er unbezahlt arbeiten würde. Alle waren über die Kapital-Situation informiert und jeder hatte ein Mitspracherecht bei der Richtung, die wir einschlagen würden. Es ist sehr betrüblich wie einige Leute in der Community das Schlimmste angenommen haben und niemals diejenigen in Frage gestellt haben, die schädliche Statements abgegeben haben. Ich musste auf verschiedene Arten erfahren dass es da draussen Leute gibt, die dich erst dann treten wenn du schon am Boden liegst.

Im Jahr 2000 sind wir mit der Absicht gestartet, die Computer-Landschaft für immer zu verändern, mit einer Serie von Produkten die uns einen ersten Start ermöglichen würden und der Erschaffung eines Betriebssystems auf das wir alle stolz sein können. Ein Teil der Betriebskosten von Amiga wurde durch Verkäufe noch auf Lager befindlicher [Classic] Hardware und Software gedeckt, und wir hatten diese Einkünfte fest als Ergänzung zu unserem Investoren-Kapital eingeplant, um uns mehr Zeit bis zur zweiten Kapital-Spritze zu verschaffen. Stellt euch meine Überraschung vor als ich mitbekommen habe, dass unser komplettes Inventar für 75.000 USD an eine indische Firma verkauft worden war - obwohl wir zuvor mehr als diesen Betrag monatlich erwirtschaftet hatten. Dadurch enstanden finanzielle Lücken die uns sehr geschadet haben und unsere Fähigkeit weiterzukommen stark eingeschränkt haben. Die Hardware die hier verkauft wurde, wurde nicht einmal versteigert und niemand hat uns vorher Bescheid gesagt. Als dann einer unserer Geldgeber dichtgemacht hat anstatt uns wie erwartet erneut Kapital zukommen zu lassen, wurde die Situation noch schlimmer. Amiga hätte eines der Opfer des IT-Crashs von 2001 sein können, aber wir haben überlebt.

Anstatt den Laden dicht zu machen und nach Hause zu gehen haben wir weitergemacht und uns durchgekämpft. Alle mussten große Opfer bringen, aber die meisten von uns sind immer noch hier. Das erinnert mich daran, wie ich zum ersten Mal in die Amiga-Community eingeführt wurde. Das war 1998 in Sacramento auf der ersten AmiWest, und ich war sehr nervös. Als ich dann die Leute auf dem Veranstaltung getroffen habe und mehrere Stunden mit ihnen an einem Tisch saß, sie kennengelernt habe, wurde mir klar dass da etwas war was den Amiga ausmachte, und was über Hardware und Software hinausgeht. Ich erinnere mich, wie ich Jeff Schindler anrief und ihm sagte dass wir etwas tun müssten, um diesen Leuten zu helfen, wir müssten unsere Pläne wahrmachen. Daran glaube ich noch heute.

Als Gateway entschied Amiga zu schließen, war meine erste Reaktion da heran zu kommen so dass wir sicherstellen konnten dass die Pläne weitergeführt wurden, dass es wirklich einen Ort für Amiga und die Community gab, und um eine aufregende Zukunft zu erschaffen.

Es hat uns zwar mehr Kratzer und Schmerzen gekostet als ich je wieder erleben möchte, aber ich denke die harten Entscheidungen die wir in 2002 getroffen haben fangen jetzt an sich auszuzahlen. Wir sind nicht mehr die selbe Firma die wir 2000 waren. Wir haben eine klare Vision und eindeutige Zwischenschritte und -ziele um dorthin zu gelangen. Wir haben seit Monaten daran gearbeitet die Hardware- und Software-Probleme rund um OS4 zu lösen und werden das auch weiterhin tun, aber wir haben auch erkannt dass wir es keine Verzögerungen mehr leisten können und haben deshalb 2004 mit der Arbeit an OS5 angefangen, und wir sind mit unseren bisherigen Fortschritten sehr zufrieden.

Amiga handelt von Menschen, Ideen, der Community und "Computing". Es ist das Ziel von Amiga den Menschen, der Community, die Ideen zu liefern die in einer begeisternden "Computing"-Erfahrung resultieren. Amiga ist ein globales Angebot und eine global Herausforderung und wir unternehmen die notwendigen Schritte um Märkte überall auf der Welt anzusprechen und mit Innovation und kreativen Lösungen eine führende Rolle einzunehmen.

Die Zeit war noch nie so reif für einen Erfolg von Amiga. (cg)

[Meldung: 18. Sep. 2006, 23:05] [Kommentare: 88 - 25. Sep. 2006, 11:44]
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